Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Fortuna [sich vor Bios neigend.] Jch bin besiegt, ich gestehe meine Blindheit. Bios [zu Casperl.] Erhebe dich! Sei ein Mann! Casperl. Jch war seit meiner Geburt männlichen Ge- schlechtes und habe durchaus keine Lust, ein Weibs- gebild zu werden. -- Aber wo bin ich denn eigentlich? Fortuna. Du bist in dem Palaste der Göttin des Glücks. Casperl. Auweh! -- da könnt mich wieder der Schlag treffen. Jch bitt' um Gotteswillen -- nur kein besonderes Glück! Nur kein großes Lotterieloos! -- Jch will der alte, gute Casperl bleiben. Fortuna. Sei es und bleib' es! [Auf Bios zeigend.] An der Hand dieses göttlichen Jünglings wandle durch das Leben. Casperl. O Jüngling! umarmen Sie mich! Jch bin un- geheuer gerührt und habe auch einen ungeheuren Durst. Göttlicher Jüngling! wenn ich an Jhrer Hand durch das Löben wandeln soll, o so beschwöre Fortuna [ſich vor Bios neigend.] Jch bin beſiegt, ich geſtehe meine Blindheit. Bios [zu Casperl.] Erhebe dich! Sei ein Mann! Casperl. Jch war ſeit meiner Geburt männlichen Ge- ſchlechtes und habe durchaus keine Luſt, ein Weibs- gebild zu werden. — Aber wo bin ich denn eigentlich? Fortuna. Du biſt in dem Palaſte der Göttin des Glücks. Casperl. Auweh! — da könnt mich wieder der Schlag treffen. Jch bitt’ um Gotteswillen — nur kein beſonderes Glück! Nur kein großes Lotterieloos! — Jch will der alte, gute Casperl bleiben. Fortuna. Sei es und bleib’ es! [Auf Bios zeigend.] An der Hand dieſes göttlichen Jünglings wandle durch das Leben. Casperl. O Jüngling! umarmen Sie mich! Jch bin un- geheuer gerührt und habe auch einen ungeheuren Durſt. Göttlicher Jüngling! wenn ich an Jhrer Hand durch das Löben wandeln ſoll, o ſo beſchwöre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0188" n="182"/> <sp who="#FOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">[ſich vor Bios neigend.]</hi> </stage><lb/> <p>Jch bin beſiegt, ich geſtehe meine Blindheit.</p> </sp><lb/> <sp who="#BIO"> <speaker> <hi rendition="#b">Bios</hi> </speaker> <stage>[zu Casperl.]</stage><lb/> <p>Erhebe dich! Sei ein Mann!</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch war ſeit meiner Geburt männlichen Ge-<lb/> ſchlechtes und habe durchaus keine Luſt, ein Weibs-<lb/> gebild zu werden. — Aber wo bin ich denn eigentlich?</p> </sp><lb/> <sp who="#FOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du biſt in dem Palaſte der Göttin des Glücks.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Auweh! — da könnt mich wieder der Schlag<lb/> treffen. Jch bitt’ um Gotteswillen — nur kein<lb/> beſonderes Glück! Nur kein großes Lotterieloos! —<lb/> Jch will der alte, gute Casperl bleiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#FOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Sei es und bleib’ es!</p> <stage>[Auf Bios zeigend.]</stage> <p>An der<lb/> Hand dieſes göttlichen Jünglings wandle durch das<lb/> Leben.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O Jüngling! umarmen Sie mich! Jch bin un-<lb/> geheuer gerührt und habe auch einen ungeheuren<lb/> Durſt. Göttlicher Jüngling! wenn ich an Jhrer<lb/> Hand durch das Löben wandeln ſoll, o ſo beſchwöre<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0188]
Fortuna
[ſich vor Bios neigend.]
Jch bin beſiegt, ich geſtehe meine Blindheit.
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Casperl.
Jch war ſeit meiner Geburt männlichen Ge-
ſchlechtes und habe durchaus keine Luſt, ein Weibs-
gebild zu werden. — Aber wo bin ich denn eigentlich?
Fortuna.
Du biſt in dem Palaſte der Göttin des Glücks.
Casperl.
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treffen. Jch bitt’ um Gotteswillen — nur kein
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Sei es und bleib’ es! [Auf Bios zeigend.] An der
Hand dieſes göttlichen Jünglings wandle durch das
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Casperl.
O Jüngling! umarmen Sie mich! Jch bin un-
geheuer gerührt und habe auch einen ungeheuren
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/188>, abgerufen am 17.02.2025. |