Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Marie. Mich drückt's aber doch, und ich kann der Mutter seither nicht mehr recht in die Augen sehen. Anton. Jch schon; denn wir hatten keine schlechte Ab- sicht bei der Sache. Der Vater hat gar oft ge- sagt: ein Schuldenmacher sei nicht viel besser, als ein Dieb; also war es meine Pflicht, nach jedem erlaubten Mittel zu greifen, dem langen Michel Nichts schuldig zu bleiben. Marie. Du legst's Dir recht pfiffig zu recht; ich aber bleib dabei: ich hätte Dir nicht nachgeben sollen. Anton. Geh, laß' das. Komm in die Schule, 's ist hohe Zeit. [Beide ab.] Taglöhner Lucas kömmt aus dem Hause. Lucas. Ei, ei! die Walburg will mir nit recht gefallen, das heißt, insoweit man das zu sagen pflegt; denn warum sollt mir die Walburg nicht gefallen? Sie war immer ein braves Weibsbild; aber das Ge- fallen oder nicht Gefallen ist hier was anders. Kurz die Walburg will mir nicht recht gefallen, in- Marie. Mich drückt’s aber doch, und ich kann der Mutter ſeither nicht mehr recht in die Augen ſehen. Anton. Jch ſchon; denn wir hatten keine ſchlechte Ab- ſicht bei der Sache. Der Vater hat gar oft ge- ſagt: ein Schuldenmacher ſei nicht viel beſſer, als ein Dieb; alſo war es meine Pflicht, nach jedem erlaubten Mittel zu greifen, dem langen Michel Nichts ſchuldig zu bleiben. Marie. Du legſt’s Dir recht pfiffig zu recht; ich aber bleib dabei: ich hätte Dir nicht nachgeben ſollen. Anton. Geh, laß’ das. Komm in die Schule, ’s iſt hohe Zeit. [Beide ab.] Taglöhner Lucas kömmt aus dem Hauſe. Lucas. Ei, ei! die Walburg will mir nit recht gefallen, das heißt, inſoweit man das zu ſagen pflegt; denn warum ſollt mir die Walburg nicht gefallen? Sie war immer ein braves Weibsbild; aber das Ge- fallen oder nicht Gefallen iſt hier was anders. Kurz die Walburg will mir nicht recht gefallen, in- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0066" n="60"/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Mich drückt’s aber doch, und ich kann der<lb/> Mutter ſeither nicht mehr recht in die Augen ſehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANTON"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Anton.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#g">Jch</hi> ſchon; denn wir hatten keine ſchlechte Ab-<lb/> ſicht bei der Sache. Der Vater hat gar oft ge-<lb/> ſagt: ein Schuldenmacher ſei nicht viel beſſer, als<lb/> ein Dieb; alſo war es meine Pflicht, nach jedem<lb/> erlaubten Mittel zu greifen, dem langen Michel<lb/> Nichts ſchuldig zu bleiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du legſt’s Dir recht pfiffig zu recht; ich aber<lb/> bleib dabei: ich hätte Dir nicht nachgeben ſollen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANTON"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Anton.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Geh, laß’ das. Komm in die Schule, ’s iſt<lb/> hohe Zeit.</p> <stage>[Beide ab.]</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Taglöhner Lucas kömmt aus dem Hauſe.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#LUC"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Lucas.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ei, ei! die Walburg will mir nit recht gefallen,<lb/> das heißt, inſoweit man das zu ſagen pflegt; denn<lb/> warum ſollt mir die Walburg nicht gefallen? Sie<lb/> war immer ein braves Weibsbild; aber das Ge-<lb/> fallen oder nicht Gefallen iſt hier was anders.<lb/> Kurz die Walburg will mir nicht recht gefallen, in-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0066]
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Anton.
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ſicht bei der Sache. Der Vater hat gar oft ge-
ſagt: ein Schuldenmacher ſei nicht viel beſſer, als
ein Dieb; alſo war es meine Pflicht, nach jedem
erlaubten Mittel zu greifen, dem langen Michel
Nichts ſchuldig zu bleiben.
Marie.
Du legſt’s Dir recht pfiffig zu recht; ich aber
bleib dabei: ich hätte Dir nicht nachgeben ſollen.
Anton.
Geh, laß’ das. Komm in die Schule, ’s iſt
hohe Zeit. [Beide ab.]
Taglöhner Lucas kömmt aus dem Hauſe.
Lucas.
Ei, ei! die Walburg will mir nit recht gefallen,
das heißt, inſoweit man das zu ſagen pflegt; denn
warum ſollt mir die Walburg nicht gefallen? Sie
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fallen oder nicht Gefallen iſt hier was anders.
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