Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Casperl. Das kann ich nicht, denn mir geht's auch mi- serabel, also erbarme ich mich über mich selbst und für Sie bleibt nichts übrig. Eule. Wisse: ich führte ein lasterhaftes Leben. Casperl. Jch bin auch kein heiliger Antoni. Eule. Raub und Mord waren meine Lust. Da traf mich nach vergeblichen Schicksalswarnungen die ge- rechte Strafe. Jch ward in eine Eule verwandelt. Casperl. Auweh! wenn mich nur nicht auch einmal eine solche Verwandlung trifft! -- Aber ich muß Jhnen doch sagen, daß mir Jhre langweilige G'schicht da sehr verdächtig scheint. Jch glaub' immer, daß Sie einer Menagerie entflogen sind und mir etwas weiß machen. Eule. Nimmermehr. Jch will dir den Beweis der Wahrheit geben. Zieh mir die unterste Feder aus meinem rechten Flügel aus. Casperl. Das kann ich nicht, denn mir geht’s auch mi- ſerabel, alſo erbarme ich mich über mich ſelbſt und für Sie bleibt nichts übrig. Eule. Wiſſe: ich führte ein laſterhaftes Leben. Casperl. Jch bin auch kein heiliger Antoni. Eule. Raub und Mord waren meine Luſt. Da traf mich nach vergeblichen Schickſalswarnungen die ge- rechte Strafe. Jch ward in eine Eule verwandelt. Casperl. Auweh! wenn mich nur nicht auch einmal eine ſolche Verwandlung trifft! — Aber ich muß Jhnen doch ſagen, daß mir Jhre langweilige G’ſchicht da ſehr verdächtig ſcheint. Jch glaub’ immer, daß Sie einer Menagerie entflogen ſind und mir etwas weiß machen. Eule. Nimmermehr. Jch will dir den Beweis der Wahrheit geben. Zieh mir die unterſte Feder aus meinem rechten Flügel aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0245" n="239"/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das kann ich nicht, denn mir geht’s auch mi-<lb/> ſerabel, alſo erbarme ich mich über mich ſelbſt und<lb/> für Sie bleibt nichts übrig.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wiſſe: ich führte ein laſterhaftes Leben.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch bin auch kein heiliger Antoni.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Raub und Mord waren meine Luſt. Da traf<lb/> mich nach vergeblichen Schickſalswarnungen die ge-<lb/> rechte Strafe. Jch ward in eine Eule verwandelt.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Auweh! wenn mich nur nicht auch einmal eine<lb/> ſolche Verwandlung trifft! — Aber ich muß Jhnen<lb/> doch ſagen, daß mir Jhre langweilige G’ſchicht da<lb/> ſehr verdächtig ſcheint. Jch glaub’ immer, daß Sie<lb/> einer Menagerie entflogen ſind und mir etwas<lb/> weiß machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nimmermehr. Jch will dir den Beweis der<lb/> Wahrheit geben. Zieh mir die unterſte Feder aus<lb/> meinem rechten Flügel aus.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0245]
Casperl.
Das kann ich nicht, denn mir geht’s auch mi-
ſerabel, alſo erbarme ich mich über mich ſelbſt und
für Sie bleibt nichts übrig.
Eule.
Wiſſe: ich führte ein laſterhaftes Leben.
Casperl.
Jch bin auch kein heiliger Antoni.
Eule.
Raub und Mord waren meine Luſt. Da traf
mich nach vergeblichen Schickſalswarnungen die ge-
rechte Strafe. Jch ward in eine Eule verwandelt.
Casperl.
Auweh! wenn mich nur nicht auch einmal eine
ſolche Verwandlung trifft! — Aber ich muß Jhnen
doch ſagen, daß mir Jhre langweilige G’ſchicht da
ſehr verdächtig ſcheint. Jch glaub’ immer, daß Sie
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Nimmermehr. Jch will dir den Beweis der
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/245>, abgerufen am 16.02.2025. |