Freunde Belustigung schuf derselbe ein allerliebstes Miniatur-Theater, welches, mit allen technischen Requisiten versehen, nicht allein das vollendete Ab- bild einer großen Bühne, sondern in der ganzen Ausstattung und Scenerie ein wahres Kunstwerk von des Malers eigner Hand war. Darauf agirte er mit den zierlichsten Puppen sowohl die eigenen Kinder seiner poetischen Laune, als auch die dazu verfaßten Dichtungen seiner Freunde.
Allein die Lust und Liebe verrauschte daran und bald stand das zierliche Ding bestaubt und vergessen in einem Winkel seines Hauses, bis er es eines Tages an einen Käufer losschlug. So kam es in die Hände des Vereins-Actuar Herrn Jos. Schmid, der mit ähnlichen Künsten schon Manches geleistet und gepästelt hatte.
Nichts war natürlicher, als daß der neue Be- sitzer sich nach tauglichen Stücken umsah. Aber da war guter Rath theuer. Die Lustspiele, welche in Heydeck's Hause über diese Bretter gegangen waren, entzogen sich, als zu familiärer Natur, größtentheils der Benützung für ein größeres Publikum. Von der früheren und älteren Literatur dieses Genre's schien wenig brauchbar. Die ganze Ausbeute re- duzirte sich schließlich auf die Simrock'sche Bearbeitung
Freunde Beluſtigung ſchuf derſelbe ein allerliebſtes Miniatur-Theater, welches, mit allen techniſchen Requiſiten verſehen, nicht allein das vollendete Ab- bild einer großen Bühne, ſondern in der ganzen Ausſtattung und Scenerie ein wahres Kunſtwerk von des Malers eigner Hand war. Darauf agirte er mit den zierlichſten Puppen ſowohl die eigenen Kinder ſeiner poetiſchen Laune, als auch die dazu verfaßten Dichtungen ſeiner Freunde.
Allein die Luſt und Liebe verrauſchte daran und bald ſtand das zierliche Ding beſtaubt und vergeſſen in einem Winkel ſeines Hauſes, bis er es eines Tages an einen Käufer losſchlug. So kam es in die Hände des Vereins-Actuar Herrn Joſ. Schmid, der mit ähnlichen Künſten ſchon Manches geleiſtet und gepäſtelt hatte.
Nichts war natürlicher, als daß der neue Be- ſitzer ſich nach tauglichen Stücken umſah. Aber da war guter Rath theuer. Die Luſtſpiele, welche in Heydeck’s Hauſe über dieſe Bretter gegangen waren, entzogen ſich, als zu familiärer Natur, größtentheils der Benützung für ein größeres Publikum. Von der früheren und älteren Literatur dieſes Genre’s ſchien wenig brauchbar. Die ganze Ausbeute re- duzirte ſich ſchließlich auf die Simrock’ſche Bearbeitung
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[VIII/0010]
Freunde Beluſtigung ſchuf derſelbe ein allerliebſtes
Miniatur-Theater, welches, mit allen techniſchen
Requiſiten verſehen, nicht allein das vollendete Ab-
bild einer großen Bühne, ſondern in der ganzen
Ausſtattung und Scenerie ein wahres Kunſtwerk
von des Malers eigner Hand war. Darauf agirte
er mit den zierlichſten Puppen ſowohl die eigenen
Kinder ſeiner poetiſchen Laune, als auch die dazu
verfaßten Dichtungen ſeiner Freunde.
Allein die Luſt und Liebe verrauſchte daran
und bald ſtand das zierliche Ding beſtaubt und
vergeſſen in einem Winkel ſeines Hauſes, bis er
es eines Tages an einen Käufer losſchlug. So
kam es in die Hände des Vereins-Actuar Herrn
Joſ. Schmid, der mit ähnlichen Künſten ſchon
Manches geleiſtet und gepäſtelt hatte.
Nichts war natürlicher, als daß der neue Be-
ſitzer ſich nach tauglichen Stücken umſah. Aber da
war guter Rath theuer. Die Luſtſpiele, welche in
Heydeck’s Hauſe über dieſe Bretter gegangen waren,
entzogen ſich, als zu familiärer Natur, größtentheils
der Benützung für ein größeres Publikum. Von
der früheren und älteren Literatur dieſes Genre’s
ſchien wenig brauchbar. Die ganze Ausbeute re-
duzirte ſich ſchließlich auf die Simrock’ſche Bearbeitung
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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/10>, abgerufen am 16.02.2025.
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