Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite

Jetzt speise ich Fasanenbraten
Und trink', was nur das Herz begehrt.

Grad vor man's Lotto aufgehoben,
Hab' ich die rechten Nummern g'setzt
Und gleich mein Quantum eingeschoben,
Das war der letzte Cassarest.
Casperl.
Ja das war ein Glück! -- ein Glück, wie es
nur mir zu Theil werden konnte und mußte; denn
ich bin der Mann für so Was.
[Hochtragisch.] Nach
jener fürchterlichen Nacht war es, als ich in jener
eremitanischen Felsenhöhle von jenem röthselhaftigen
Oinsiedler in jener Stunde bei Donner und Blitz
eben jenen Kalbsbraten zu verschlingen, jenen aus-
gezeichneten Deidesheimer zu schlürfen im Begriffe
war, -- in jener Nacht -- oder nach jener Nacht
war es, daß ich plötzlich von unsichtbaren Haus-
knechtshänden, wenn es nicht zarte Genien meiner
unbekannten Schutzgöttin waren, getragen in Flug
gesetzt taumelnd in der Stadt niedergelassen wurde,
wo ich nicht weit von einem Lotterieladl erwachte.
Eine unbekannte, grobe, aber süsse Stimme flüsterte
mir in die Ohren:

"Setze, setze unverdrossen,
"Jn vier Wochen wird geschlossen!

Jetzt ſpeiſe ich Faſanenbraten
Und trink’, was nur das Herz begehrt.

Grad vor man’s Lotto aufgehoben,
Hab’ ich die rechten Nummern g’ſetzt
Und gleich mein Quantum eingeſchoben,
Das war der letzte Caſſareſt.
Casperl.
Ja das war ein Glück! — ein Glück, wie es
nur mir zu Theil werden konnte und mußte; denn
ich bin der Mann für ſo Was.
[Hochtragiſch.] Nach
jener fürchterlichen Nacht war es, als ich in jener
eremitaniſchen Felſenhöhle von jenem röthſelhaftigen
Oinſiedler in jener Stunde bei Donner und Blitz
eben jenen Kalbsbraten zu verſchlingen, jenen aus-
gezeichneten Deidesheimer zu ſchlürfen im Begriffe
war, — in jener Nacht — oder nach jener Nacht
war es, daß ich plötzlich von unſichtbaren Haus-
knechtshänden, wenn es nicht zarte Genien meiner
unbekannten Schutzgöttin waren, getragen in Flug
geſetzt taumelnd in der Stadt niedergelaſſen wurde,
wo ich nicht weit von einem Lotterieladl erwachte.
Eine unbekannte, grobe, aber ſüſſe Stimme flüſterte
mir in die Ohren:

„Setze, ſetze unverdroſſen,
„Jn vier Wochen wird geſchloſſen!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#CASPLERLL">
              <lg type="poem">
                <lg n="2">
                  <pb facs="#f0179" n="173"/>
                  <l>Jetzt &#x017F;pei&#x017F;e ich Fa&#x017F;anenbraten</l><lb/>
                  <l>Und trink&#x2019;, was nur das Herz begehrt.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="3">
                  <l>Grad vor man&#x2019;s Lotto aufgehoben,</l><lb/>
                  <l>Hab&#x2019; ich die rechten Nummern g&#x2019;&#x017F;etzt</l><lb/>
                  <l>Und gleich mein Quantum einge&#x017F;choben,</l><lb/>
                  <l>Das war der letzte Ca&#x017F;&#x017F;are&#x017F;t.</l>
                </lg>
              </lg>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CASPLERLL">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja <hi rendition="#g">das</hi> war ein Glück! &#x2014; ein Glück, wie es<lb/>
nur <hi rendition="#g">mir</hi> zu Theil werden konnte und mußte; denn<lb/>
ich bin der Mann für <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> Was.</p>
              <stage>[Hochtragi&#x017F;ch.]</stage>
              <p>Nach<lb/>
jener fürchterlichen Nacht war es, als ich in jener<lb/>
eremitani&#x017F;chen Fel&#x017F;enhöhle von jenem röth&#x017F;elhaftigen<lb/>
Oin&#x017F;iedler in jener Stunde bei Donner und Blitz<lb/>
eben jenen Kalbsbraten zu ver&#x017F;chlingen, jenen aus-<lb/>
gezeichneten Deidesheimer zu &#x017F;chlürfen im Begriffe<lb/>
war, &#x2014; in jener Nacht &#x2014; oder nach jener Nacht<lb/>
war es, daß ich plötzlich von un&#x017F;ichtbaren Haus-<lb/>
knechtshänden, wenn es nicht zarte Genien meiner<lb/>
unbekannten Schutzgöttin waren, getragen in Flug<lb/>
ge&#x017F;etzt taumelnd in der Stadt niedergela&#x017F;&#x017F;en wurde,<lb/>
wo ich nicht weit von einem Lotterieladl erwachte.<lb/>
Eine unbekannte, grobe, aber &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;e Stimme flü&#x017F;terte<lb/>
mir in die Ohren:</p><lb/>
              <p>&#x201E;Setze, &#x017F;etze unverdro&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x201E;Jn vier Wochen wird ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en!<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0179] Jetzt ſpeiſe ich Faſanenbraten Und trink’, was nur das Herz begehrt. Grad vor man’s Lotto aufgehoben, Hab’ ich die rechten Nummern g’ſetzt Und gleich mein Quantum eingeſchoben, Das war der letzte Caſſareſt. Casperl. Ja das war ein Glück! — ein Glück, wie es nur mir zu Theil werden konnte und mußte; denn ich bin der Mann für ſo Was. [Hochtragiſch.] Nach jener fürchterlichen Nacht war es, als ich in jener eremitaniſchen Felſenhöhle von jenem röthſelhaftigen Oinſiedler in jener Stunde bei Donner und Blitz eben jenen Kalbsbraten zu verſchlingen, jenen aus- gezeichneten Deidesheimer zu ſchlürfen im Begriffe war, — in jener Nacht — oder nach jener Nacht war es, daß ich plötzlich von unſichtbaren Haus- knechtshänden, wenn es nicht zarte Genien meiner unbekannten Schutzgöttin waren, getragen in Flug geſetzt taumelnd in der Stadt niedergelaſſen wurde, wo ich nicht weit von einem Lotterieladl erwachte. Eine unbekannte, grobe, aber ſüſſe Stimme flüſterte mir in die Ohren: „Setze, ſetze unverdroſſen, „Jn vier Wochen wird geſchloſſen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/179
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/179>, abgerufen am 23.11.2024.