Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Grethl. Kurz, daß ich's Jhnen sag'; Wir sind eigentlich gar nicht gut g'standen mit der Frau Hintermayrin; allein ich hab's doch nit ungern g'habt: Sie war eigentlich a brave Frau und man hat ihr nichts nachsagen können. Frau Stritzlhuber. Das ist wahr und die Ehr' muß man ihr lassen. Die ganz Nachbarschaft hat ihren Tod bedauert und ihre Leich' war aber auch wunderschön! Die muß was kost' haben. Grethl. Und ob's wos kost't hat? -- Haben ja den schönen Fahnen mittragen und die Musik mit die Posaunen und nicht die Wenigen von die "Herren" im Chorrack. Frau Stritzlhuber. Aber schön ist's, daß Jhnen was vermacht hat, wie allgemein g'sagt wird -- darf ich vielleicht noch um ein Schalerl bitten? Er ist gar so gut, Jhr Caffee -- Grethl (schenkt ein). O ich bitt' recht sehr; das freut mich unge- mein, daß er ihnen schmeckt! mei'm Casperl dürft' ich mit kei'm schlechten kommen! -- Ja, will ich Grethl. Kurz, daß ich’s Jhnen ſag’; Wir ſind eigentlich gar nicht gut g’ſtanden mit der Frau Hintermayrin; allein ich hab’s doch nit ungern g’habt: Sie war eigentlich a brave Frau und man hat ihr nichts nachſagen können. Frau Stritzlhuber. Das iſt wahr und die Ehr’ muß man ihr laſſen. Die ganz Nachbarſchaft hat ihren Tod bedauert und ihre Leich’ war aber auch wunderſchön! Die muß was koſt’ haben. Grethl. Und ob’s wos koſt’t hat? — Haben ja den ſchönen Fahnen mittragen und die Muſik mit die Poſaunen und nicht die Wenigen von die „Herren‟ im Chorrack. Frau Stritzlhuber. Aber ſchön iſt’s, daß Jhnen was vermacht hat, wie allgemein g’ſagt wird — darf ich vielleicht noch um ein Schalerl bitten? Er iſt gar ſo gut, Jhr Caffee — Grethl (ſchenkt ein). O ich bitt’ recht ſehr; das freut mich unge- mein, daß er ihnen ſchmeckt! mei’m Casperl dürft’ ich mit kei’m ſchlechten kommen! — Ja, will ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0162" n="126"/> <sp who="#GRETH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Kurz, daß ich’s Jhnen ſag’; Wir ſind eigentlich<lb/> gar nicht gut g’ſtanden mit der Frau Hintermayrin;<lb/> allein ich hab’s doch nit ungern g’habt: Sie war<lb/> eigentlich a brave Frau und man hat ihr nichts<lb/> nachſagen können.</p> </sp><lb/> <sp who="#STRI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Frau Stritzlhuber.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das iſt wahr und die Ehr’ muß man ihr laſſen.<lb/> Die ganz Nachbarſchaft hat ihren Tod bedauert und<lb/> ihre Leich’ war aber auch wunderſchön! Die muß<lb/> was koſt’ haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRETH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und ob’s wos koſt’t hat? — Haben ja den<lb/> ſchönen Fahnen mittragen und die Muſik mit die<lb/> Poſaunen und nicht die Wenigen von die „Herren‟<lb/> im Chorrack.</p> </sp><lb/> <sp who="#STRI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Frau Stritzlhuber.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Aber ſchön iſt’s, daß Jhnen was vermacht hat,<lb/> wie allgemein g’ſagt wird — darf ich vielleicht noch<lb/> um ein Schalerl bitten? Er iſt gar ſo gut, Jhr<lb/> Caffee —</p> </sp><lb/> <sp who="#GRETH"> <speaker> <hi rendition="#b">Grethl</hi> </speaker> <stage>(ſchenkt ein).</stage><lb/> <p>O ich bitt’ recht ſehr; das freut mich unge-<lb/> mein, daß er ihnen ſchmeckt! mei’m Casperl dürft’<lb/> ich mit kei’m ſchlechten kommen! — Ja, will ich<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0162]
Grethl.
Kurz, daß ich’s Jhnen ſag’; Wir ſind eigentlich
gar nicht gut g’ſtanden mit der Frau Hintermayrin;
allein ich hab’s doch nit ungern g’habt: Sie war
eigentlich a brave Frau und man hat ihr nichts
nachſagen können.
Frau Stritzlhuber.
Das iſt wahr und die Ehr’ muß man ihr laſſen.
Die ganz Nachbarſchaft hat ihren Tod bedauert und
ihre Leich’ war aber auch wunderſchön! Die muß
was koſt’ haben.
Grethl.
Und ob’s wos koſt’t hat? — Haben ja den
ſchönen Fahnen mittragen und die Muſik mit die
Poſaunen und nicht die Wenigen von die „Herren‟
im Chorrack.
Frau Stritzlhuber.
Aber ſchön iſt’s, daß Jhnen was vermacht hat,
wie allgemein g’ſagt wird — darf ich vielleicht noch
um ein Schalerl bitten? Er iſt gar ſo gut, Jhr
Caffee —
Grethl (ſchenkt ein).
O ich bitt’ recht ſehr; das freut mich unge-
mein, daß er ihnen ſchmeckt! mei’m Casperl dürft’
ich mit kei’m ſchlechten kommen! — Ja, will ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/162 |
Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/162>, abgerufen am 20.07.2024. |