Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
werben, denn meine Finanzen sind zerrüttet. Mein Schwiegersohn würde doch wohl keinen Anstand nehmen, mir ein kleines Anlehen von etwa fünf Millionen zu geben. Jch habe zu viel Geld ver- than, habe zu viel Hofgesinde, zu viele Pferde, die Manie für Vollblutpferde kostet mich zu viel und meine Jagdpassion, besonders für gebratene Marcassins, die hat mich so weit herunter gebracht. Kurz und gut, die Partie muß mich retten! Als König kann ich nicht auf die Gant kommen; das wäre ein Skandal ebenso für meine hohen Collegen, wie für mich selbst. Ah, da kommt sie. (Geht ihr ent- gegen mit offenen Armen.) Liebe Tochter! Jolinde (tritt ein mit zwei Hofdamen). Theurer Vater! Lasse Dich umarmen. -- Du hast mich rufen lassen? König. Ja, ich habe Dich bitten lassen, zu mir zu kommen. Jolinde. Dein Wunsch ist mir immer Befehl. König. O könnte es immer so sein! Wäre es mög- lich, so sähest Du den glücklichsten Vater auf dieser Erde vor Dir. Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 15
werben, denn meine Finanzen ſind zerrüttet. Mein Schwiegerſohn würde doch wohl keinen Anſtand nehmen, mir ein kleines Anlehen von etwa fünf Millionen zu geben. Jch habe zu viel Geld ver- than, habe zu viel Hofgeſinde, zu viele Pferde, die Manie für Vollblutpferde koſtet mich zu viel und meine Jagdpaſſion, beſonders für gebratene Marcaſſins, die hat mich ſo weit herunter gebracht. Kurz und gut, die Partie muß mich retten! Als König kann ich nicht auf die Gant kommen; das wäre ein Skandal ebenſo für meine hohen Collegen, wie für mich ſelbſt. Ah, da kommt ſie. (Geht ihr ent- gegen mit offenen Armen.) Liebe Tochter! Jolinde (tritt ein mit zwei Hofdamen). Theurer Vater! Laſſe Dich umarmen. — Du haſt mich rufen laſſen? König. Ja, ich habe Dich bitten laſſen, zu mir zu kommen. Jolinde. Dein Wunſch iſt mir immer Befehl. König. O könnte es immer ſo ſein! Wäre es mög- lich, ſo ſäheſt Du den glücklichſten Vater auf dieſer Erde vor Dir. Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 15
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werben, denn meine Finanzen ſind zerrüttet. Mein
Schwiegerſohn würde doch wohl keinen Anſtand
nehmen, mir ein kleines Anlehen von etwa fünf
Millionen zu geben. Jch habe zu viel Geld ver-
than, habe zu viel Hofgeſinde, zu viele Pferde,
die Manie für Vollblutpferde koſtet mich zu viel
und meine Jagdpaſſion, beſonders für gebratene
Marcaſſins, die hat mich ſo weit herunter gebracht.
Kurz und gut, die Partie muß mich retten! Als
König kann ich nicht auf die Gant kommen; das
wäre ein Skandal ebenſo für meine hohen Collegen,
wie für mich ſelbſt. Ah, da kommt ſie. (Geht ihr ent-
gegen mit offenen Armen.) Liebe Tochter!
Jolinde (tritt ein mit zwei Hofdamen).
Theurer Vater! Laſſe Dich umarmen. — Du
haſt mich rufen laſſen?
König.
Ja, ich habe Dich bitten laſſen, zu mir zu kommen.
Jolinde.
Dein Wunſch iſt mir immer Befehl.
König.
O könnte es immer ſo ſein! Wäre es mög-
lich, ſo ſäheſt Du den glücklichſten Vater auf
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