Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Aufzug.
Ländliche Gegend mit dem Häuschen wie im ersten Auf-
zuge. Bios, Genius des Lebens, Jüngling in kurzem
Florgewande mit goldenen Flügeln, einen goldenen
Scepter in der Hand. Sein Haupt ist mit Blumen
bekränzt.
Bios.
Fortuna! du des Glückes blinde Göttin,
Wie herrschest du in unbedachter Willkür,
Aus deinem Füllhorn Gaben freundlich spendend,
Die oft zum Unheil werden dem Beschenkten;
Und wieder -- bringst du Schlimmes -- wendet sich
Nicht selten deine Spende doch zum Guten
Für den, der deiner Gunst sich nicht erfreut.
Des Schicksals Göttinnen, auf daß ihr Walten
Frei bleibe, haben deiner Augen Sterne
Verhüllt; denn gäbst du off'nen Blickes schauend,
Wär' ihre Macht gelähmt; so aber lenken
Sie weise noch der Götter Rath des Lebens
Und senden mich aus, ihren treuen Boten.
II. Aufzug.
Ländliche Gegend mit dem Häuschen wie im erſten Auf-
zuge. Bios, Genius des Lebens, Jüngling in kurzem
Florgewande mit goldenen Flügeln, einen goldenen
Scepter in der Hand. Sein Haupt iſt mit Blumen
bekränzt.
Bios.
Fortuna! du des Glückes blinde Göttin,
Wie herrſcheſt du in unbedachter Willkür,
Aus deinem Füllhorn Gaben freundlich ſpendend,
Die oft zum Unheil werden dem Beſchenkten;
Und wieder — bringſt du Schlimmes — wendet ſich
Nicht ſelten deine Spende doch zum Guten
Für den, der deiner Gunſt ſich nicht erfreut.
Des Schickſals Göttinnen, auf daß ihr Walten
Frei bleibe, haben deiner Augen Sterne
Verhüllt; denn gäbſt du off’nen Blickes ſchauend,
Wär’ ihre Macht gelähmt; ſo aber lenken
Sie weiſe noch der Götter Rath des Lebens
Und ſenden mich aus, ihren treuen Boten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0163" n="157"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">Ländliche Gegend mit dem Häuschen wie im er&#x017F;ten Auf-<lb/>
zuge. Bios, Genius des Lebens, Jüngling in kurzem<lb/>
Florgewande mit goldenen Flügeln, einen goldenen<lb/>
Scepter in der Hand. Sein Haupt i&#x017F;t mit Blumen<lb/>
bekränzt.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#BIO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bios.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Fortuna! du des Glückes blinde Göttin,<lb/>
Wie herr&#x017F;che&#x017F;t du in unbedachter Willkür,<lb/>
Aus deinem Füllhorn Gaben freundlich &#x017F;pendend,<lb/>
Die oft zum Unheil werden dem Be&#x017F;chenkten;<lb/>
Und wieder &#x2014; bring&#x017F;t du Schlimmes &#x2014; wendet &#x017F;ich<lb/>
Nicht &#x017F;elten deine Spende doch zum Guten<lb/>
Für <hi rendition="#g">den,</hi> der deiner Gun&#x017F;t &#x017F;ich <hi rendition="#g">nicht</hi> erfreut.<lb/>
Des Schick&#x017F;als Göttinnen, auf daß ihr Walten<lb/>
Frei bleibe, haben deiner Augen Sterne<lb/>
Verhüllt; denn gäb&#x017F;t du off&#x2019;nen Blickes &#x017F;chauend,<lb/>
Wär&#x2019; <hi rendition="#g">ihre</hi> Macht gelähmt; <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> aber lenken<lb/><hi rendition="#g">Sie</hi> wei&#x017F;e noch der Götter Rath des Lebens<lb/>
Und &#x017F;enden <hi rendition="#g">mich</hi> aus, ihren treuen Boten.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0163] II. Aufzug. Ländliche Gegend mit dem Häuschen wie im erſten Auf- zuge. Bios, Genius des Lebens, Jüngling in kurzem Florgewande mit goldenen Flügeln, einen goldenen Scepter in der Hand. Sein Haupt iſt mit Blumen bekränzt. Bios. Fortuna! du des Glückes blinde Göttin, Wie herrſcheſt du in unbedachter Willkür, Aus deinem Füllhorn Gaben freundlich ſpendend, Die oft zum Unheil werden dem Beſchenkten; Und wieder — bringſt du Schlimmes — wendet ſich Nicht ſelten deine Spende doch zum Guten Für den, der deiner Gunſt ſich nicht erfreut. Des Schickſals Göttinnen, auf daß ihr Walten Frei bleibe, haben deiner Augen Sterne Verhüllt; denn gäbſt du off’nen Blickes ſchauend, Wär’ ihre Macht gelähmt; ſo aber lenken Sie weiſe noch der Götter Rath des Lebens Und ſenden mich aus, ihren treuen Boten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/163
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/163>, abgerufen am 27.11.2024.