Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Turdus. Wie kommst du daher? Casperl. Sind Sie der hohe Tenor? Turdus. Antworte Du mir, sonderbares Wesen. Casperl. Jch bin kein sonderbarer Besen, sondern ein Mensch, vielleicht nicht so sonderbar, wie Sie sind. Sie seh'n ja aus, wie ein Wilder. Aber, wenn Sie hier bekannt sind, wissen Sie kein Wirths- haus? Jch übernachte nit gern im Freien. Turdus (für sich). Ein sonderbarer Bursche. Du kannst die Nacht dort in der Hütte zubringen. Casperl. Jn einer Hütte, in welcher keine Anzapf- ung stattfindet? Turdus. Jch verstehe Dich nicht; doch ein Lager findest Du dort ganz nahe. Schau hin, der Mondes- strahl fällt auf das Strohdach. Casperl. Meinetwegen! Wenn der Mondstrahl auf's Dach fallt, kann ich leicht in's Haus hineinfallen. Aber ich bitt' um den Hausschlüssel. Turdus. Wie kommſt du daher? Casperl. Sind Sie der hohe Tenor? Turdus. Antworte Du mir, ſonderbares Weſen. Casperl. Jch bin kein ſonderbarer Beſen, ſondern ein Menſch, vielleicht nicht ſo ſonderbar, wie Sie ſind. Sie ſeh’n ja aus, wie ein Wilder. Aber, wenn Sie hier bekannt ſind, wiſſen Sie kein Wirths- haus? Jch übernachte nit gern im Freien. Turdus (für ſich). Ein ſonderbarer Burſche. Du kannſt die Nacht dort in der Hütte zubringen. Casperl. Jn einer Hütte, in welcher keine Anzapf- ung ſtattfindet? Turdus. Jch verſtehe Dich nicht; doch ein Lager findeſt Du dort ganz nahe. Schau hin, der Mondes- ſtrahl fällt auf das Strohdach. Casperl. Meinetwegen! Wenn der Mondſtrahl auf’s Dach fallt, kann ich leicht in’s Haus hineinfallen. Aber ich bitt’ um den Hausſchlüſſel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0271" n="235"/> <sp who="#TUR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Turdus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wie kommſt du <hi rendition="#g">daher?</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Sind <hi rendition="#g">Sie</hi> der hohe <hi rendition="#g">Tenor?</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#TUR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Turdus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Antworte <hi rendition="#g">Du</hi> mir, ſonderbares Weſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch bin kein ſonderbarer Beſen, ſondern ein<lb/> Menſch, vielleicht nicht ſo ſonderbar, wie <hi rendition="#g">Sie</hi><lb/> ſind. Sie ſeh’n ja aus, wie ein <hi rendition="#g">Wilder.</hi> Aber,<lb/> wenn Sie hier bekannt ſind, wiſſen Sie kein Wirths-<lb/> haus? Jch übernachte nit gern im Freien.</p> </sp><lb/> <sp who="#TUR"> <speaker> <hi rendition="#b">Turdus</hi> </speaker> <stage>(für ſich).</stage><lb/> <p>Ein ſonderbarer Burſche. Du kannſt die Nacht<lb/> dort in der Hütte zubringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jn einer <hi rendition="#g">Hütte,</hi> in welcher keine <hi rendition="#g">Anzapf-<lb/> ung</hi> ſtattfindet?</p> </sp><lb/> <sp who="#TUR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Turdus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch verſtehe Dich nicht; doch ein Lager findeſt<lb/> Du <hi rendition="#g">dort</hi> ganz nahe. Schau hin, der Mondes-<lb/> ſtrahl fällt auf das Strohdach.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Meinetwegen! Wenn der Mondſtrahl auf’s<lb/> Dach fallt, kann ich leicht in’s Haus hineinfallen.<lb/> Aber ich bitt’ um den Hausſchlüſſel.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0271]
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Jch bin kein ſonderbarer Beſen, ſondern ein
Menſch, vielleicht nicht ſo ſonderbar, wie Sie
ſind. Sie ſeh’n ja aus, wie ein Wilder. Aber,
wenn Sie hier bekannt ſind, wiſſen Sie kein Wirths-
haus? Jch übernachte nit gern im Freien.
Turdus (für ſich).
Ein ſonderbarer Burſche. Du kannſt die Nacht
dort in der Hütte zubringen.
Casperl.
Jn einer Hütte, in welcher keine Anzapf-
ung ſtattfindet?
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Jch verſtehe Dich nicht; doch ein Lager findeſt
Du dort ganz nahe. Schau hin, der Mondes-
ſtrahl fällt auf das Strohdach.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/271>, abgerufen am 20.07.2024. |