Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Bios.
Das Gold, wodurch du, blinde Glücksgöttin,
ihm eine Wohlthat zu erzeigen glaubest, hat ihn
getödtet.
Fortuna.
Nimmermehr!
Bios.
Es ist nur zu wahr. Geblendet von der glän-
zenden Gabe hat der nur an Entsagung Gewöhnte
seine Lebensart geändert. Er, der sich nur kümmer-
lich genährt hatte, fing ein üppiges Leben an und
dieser Wechsel hat ihn getödtet. Die Schicksals-
göttinnen sandten mich, seine Lebensfackel auszu-
löschen.
Fortuna.
Weh ihnen, die des Menschen Lebensfaden
Grausam verkürzen, wenn der Sonne Schein
Noch mild erwärmend und erleuchtend glüht!
Weh ihnen, die dem mütterlichen Herzen
Das Kind entreißen, die der Braut, der Gattin
Mit grauser Lust entführen den Geliebten!
Weh ihnen -- --
Bios.
Ende, Göttermacht zu schmähen;
Du änderst nicht des Schicksals mächtig Walten.
Bios.
Das Gold, wodurch du, blinde Glücksgöttin,
ihm eine Wohlthat zu erzeigen glaubeſt, hat ihn
getödtet.
Fortuna.
Nimmermehr!
Bios.
Es iſt nur zu wahr. Geblendet von der glän-
zenden Gabe hat der nur an Entſagung Gewöhnte
ſeine Lebensart geändert. Er, der ſich nur kümmer-
lich genährt hatte, fing ein üppiges Leben an und
dieſer Wechſel hat ihn getödtet. Die Schickſals-
göttinnen ſandten mich, ſeine Lebensfackel auszu-
löſchen.
Fortuna.
Weh ihnen, die des Menſchen Lebensfaden
Grauſam verkürzen, wenn der Sonne Schein
Noch mild erwärmend und erleuchtend glüht!
Weh ihnen, die dem mütterlichen Herzen
Das Kind entreißen, die der Braut, der Gattin
Mit grauſer Luſt entführen den Geliebten!
Weh ihnen — —
Bios.
Ende, Göttermacht zu ſchmähen;
Du änderſt nicht des Schickſals mächtig Walten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0166" n="160"/>
          <sp who="#BIO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bios.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Das Gold, wodurch du, blinde Glücksgöttin,<lb/>
ihm eine Wohlthat zu erzeigen glaube&#x017F;t, hat ihn<lb/>
getödtet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FOR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nimmermehr!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bios.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t nur <hi rendition="#g">zu</hi> wahr. Geblendet von der glän-<lb/>
zenden Gabe hat der nur an Ent&#x017F;agung Gewöhnte<lb/>
&#x017F;eine Lebensart geändert. Er, der &#x017F;ich nur kümmer-<lb/>
lich genährt hatte, fing ein üppiges Leben an und<lb/>
die&#x017F;er Wech&#x017F;el hat ihn getödtet. Die Schick&#x017F;als-<lb/>
göttinnen &#x017F;andten mich, &#x017F;eine Lebensfackel auszu-<lb/>&#x017F;chen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FOR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Weh ihnen, die des Men&#x017F;chen Lebensfaden<lb/>
Grau&#x017F;am verkürzen, wenn der Sonne Schein<lb/>
Noch mild erwärmend und erleuchtend glüht!<lb/>
Weh ihnen, die dem mütterlichen Herzen<lb/>
Das Kind entreißen, die der Braut, der Gattin<lb/>
Mit grau&#x017F;er Lu&#x017F;t entführen den Geliebten!<lb/>
Weh ihnen &#x2014; &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bios.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Ende, Göttermacht zu &#x017F;chmähen;</hi><lb/>
Du änder&#x017F;t nicht des Schick&#x017F;als mächtig Walten.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0166] Bios. Das Gold, wodurch du, blinde Glücksgöttin, ihm eine Wohlthat zu erzeigen glaubeſt, hat ihn getödtet. Fortuna. Nimmermehr! Bios. Es iſt nur zu wahr. Geblendet von der glän- zenden Gabe hat der nur an Entſagung Gewöhnte ſeine Lebensart geändert. Er, der ſich nur kümmer- lich genährt hatte, fing ein üppiges Leben an und dieſer Wechſel hat ihn getödtet. Die Schickſals- göttinnen ſandten mich, ſeine Lebensfackel auszu- löſchen. Fortuna. Weh ihnen, die des Menſchen Lebensfaden Grauſam verkürzen, wenn der Sonne Schein Noch mild erwärmend und erleuchtend glüht! Weh ihnen, die dem mütterlichen Herzen Das Kind entreißen, die der Braut, der Gattin Mit grauſer Luſt entführen den Geliebten! Weh ihnen — — Bios. Ende, Göttermacht zu ſchmähen; Du änderſt nicht des Schickſals mächtig Walten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/166
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/166>, abgerufen am 23.11.2024.