Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
verzwickelten Namen rufen zu lassen. Wenn in
dieser Wildniß ein Strick zu finden wäre, so würde
ich mich am nächstbesten Baum aus Verweiflung
aufhängen. Aber es scheint doch ein Wink des
gütigen Schicksals zu sein, daß ich weder einen
Strick noch einen Baum hier gefunden habe.
(Der
Vollmond geht auf)
O schauerliche traurige Beleuchtung!
Der Mond scheint mir zuzulächeln; dieß ist aber
nur Hohngelächter. Pfui! Dein Licht ist mir zu-
wieder. Jch will Dich nicht sehen, ich will die
Augen zudrucken und schlafen.

Legt sich, ebenfalls an einen Felsen gelehnt, nieder und schläft
schnarchend ein.

(Der Mond singt.)
Lied.
Jn stiller Nacht geh' ich so gern spazieren,
Denn ich brauch mich vor Niemand zu genieren;
Will mich ein Astronom auch observiren,
So laß ich mich dadurch nicht molestiren.
Es ist mir eine Lust so mild zu scheinen,
Weil ich oft tröste, die im Stillen weinen;
Auch freut es mich, die Großen und die Kleinen
Zu sanftem süßen Schlummer zu vereinen.

Aus einem sich öffnenden Felsen tritt der Berggeist, aus einer großen
Tabakspfeife rauchend.
verzwickelten Namen rufen zu laſſen. Wenn in
dieſer Wildniß ein Strick zu finden wäre, ſo würde
ich mich am nächſtbeſten Baum aus Verweiflung
aufhängen. Aber es ſcheint doch ein Wink des
gütigen Schickſals zu ſein, daß ich weder einen
Strick noch einen Baum hier gefunden habe.
(Der
Vollmond geht auf)
O ſchauerliche traurige Beleuchtung!
Der Mond ſcheint mir zuzulächeln; dieß iſt aber
nur Hohngelächter. Pfui! Dein Licht iſt mir zu-
wieder. Jch will Dich nicht ſehen, ich will die
Augen zudrucken und ſchlafen.

Legt ſich, ebenfalls an einen Felſen gelehnt, nieder und ſchläft
ſchnarchend ein.

(Der Mond ſingt.)
Lied.
Jn ſtiller Nacht geh’ ich ſo gern ſpazieren,
Denn ich brauch mich vor Niemand zu genieren;
Will mich ein Aſtronom auch obſerviren,
So laß ich mich dadurch nicht moleſtiren.
Es iſt mir eine Luſt ſo mild zu ſcheinen,
Weil ich oft tröſte, die im Stillen weinen;
Auch freut es mich, die Großen und die Kleinen
Zu ſanftem ſüßen Schlummer zu vereinen.

Aus einem ſich öffnenden Felſen tritt der Berggeiſt, aus einer großen
Tabakspfeife rauchend.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#CASPERL">
              <p><pb facs="#f0225" n="189"/>
verzwickelten Namen rufen zu la&#x017F;&#x017F;en. Wenn in<lb/>
die&#x017F;er Wildniß ein Strick zu finden wäre, &#x017F;o würde<lb/>
ich mich am näch&#x017F;tbe&#x017F;ten Baum aus Verweiflung<lb/>
aufhängen. Aber es &#x017F;cheint doch ein Wink des<lb/>
gütigen Schick&#x017F;als zu &#x017F;ein, daß ich weder einen<lb/>
Strick noch einen Baum hier gefunden habe.</p>
              <stage>(Der<lb/>
Vollmond geht auf)</stage>
              <p>O &#x017F;chauerliche traurige Beleuchtung!<lb/>
Der Mond &#x017F;cheint mir zuzulächeln; dieß i&#x017F;t aber<lb/>
nur Hohngelächter. Pfui! Dein Licht i&#x017F;t mir zu-<lb/>
wieder. Jch will Dich nicht &#x017F;ehen, ich will die<lb/>
Augen zudrucken und &#x017F;chlafen.</p><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">Legt &#x017F;ich, ebenfalls an einen Fel&#x017F;en gelehnt, nieder und &#x017F;chläft<lb/>
&#x017F;chnarchend ein.</hi> </stage><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Der Mond &#x017F;ingt.</hi>)</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MOND">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lied.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Jn &#x017F;tiller Nacht geh&#x2019; ich &#x017F;o gern &#x017F;pazieren,<lb/>
Denn ich brauch mich vor Niemand zu genieren;<lb/>
Will mich ein A&#x017F;tronom auch ob&#x017F;erviren,<lb/>
So laß ich mich dadurch nicht mole&#x017F;tiren.<lb/>
Es i&#x017F;t mir eine Lu&#x017F;t &#x017F;o mild zu &#x017F;cheinen,<lb/>
Weil ich oft trö&#x017F;te, die im Stillen weinen;<lb/>
Auch freut es mich, die Großen und die Kleinen<lb/>
Zu &#x017F;anftem &#x017F;üßen Schlummer zu vereinen.</p><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">Aus einem &#x017F;ich öffnenden Fel&#x017F;en tritt der Berggei&#x017F;t, aus einer großen<lb/>
Tabakspfeife rauchend.</hi> </stage>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0225] verzwickelten Namen rufen zu laſſen. Wenn in dieſer Wildniß ein Strick zu finden wäre, ſo würde ich mich am nächſtbeſten Baum aus Verweiflung aufhängen. Aber es ſcheint doch ein Wink des gütigen Schickſals zu ſein, daß ich weder einen Strick noch einen Baum hier gefunden habe. (Der Vollmond geht auf) O ſchauerliche traurige Beleuchtung! Der Mond ſcheint mir zuzulächeln; dieß iſt aber nur Hohngelächter. Pfui! Dein Licht iſt mir zu- wieder. Jch will Dich nicht ſehen, ich will die Augen zudrucken und ſchlafen. Legt ſich, ebenfalls an einen Felſen gelehnt, nieder und ſchläft ſchnarchend ein. (Der Mond ſingt.) Lied. Jn ſtiller Nacht geh’ ich ſo gern ſpazieren, Denn ich brauch mich vor Niemand zu genieren; Will mich ein Aſtronom auch obſerviren, So laß ich mich dadurch nicht moleſtiren. Es iſt mir eine Luſt ſo mild zu ſcheinen, Weil ich oft tröſte, die im Stillen weinen; Auch freut es mich, die Großen und die Kleinen Zu ſanftem ſüßen Schlummer zu vereinen. Aus einem ſich öffnenden Felſen tritt der Berggeiſt, aus einer großen Tabakspfeife rauchend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/225
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/225>, abgerufen am 25.11.2024.