Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Grethi. (singt mit schauerlicher Jnstrumentalbegleitung.) Seht ihr auf grauer Felsen Schooß Die Trümmer von dem alten Schloß? Da hauste schon vor langer Zeit Der böse Ritter Eulenveit. Vom Volke ward er so genannt, Weil er als Wüthrich war bekannt, Der Alles sich zum Raub erkor Und auch den Teufel selbst beschwor. Er raubte Rosse, Schaf und Rind, Nicht sicher waren Weib und Kind, Und schleppt's wie eine Eul' ins Nest Dort auf sein Schloß, so stolz und fest. Doch endlich traf der Strafe Blitz Den Frevler auf der Felsenspitz Durch Feuer ward die Burg zerstört, Vom Ritter ward nichts mehr gehört. Casperl. Du hast aber eine schöne Stimm! Wie ein Vogerl, wenn's den Pips hat. Diese Stimme drang mir zum Herzen. Aber diese Ritterg'schicht hab ich, glaub ich, schon einmal beiläufig irgendwo gehört. Grethi. (ſingt mit ſchauerlicher Jnſtrumentalbegleitung.) Seht ihr auf grauer Felſen Schooß Die Trümmer von dem alten Schloß? Da hauste ſchon vor langer Zeit Der böſe Ritter Eulenveit. Vom Volke ward er ſo genannt, Weil er als Wüthrich war bekannt, Der Alles ſich zum Raub erkor Und auch den Teufel ſelbſt beſchwor. Er raubte Roſſe, Schaf und Rind, Nicht ſicher waren Weib und Kind, Und ſchleppt’s wie eine Eul’ ins Neſt Dort auf ſein Schloß, ſo ſtolz und feſt. Doch endlich traf der Strafe Blitz Den Frevler auf der Felſenſpitz Durch Feuer ward die Burg zerſtört, Vom Ritter ward nichts mehr gehört. Casperl. Du haſt aber eine ſchöne Stimm! Wie ein Vogerl, wenn’s den Pips hat. Dieſe Stimme drang mir zum Herzen. Aber dieſe Ritterg’ſchicht hab ich, glaub ich, ſchon einmal beiläufig irgendwo gehört. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0251" n="245"/> <sp who="#GRETHI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethi.</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(ſingt mit ſchauerlicher Jnſtrumentalbegleitung.)</hi> </stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Seht ihr auf grauer Felſen Schooß</l><lb/> <l>Die Trümmer von dem alten Schloß?</l><lb/> <l>Da hauste ſchon vor langer Zeit</l><lb/> <l>Der böſe Ritter Eulenveit.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vom Volke ward er ſo genannt,</l><lb/> <l>Weil er als Wüthrich war bekannt,</l><lb/> <l>Der Alles ſich zum Raub erkor</l><lb/> <l>Und auch den Teufel ſelbſt beſchwor.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er raubte Roſſe, Schaf und Rind,</l><lb/> <l>Nicht ſicher waren Weib und Kind,</l><lb/> <l>Und ſchleppt’s wie eine Eul’ ins Neſt</l><lb/> <l>Dort auf ſein Schloß, ſo ſtolz und feſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch endlich traf der Strafe Blitz</l><lb/> <l>Den Frevler auf der Felſenſpitz</l><lb/> <l>Durch Feuer ward die Burg zerſtört,</l><lb/> <l>Vom Ritter ward nichts mehr gehört.</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du haſt aber eine ſchöne Stimm! Wie ein<lb/> Vogerl, wenn’s den Pips hat. Dieſe Stimme<lb/> drang mir zum Herzen. Aber dieſe Ritterg’ſchicht<lb/> hab ich, glaub ich, ſchon einmal beiläufig irgendwo<lb/> gehört.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0251]
Grethi.
(ſingt mit ſchauerlicher Jnſtrumentalbegleitung.)
Seht ihr auf grauer Felſen Schooß
Die Trümmer von dem alten Schloß?
Da hauste ſchon vor langer Zeit
Der böſe Ritter Eulenveit.
Vom Volke ward er ſo genannt,
Weil er als Wüthrich war bekannt,
Der Alles ſich zum Raub erkor
Und auch den Teufel ſelbſt beſchwor.
Er raubte Roſſe, Schaf und Rind,
Nicht ſicher waren Weib und Kind,
Und ſchleppt’s wie eine Eul’ ins Neſt
Dort auf ſein Schloß, ſo ſtolz und feſt.
Doch endlich traf der Strafe Blitz
Den Frevler auf der Felſenſpitz
Durch Feuer ward die Burg zerſtört,
Vom Ritter ward nichts mehr gehört.
Casperl.
Du haſt aber eine ſchöne Stimm! Wie ein
Vogerl, wenn’s den Pips hat. Dieſe Stimme
drang mir zum Herzen. Aber dieſe Ritterg’ſchicht
hab ich, glaub ich, ſchon einmal beiläufig irgendwo
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/251>, abgerufen am 16.02.2025. |