Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Jolinde. Jch weiß es, ja! daß ich des Königs Kind, Auf Gold gebettet war, wie's Wen'ge sind; Doch Ketten waren's doch, die ich getragen Seit meiner Kindheit ersten Tagen. Und mag ich mit wem immer auch verkehren -- Als eines Königs Tochter soll man stets mich ehren. Waltrudis. Doch mußt Du büßen nun den Eigensinn, Daß Du Dich gabst dem Stolze hin, Zu tragen nicht, was die Geburt beschieden, Und nicht zu würd'gen eig'nes Glück hienieden. Jolinde. Jst nicht die Freiheit nur das höchste Glück, Das sich Gehören? Und schau ich zurück, Blick' ich nur auf Gebundensein Und nicht das mir mein Eigen mein. Waltrudis. Und jetzt? Geschehe Dir's nach eigner Wahl, Des Sängers Weib in dieses Waldes Thal. Fort! Geh' hinein! Die Küche und die Kammer Hast Du zu scheuern. Spüre nur den Jammer. Und dann: am Quell' hol' Wasser! Säume nicht! Gehorchen, Dienen -- ist nun Deine Pflicht. Ab in die Hütte. Jolinde. Jch weiß es, ja! daß ich des Königs Kind, Auf Gold gebettet war, wie’s Wen’ge ſind; Doch Ketten waren’s doch, die ich getragen Seit meiner Kindheit erſten Tagen. Und mag ich mit wem immer auch verkehren — Als eines Königs Tochter ſoll man ſtets mich ehren. Waltrudis. Doch mußt Du büßen nun den Eigenſinn, Daß Du Dich gabſt dem Stolze hin, Zu tragen nicht, was die Geburt beſchieden, Und nicht zu würd’gen eig’nes Glück hienieden. Jolinde. Jſt nicht die Freiheit nur das höchſte Glück, Das ſich Gehören? Und ſchau ich zurück, Blick’ ich nur auf Gebundenſein Und nicht das mir mein Eigen mein. Waltrudis. Und jetzt? Geſchehe Dir’s nach eigner Wahl, Des Sängers Weib in dieſes Waldes Thal. Fort! Geh’ hinein! Die Küche und die Kammer Haſt Du zu ſcheuern. Spüre nur den Jammer. Und dann: am Quell’ hol’ Waſſer! Säume nicht! Gehorchen, Dienen — iſt nun Deine Pflicht. Ab in die Hütte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0278" n="242"/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch weiß es, ja! daß ich des Königs Kind,<lb/> Auf Gold gebettet war, wie’s Wen’ge ſind;<lb/> Doch <hi rendition="#g">Ketten</hi> waren’s doch, die ich getragen<lb/> Seit meiner Kindheit erſten Tagen.<lb/> Und mag ich mit wem immer auch verkehren —<lb/> Als eines Königs Tochter ſoll man ſtets mich ehren.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Waltrudis.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Doch mußt Du büßen nun den Eigenſinn,<lb/> Daß Du Dich gabſt dem Stolze hin,<lb/> Zu tragen nicht, was die <hi rendition="#g">Geburt</hi> beſchieden,<lb/> Und nicht zu würd’gen eig’nes Glück hienieden.</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jſt nicht die <hi rendition="#g">Freiheit</hi> nur das höchſte Glück,<lb/> Das <hi rendition="#g">ſich Gehören?</hi> Und ſchau ich zurück,<lb/> Blick’ ich nur auf Gebundenſein<lb/> Und nicht das mir mein <hi rendition="#g">Eigen mein.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Waltrudis.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und jetzt? Geſchehe Dir’s nach eigner Wahl,<lb/> Des Sängers Weib in dieſes Waldes Thal.<lb/> Fort! Geh’ hinein! Die Küche und die Kammer<lb/> Haſt Du zu ſcheuern. Spüre nur den Jammer.<lb/> Und dann: am Quell’ hol’ Waſſer! Säume nicht!<lb/> Gehorchen, Dienen — iſt nun Deine Pflicht.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Ab in die Hütte.</hi> </stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0278]
Jolinde.
Jch weiß es, ja! daß ich des Königs Kind,
Auf Gold gebettet war, wie’s Wen’ge ſind;
Doch Ketten waren’s doch, die ich getragen
Seit meiner Kindheit erſten Tagen.
Und mag ich mit wem immer auch verkehren —
Als eines Königs Tochter ſoll man ſtets mich ehren.
Waltrudis.
Doch mußt Du büßen nun den Eigenſinn,
Daß Du Dich gabſt dem Stolze hin,
Zu tragen nicht, was die Geburt beſchieden,
Und nicht zu würd’gen eig’nes Glück hienieden.
Jolinde.
Jſt nicht die Freiheit nur das höchſte Glück,
Das ſich Gehören? Und ſchau ich zurück,
Blick’ ich nur auf Gebundenſein
Und nicht das mir mein Eigen mein.
Waltrudis.
Und jetzt? Geſchehe Dir’s nach eigner Wahl,
Des Sängers Weib in dieſes Waldes Thal.
Fort! Geh’ hinein! Die Küche und die Kammer
Haſt Du zu ſcheuern. Spüre nur den Jammer.
Und dann: am Quell’ hol’ Waſſer! Säume nicht!
Gehorchen, Dienen — iſt nun Deine Pflicht.
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