Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Casperl. Ob ich ein ordentlicher Bergknappe werden will, das ist erst die Frag. Steiger. Nun, warum hast Du Dich als solcher anwerben lassen? Casperl. Das brauchen Sie nicht zu wissen. (Erhaben.) Mißgeschick und Schicksal! Das sind die forcht- baren Mächte, die mich in diesen dunklen Abgrund g'stoßen haben. Jch bin in diese Funsterniß herunter gerutscht, damit ich -- damit ich -- kurz und gut: Wenn Sie wüßten, Herr von Steiger, wie mich das Schicksal mißhandelt hat, bis ich in das Schicksal mich geschickt habe und so ungeschickt war, mich hier von Jhnen schikaniren zu lassen, so würden Sie -- -- Steiger. Hör' auf mit dem Geschwätz und geh an die Arbeit. Haue nun mit dem Fäustel die Metall- steine von der Wand herunter. Jn sechs Stunden hole ich Dich wieder ab, weil Du allein noch nicht sicher steigen kannst. Gib Acht, daß Dir das Gruben- licht nicht auslöscht. Höre auf Nichts und laß Dich durch Nichts irre machen. Da unten kommt Casperl. Ob ich ein ordentlicher Bergknappe werden will, das iſt erſt die Frag. Steiger. Nun, warum haſt Du Dich als ſolcher anwerben laſſen? Casperl. Das brauchen Sie nicht zu wiſſen. (Erhaben.) Mißgeſchick und Schickſal! Das ſind die forcht- baren Mächte, die mich in dieſen dunklen Abgrund g’ſtoßen haben. Jch bin in dieſe Funſterniß herunter gerutſcht, damit ich — damit ich — kurz und gut: Wenn Sie wüßten, Herr von Steiger, wie mich das Schickſal mißhandelt hat, bis ich in das Schickſal mich geſchickt habe und ſo ungeſchickt war, mich hier von Jhnen ſchikaniren zu laſſen, ſo würden Sie — — Steiger. Hör’ auf mit dem Geſchwätz und geh an die Arbeit. Haue nun mit dem Fäuſtel die Metall- ſteine von der Wand herunter. Jn ſechs Stunden hole ich Dich wieder ab, weil Du allein noch nicht ſicher ſteigen kannſt. Gib Acht, daß Dir das Gruben- licht nicht auslöſcht. Höre auf Nichts und laß Dich durch Nichts irre machen. Da unten kommt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0196" n="160"/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ob ich ein ordentlicher Bergknappe werden will,<lb/> das iſt erſt die Frag.</p> </sp><lb/> <sp who="#STEI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Steiger.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun, warum haſt Du Dich als ſolcher anwerben<lb/> laſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das brauchen Sie nicht zu wiſſen.</p> <stage>(Erhaben.)</stage><lb/> <p>Mißgeſchick und Schickſal! <hi rendition="#g">Das</hi> ſind die forcht-<lb/> baren Mächte, die mich in dieſen dunklen Abgrund<lb/> g’ſtoßen haben. Jch bin in dieſe Funſterniß herunter<lb/> gerutſcht, damit ich — damit ich — kurz und gut:<lb/> Wenn Sie wüßten, Herr von Steiger, wie mich<lb/> das Schickſal mißhandelt hat, bis ich in das Schickſal<lb/> mich geſchickt habe und ſo ungeſchickt war, mich hier<lb/> von Jhnen ſchikaniren zu laſſen, ſo würden Sie — —</p> </sp><lb/> <sp who="#STEI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Steiger.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Hör’ auf mit dem Geſchwätz und geh an die<lb/> Arbeit. Haue nun mit dem Fäuſtel die Metall-<lb/> ſteine von der Wand herunter. Jn ſechs Stunden<lb/> hole ich Dich wieder ab, weil Du allein noch nicht<lb/> ſicher ſteigen kannſt. Gib Acht, daß Dir das Gruben-<lb/> licht nicht auslöſcht. Höre auf Nichts und laß<lb/> Dich durch Nichts irre machen. Da unten kommt<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0196]
Casperl.
Ob ich ein ordentlicher Bergknappe werden will,
das iſt erſt die Frag.
Steiger.
Nun, warum haſt Du Dich als ſolcher anwerben
laſſen?
Casperl.
Das brauchen Sie nicht zu wiſſen. (Erhaben.)
Mißgeſchick und Schickſal! Das ſind die forcht-
baren Mächte, die mich in dieſen dunklen Abgrund
g’ſtoßen haben. Jch bin in dieſe Funſterniß herunter
gerutſcht, damit ich — damit ich — kurz und gut:
Wenn Sie wüßten, Herr von Steiger, wie mich
das Schickſal mißhandelt hat, bis ich in das Schickſal
mich geſchickt habe und ſo ungeſchickt war, mich hier
von Jhnen ſchikaniren zu laſſen, ſo würden Sie — —
Steiger.
Hör’ auf mit dem Geſchwätz und geh an die
Arbeit. Haue nun mit dem Fäuſtel die Metall-
ſteine von der Wand herunter. Jn ſechs Stunden
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/196>, abgerufen am 20.07.2024. |