Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.
Kerl haben mich schon an die Mühl gschleppt und haben mich in den Bach werfen wollen. Zum Glück ist der Mülleresel ausgekommen und während sie dem nachg'loffen sind, hab' ich mich durch einen kühnen Sprung über zwölf Mehlsäck gerettet. Da bin ich jetzt. Jn diesem verdächtigen Felsenthale, dem Aufenthalt der Nachteulen, Fledermäuse und Spitzbuben! Halt! da liegt was! Ein woibliches Wösen. -- Wer kann diese einsame Spazorgängerin soin? Sollte sie sich zu einem Rendezvous hier ein- gefunden haben? (Nähert sich ihr und spricht leise:) Schlum- merndes Wösen! Holde Gestaltung! -- Willst du nicht erwachen? -- -- Persea (erwachend.) Wer weckt mich? Wer ist so grausam, mich der tröstenden Ruhe zu entreißen? -- Casperl. O verzoihe! Jch war es. Persea. Grausamer! wüßtest du, wie unglücklich ich bin, so hättest du mir den kurzen Augenblick gegönnt.
Kerl haben mich ſchon an die Mühl gſchleppt und haben mich in den Bach werfen wollen. Zum Glück iſt der Müllereſel ausgekommen und während ſie dem nachg’loffen ſind, hab’ ich mich durch einen kühnen Sprung über zwölf Mehlſäck gerettet. Da bin ich jetzt. Jn dieſem verdächtigen Felſenthale, dem Aufenthalt der Nachteulen, Fledermäuſe und Spitzbuben! Halt! da liegt was! Ein woibliches Wöſen. — Wer kann dieſe einſame Spazorgängerin ſoin? Sollte ſie ſich zu einem Rendezvous hier ein- gefunden haben? (Nähert ſich ihr und ſpricht leiſe:) Schlum- merndes Wöſen! Holde Geſtaltung! — Willſt du nicht erwachen? — — Perſea (erwachend.) Wer weckt mich? Wer iſt ſo grauſam, mich der tröſtenden Ruhe zu entreißen? — Casperl. O verzoihe! Jch war es. Perſea. Grauſamer! wüßteſt du, wie unglücklich ich bin, ſo hätteſt du mir den kurzen Augenblick gegönnt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#CASPLE"> <p><pb facs="#f0207" n="203"/> Kerl haben mich ſchon an die Mühl gſchleppt und<lb/> haben mich in den Bach werfen wollen. Zum Glück<lb/> iſt der Müllereſel ausgekommen und während ſie<lb/><hi rendition="#g">dem</hi> nachg’loffen ſind, hab’ ich mich durch einen<lb/> kühnen Sprung über zwölf Mehlſäck gerettet. Da<lb/> bin ich jetzt. Jn dieſem verdächtigen Felſenthale,<lb/> dem Aufenthalt der Nachteulen, Fledermäuſe und<lb/> Spitzbuben! Halt! da liegt was! Ein woibliches<lb/> Wöſen. — Wer kann dieſe einſame Spazorgängerin<lb/> ſoin? Sollte ſie ſich zu einem Rendezvous hier ein-<lb/> gefunden haben?</p> <stage>(Nähert ſich ihr und ſpricht leiſe:)</stage> <p>Schlum-<lb/> merndes Wöſen! Holde Geſtaltung! — Willſt du<lb/> nicht erwachen? — —</p> </sp><lb/> <sp who="#PER"> <speaker> <hi rendition="#b">Perſea</hi> </speaker> <stage>(erwachend.)</stage><lb/> <p>Wer weckt mich? Wer iſt ſo grauſam, mich der<lb/> tröſtenden Ruhe zu entreißen? —</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLE"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O verzoihe! <hi rendition="#g">Jch</hi> war es.</p> </sp><lb/> <sp who="#PER"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Perſea.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Grauſamer! wüßteſt du, wie unglücklich ich bin,<lb/> ſo hätteſt du mir den kurzen Augenblick gegönnt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0207]
Kerl haben mich ſchon an die Mühl gſchleppt und
haben mich in den Bach werfen wollen. Zum Glück
iſt der Müllereſel ausgekommen und während ſie
dem nachg’loffen ſind, hab’ ich mich durch einen
kühnen Sprung über zwölf Mehlſäck gerettet. Da
bin ich jetzt. Jn dieſem verdächtigen Felſenthale,
dem Aufenthalt der Nachteulen, Fledermäuſe und
Spitzbuben! Halt! da liegt was! Ein woibliches
Wöſen. — Wer kann dieſe einſame Spazorgängerin
ſoin? Sollte ſie ſich zu einem Rendezvous hier ein-
gefunden haben? (Nähert ſich ihr und ſpricht leiſe:) Schlum-
merndes Wöſen! Holde Geſtaltung! — Willſt du
nicht erwachen? — —
Perſea (erwachend.)
Wer weckt mich? Wer iſt ſo grauſam, mich der
tröſtenden Ruhe zu entreißen? —
Casperl.
O verzoihe! Jch war es.
Perſea.
Grauſamer! wüßteſt du, wie unglücklich ich bin,
ſo hätteſt du mir den kurzen Augenblick gegönnt.
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