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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.

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Casperl.
No! ist das kein Bewegung, wenn ich alle
Tag dreimal zum Wirth nüber geh'?
Doctor.
All's zu wenig! Jch würde Jhnen das Spazie-
renreiten empfehlen.
Casperl.
Wie? das Spazierenreiten? Erstens: Hab' ich
keinen Gaul, und zweitens: Wenn ich auf der
linken Seiten auf en Gaul aufsitz', so fall ich auf
der Rechten gleich wieder 'nunter.
Doctor.
Wißen's was, Herr Casperl? Probiren Sie's
mit dem Turnen.
Casperl.
Oho! ein Turner soll ich werden? Wär' net
übel! 365 Staffeln auf'n Frauenthurm 'naufstei-
gen und nacher oben Hunger und Durst leiden?
Tag und Nacht auf- und abspazieren und zum
Fensterl 'nausschau'n, ob's net wo brennt? Auf's
Rathhaus 'nunter telegraphiren, anschlagen, feuer-
trompeten, blasen -- oh, oh, was fallt Jhnen ein?
Casperl.
No! iſt das kein Bewegung, wenn ich alle
Tag dreimal zum Wirth nüber geh’?
Doctor.
All’s zu wenig! Jch würde Jhnen das Spazie-
renreiten empfehlen.
Casperl.
Wie? das Spazierenreiten? Erſtens: Hab’ ich
keinen Gaul, und zweitens: Wenn ich auf der
linken Seiten auf en Gaul aufſitz’, ſo fall ich auf
der Rechten gleich wieder ’nunter.
Doctor.
Wißen’s was, Herr Casperl? Probiren Sie’s
mit dem Turnen.
Casperl.
Oho! ein Turner ſoll ich werden? Wär’ net
übel! 365 Staffeln auf’n Frauenthurm ’naufſtei-
gen und nacher oben Hunger und Durſt leiden?
Tag und Nacht auf- und abſpazieren und zum
Fenſterl ’nausſchau’n, ob’s net wo brennt? Auf’s
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[122/0126] Casperl. No! iſt das kein Bewegung, wenn ich alle Tag dreimal zum Wirth nüber geh’? Doctor. All’s zu wenig! Jch würde Jhnen das Spazie- renreiten empfehlen. Casperl. Wie? das Spazierenreiten? Erſtens: Hab’ ich keinen Gaul, und zweitens: Wenn ich auf der linken Seiten auf en Gaul aufſitz’, ſo fall ich auf der Rechten gleich wieder ’nunter. Doctor. Wißen’s was, Herr Casperl? Probiren Sie’s mit dem Turnen. Casperl. Oho! ein Turner ſoll ich werden? Wär’ net übel! 365 Staffeln auf’n Frauenthurm ’naufſtei- gen und nacher oben Hunger und Durſt leiden? Tag und Nacht auf- und abſpazieren und zum Fenſterl ’nausſchau’n, ob’s net wo brennt? Auf’s Rathhaus ’nunter telegraphiren, anſchlagen, feuer- trompeten, blaſen — oh, oh, was fallt Jhnen ein?

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/126>, abgerufen am 25.11.2024.