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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

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Euch aber eine Lehre daraus für die Zukunft. Jede
Sünde bestraft sich durch sich selbst in ihren Folgen.
Marie.
O wir wissen es. Gewiß, gewiß aber, lieber
Vater, hatte der Anton den festen Vorsatz, der Wal-
burg noch mehr zu geben, als er ihr vorenthalten
hatte.
Amtmann.
Einerlei! Das entschuldigt nicht die That. (Man-
hört das Todtenglöcklein.)
Hört -- man läutet für die
gute Walburg. Verhungert ist sie nicht, Anton.
Dieß möge Dein angstbeschwertes Herz einigermaßen
erleichtern. Denn in ihrer kalten Hand fand ich
dieß Lederbeutelchen, vier Gulden darin und ein
Zettelchen, worauf von ihr selbst geschrieben steht:
"Gebt's den Armen, ich brauch's nicht mehr." Die
gute Seele! -- -- Jhr Tod war Folge der Alters-
schwäche.
Marie und Anton.
Gott sei Dank!
Amtmann.
Nun aber -- geht in die Kirche. Betet aus
vollem Herzen für Walburg zum lieben Gott und
entledigt Euch Eurer Schuld durch das Gefühl der
wahrhaftigsten Reue.
Euch aber eine Lehre daraus für die Zukunft. Jede
Sünde beſtraft ſich durch ſich ſelbſt in ihren Folgen.
Marie.
O wir wiſſen es. Gewiß, gewiß aber, lieber
Vater, hatte der Anton den feſten Vorſatz, der Wal-
burg noch mehr zu geben, als er ihr vorenthalten
hatte.
Amtmann.
Einerlei! Das entſchuldigt nicht die That. (Man-
hört das Todtenglöcklein.)
Hört — man läutet für die
gute Walburg. Verhungert iſt ſie nicht, Anton.
Dieß möge Dein angſtbeſchwertes Herz einigermaßen
erleichtern. Denn in ihrer kalten Hand fand ich
dieß Lederbeutelchen, vier Gulden darin und ein
Zettelchen, worauf von ihr ſelbſt geſchrieben ſteht:
„Gebt’s den Armen, ich brauch’s nicht mehr.‟ Die
gute Seele! — — Jhr Tod war Folge der Alters-
ſchwäche.
Marie und Anton.
Gott ſei Dank!
Amtmann.
Nun aber — geht in die Kirche. Betet aus
vollem Herzen für Walburg zum lieben Gott und
entledigt Euch Eurer Schuld durch das Gefühl der
wahrhaftigſten Reue.
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[70/0076] Euch aber eine Lehre daraus für die Zukunft. Jede Sünde beſtraft ſich durch ſich ſelbſt in ihren Folgen. Marie. O wir wiſſen es. Gewiß, gewiß aber, lieber Vater, hatte der Anton den feſten Vorſatz, der Wal- burg noch mehr zu geben, als er ihr vorenthalten hatte. Amtmann. Einerlei! Das entſchuldigt nicht die That. (Man- hört das Todtenglöcklein.) Hört — man läutet für die gute Walburg. Verhungert iſt ſie nicht, Anton. Dieß möge Dein angſtbeſchwertes Herz einigermaßen erleichtern. Denn in ihrer kalten Hand fand ich dieß Lederbeutelchen, vier Gulden darin und ein Zettelchen, worauf von ihr ſelbſt geſchrieben ſteht: „Gebt’s den Armen, ich brauch’s nicht mehr.‟ Die gute Seele! — — Jhr Tod war Folge der Alters- ſchwäche. Marie und Anton. Gott ſei Dank! Amtmann. Nun aber — geht in die Kirche. Betet aus vollem Herzen für Walburg zum lieben Gott und entledigt Euch Eurer Schuld durch das Gefühl der wahrhaftigſten Reue.

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/76>, abgerufen am 26.11.2024.