Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Casperl. Ja -- ich hoff's -- Sarastro. Einstweilen, Herr Professor, erlauben Sie, daß ich Sie mit unserem Kreise bekannt mach'. Jch bin eigentlich in Aegypten als gelehrter Magier etablirt und wohne in einer Pyramide mit dem Prinzen Tamino und seiner Gemahlin, die früher meine Haushalterin war. Wir leben still und zurück- gezogen, weil man dem Prinzen seine Besitzungen geraubt hat, wie es in Aegypten bisweilen zu ge- schehen pflegt. Casperl. Das kommt, scheint's, an andern Orten auch vor. Bei uns z'Haus heißt man's aber "Annexiren". Tamino. Nun hab' ich mich ganz dem Flötenspiel ge- widmet, das ich früher aus Liebhaberei getrieben. Casperl. Sehr merkwürdig, aber's Frühstück wär mir lieber. Sarastro. Jm Sommer bei der schönen Jahreszeit da ziehen wir nach Europa herüber, weil ich eine Kur für meinen Unterleib gebrauchen muß. Jch trink' nemlich Karlsbader Wasser oder Kissinger. Casperl. Ja — ich hoff’s — Saraſtro. Einſtweilen, Herr Profeſſor, erlauben Sie, daß ich Sie mit unſerem Kreiſe bekannt mach’. Jch bin eigentlich in Aegypten als gelehrter Magier etablirt und wohne in einer Pyramide mit dem Prinzen Tamino und ſeiner Gemahlin, die früher meine Haushalterin war. Wir leben ſtill und zurück- gezogen, weil man dem Prinzen ſeine Beſitzungen geraubt hat, wie es in Aegypten bisweilen zu ge- ſchehen pflegt. Casperl. Das kommt, ſcheint’s, an andern Orten auch vor. Bei uns z’Haus heißt man’s aber „Annexiren‟. Tamino. Nun hab’ ich mich ganz dem Flötenſpiel ge- widmet, das ich früher aus Liebhaberei getrieben. Casperl. Sehr merkwürdig, aber’s Frühſtück wär mir lieber. Saraſtro. Jm Sommer bei der ſchönen Jahreszeit da ziehen wir nach Europa herüber, weil ich eine Kur für meinen Unterleib gebrauchen muß. Jch trink’ nemlich Karlsbader Waſſer oder Kiſſinger. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0141" n="105"/> <sp who="#CASPE"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja — ich hoff’s —</p> </sp><lb/> <sp who="#SAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Saraſtro.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Einſtweilen, Herr Profeſſor, erlauben Sie, daß<lb/> ich Sie mit unſerem Kreiſe bekannt mach’. Jch<lb/> bin eigentlich in Aegypten als gelehrter Magier<lb/> etablirt und wohne in einer Pyramide mit dem<lb/> Prinzen Tamino und ſeiner Gemahlin, die früher<lb/> meine Haushalterin war. Wir leben ſtill und zurück-<lb/> gezogen, weil man dem Prinzen ſeine Beſitzungen<lb/> geraubt hat, wie es in Aegypten bisweilen zu ge-<lb/> ſchehen pflegt.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPE"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das kommt, ſcheint’s, an andern Orten auch<lb/> vor. Bei uns z’Haus heißt man’s aber „Annexiren‟.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAMO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Tamino.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun hab’ ich mich ganz dem Flötenſpiel ge-<lb/> widmet, das ich früher aus Liebhaberei getrieben.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPE"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Sehr merkwürdig, aber’s Frühſtück wär mir lieber.</p> </sp><lb/> <sp who="#SAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Saraſtro.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jm Sommer bei der ſchönen Jahreszeit da<lb/> ziehen wir nach Europa herüber, weil ich eine Kur<lb/> für meinen Unterleib gebrauchen muß. Jch trink’<lb/> nemlich Karlsbader Waſſer oder Kiſſinger.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0141]
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Ja — ich hoff’s —
Saraſtro.
Einſtweilen, Herr Profeſſor, erlauben Sie, daß
ich Sie mit unſerem Kreiſe bekannt mach’. Jch
bin eigentlich in Aegypten als gelehrter Magier
etablirt und wohne in einer Pyramide mit dem
Prinzen Tamino und ſeiner Gemahlin, die früher
meine Haushalterin war. Wir leben ſtill und zurück-
gezogen, weil man dem Prinzen ſeine Beſitzungen
geraubt hat, wie es in Aegypten bisweilen zu ge-
ſchehen pflegt.
Casperl.
Das kommt, ſcheint’s, an andern Orten auch
vor. Bei uns z’Haus heißt man’s aber „Annexiren‟.
Tamino.
Nun hab’ ich mich ganz dem Flötenſpiel ge-
widmet, das ich früher aus Liebhaberei getrieben.
Casperl.
Sehr merkwürdig, aber’s Frühſtück wär mir lieber.
Saraſtro.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/141>, abgerufen am 16.02.2025. |