des Dr. Faust. So faßte Herr Jos. Schmid ein Herz und wendete sich an den, als Jugendschriftsteller so wohlbekannten Grafen Pocci. Umgehend kam mit einem Briefe aus Ammerland (vom 17. Sept. 1858) freudige Zusage. "Allerdings, schrieb der immerdar ebenso bereitwillige wie bescheidene Dichter, fehlt so Etwas in München für die Kinderwelt. Meine geringen Kräfte stehen zu Jhren Diensten, insoferne Sie dieselben gebrauchen wollen. Jeden- falls dürfte es darauf zunächst ankommen, der Ju- gend nur Gesundes und Frisches zu bieten, da eine etwa superfeine Sentimentalität ebenso schädlich auf die Gemüther wirkt als die Rohheit des Dult- Casperl, dem ich aber stets selbst als der aufmerk- samste und theilnehmendste Zuschauer angehöre." Als Graf Pocci bald darauf nach München kam, war er nach einigen Conferenzen mit dem Unter- nehmer schon so Feuer und Flamme für die Sache, daß er nicht nur ein eigenes Stück in baldige Aussicht stellte, sondern auch seine Freunde und Bekannten auf das Lebhafteste dafür zu interessiren wußte. Unter den poetischen Liebhabern, welche auf diesen Altar Thaliens ihre dramatischen Er- zeugnisse opferten, befanden sich außer dem Frei- herrn von Gumpenberg der Herr Hofmedikus
des Dr. Fauſt. So faßte Herr Joſ. Schmid ein Herz und wendete ſich an den, als Jugendſchriftſteller ſo wohlbekannten Grafen Pocci. Umgehend kam mit einem Briefe aus Ammerland (vom 17. Sept. 1858) freudige Zuſage. „Allerdings, ſchrieb der immerdar ebenſo bereitwillige wie beſcheidene Dichter, fehlt ſo Etwas in München für die Kinderwelt. Meine geringen Kräfte ſtehen zu Jhren Dienſten, inſoferne Sie dieſelben gebrauchen wollen. Jeden- falls dürfte es darauf zunächſt ankommen, der Ju- gend nur Geſundes und Friſches zu bieten, da eine etwa ſuperfeine Sentimentalität ebenſo ſchädlich auf die Gemüther wirkt als die Rohheit des Dult- Casperl, dem ich aber ſtets ſelbſt als der aufmerk- ſamſte und theilnehmendſte Zuſchauer angehöre.‟ Als Graf Pocci bald darauf nach München kam, war er nach einigen Conferenzen mit dem Unter- nehmer ſchon ſo Feuer und Flamme für die Sache, daß er nicht nur ein eigenes Stück in baldige Ausſicht ſtellte, ſondern auch ſeine Freunde und Bekannten auf das Lebhafteſte dafür zu intereſſiren wußte. Unter den poetiſchen Liebhabern, welche auf dieſen Altar Thaliens ihre dramatiſchen Er- zeugniſſe opferten, befanden ſich außer dem Frei- herrn von Gumpenberg der Herr Hofmedikus
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[IX/0011]
des Dr. Fauſt. So faßte Herr Joſ. Schmid ein
Herz und wendete ſich an den, als Jugendſchriftſteller
ſo wohlbekannten Grafen Pocci. Umgehend kam
mit einem Briefe aus Ammerland (vom 17. Sept.
1858) freudige Zuſage. „Allerdings, ſchrieb der
immerdar ebenſo bereitwillige wie beſcheidene Dichter,
fehlt ſo Etwas in München für die Kinderwelt.
Meine geringen Kräfte ſtehen zu Jhren Dienſten,
inſoferne Sie dieſelben gebrauchen wollen. Jeden-
falls dürfte es darauf zunächſt ankommen, der Ju-
gend nur Geſundes und Friſches zu bieten, da
eine etwa ſuperfeine Sentimentalität ebenſo ſchädlich
auf die Gemüther wirkt als die Rohheit des Dult-
Casperl, dem ich aber ſtets ſelbſt als der aufmerk-
ſamſte und theilnehmendſte Zuſchauer angehöre.‟
Als Graf Pocci bald darauf nach München kam,
war er nach einigen Conferenzen mit dem Unter-
nehmer ſchon ſo Feuer und Flamme für die Sache,
daß er nicht nur ein eigenes Stück in baldige
Ausſicht ſtellte, ſondern auch ſeine Freunde und
Bekannten auf das Lebhafteſte dafür zu intereſſiren
wußte. Unter den poetiſchen Liebhabern, welche
auf dieſen Altar Thaliens ihre dramatiſchen Er-
zeugniſſe opferten, befanden ſich außer dem Frei-
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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/11>, abgerufen am 24.11.2024.
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