Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.
habe jetzt schon in Feuer und Flammen hundert Jahre lang brennen müßen und kann noch erlöst werden von der ewigen Verdammniß. Wenn du den Muth dazu hast, so kannst du mich von meinen Qualen befreien. Casperl. Muth? Das ist soviel wie Kouraschi; nein, das ist nicht meine schwache Seiten. Von mir aus kannst du noch hundert Jahr schwitzen; das wird dich nit umbringen. Gespenst. Wehe, wehe, wehe! Höre und sei barmherzig zu deinem Glück. Jch war ein großer Räuber und man hat mich den "schwarzen Waldjackel" ge- heißen. Jch habe Straßen und Wälder unsicher gemacht mit meiner Bande, aber endlich wurde ich erwischt, als ich gerade einen geraubten Sack Du- caten unter dem Galgen vergraben hatte, wo ich ihn am sichersten geglaubt. Da hat man mir kurzen Prozeß gemacht und ich wurde bei einer großen Zuschauermenge geköpft. Von diesem un- angenehmen Ereigniß an muß ich des Nachts als Gespenst mit meinem Kopf unter dem Arm her-
habe jetzt ſchon in Feuer und Flammen hundert Jahre lang brennen müßen und kann noch erlöst werden von der ewigen Verdammniß. Wenn du den Muth dazu haſt, ſo kannſt du mich von meinen Qualen befreien. Casperl. Muth? Das iſt ſoviel wie Kouraſchi; nein, das iſt nicht meine ſchwache Seiten. Von mir aus kannſt du noch hundert Jahr ſchwitzen; das wird dich nit umbringen. Geſpenſt. Wehe, wehe, wehe! Höre und ſei barmherzig zu deinem Glück. Jch war ein großer Räuber und man hat mich den „ſchwarzen Waldjackel‟ ge- heißen. Jch habe Straßen und Wälder unſicher gemacht mit meiner Bande, aber endlich wurde ich erwiſcht, als ich gerade einen geraubten Sack Du- caten unter dem Galgen vergraben hatte, wo ich ihn am ſicherſten geglaubt. Da hat man mir kurzen Prozeß gemacht und ich wurde bei einer großen Zuſchauermenge geköpft. Von dieſem un- angenehmen Ereigniß an muß ich des Nachts als Geſpenſt mit meinem Kopf unter dem Arm her- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#GESP"> <p><pb facs="#f0144" n="140"/> habe jetzt ſchon in Feuer und Flammen hundert<lb/> Jahre lang brennen müßen und kann noch erlöst<lb/> werden von der ewigen Verdammniß. Wenn du<lb/> den Muth dazu haſt, ſo kannſt du mich von meinen<lb/> Qualen befreien.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Muth? Das iſt ſoviel wie Kouraſchi; nein,<lb/> das iſt nicht meine ſchwache Seiten. Von mir<lb/> aus kannſt du noch hundert Jahr ſchwitzen; das<lb/> wird dich nit umbringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#GESP"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Geſpenſt.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wehe, wehe, wehe! Höre und ſei barmherzig<lb/> zu deinem Glück. Jch war ein großer Räuber<lb/> und man hat mich den „ſchwarzen Waldjackel‟ ge-<lb/> heißen. Jch habe Straßen und Wälder unſicher<lb/> gemacht mit meiner Bande, aber endlich wurde ich<lb/> erwiſcht, als ich gerade einen geraubten Sack Du-<lb/> caten unter dem Galgen vergraben hatte, wo ich<lb/> ihn am ſicherſten geglaubt. Da hat man mir<lb/> kurzen Prozeß gemacht und ich wurde bei einer<lb/> großen Zuſchauermenge geköpft. Von dieſem un-<lb/> angenehmen Ereigniß an muß ich des Nachts als<lb/> Geſpenſt mit meinem Kopf unter dem Arm her-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0144]
habe jetzt ſchon in Feuer und Flammen hundert
Jahre lang brennen müßen und kann noch erlöst
werden von der ewigen Verdammniß. Wenn du
den Muth dazu haſt, ſo kannſt du mich von meinen
Qualen befreien.
Casperl.
Muth? Das iſt ſoviel wie Kouraſchi; nein,
das iſt nicht meine ſchwache Seiten. Von mir
aus kannſt du noch hundert Jahr ſchwitzen; das
wird dich nit umbringen.
Geſpenſt.
Wehe, wehe, wehe! Höre und ſei barmherzig
zu deinem Glück. Jch war ein großer Räuber
und man hat mich den „ſchwarzen Waldjackel‟ ge-
heißen. Jch habe Straßen und Wälder unſicher
gemacht mit meiner Bande, aber endlich wurde ich
erwiſcht, als ich gerade einen geraubten Sack Du-
caten unter dem Galgen vergraben hatte, wo ich
ihn am ſicherſten geglaubt. Da hat man mir
kurzen Prozeß gemacht und ich wurde bei einer
großen Zuſchauermenge geköpft. Von dieſem un-
angenehmen Ereigniß an muß ich des Nachts als
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/144>, abgerufen am 16.07.2024. |