Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.
hat. Hat's der aushalten können, so wird's mich auch nicht zerreissen. [Geht einige Male nachdenkend auf und ab.] O Schicksal! -- nun kenn ich dich erst. [Jn tragischem Pathos.] Laß mich nicht verzweifeln! -- -- Jetzt bin ich mir selbst preisgegeben. Meine hungerigen Gläubiger haben mich einsperren lassen. Die Un- dankbaren, die ich mit einer Last von Schulden beschenkt habe! Sie, bei denen ich so viel verzehrt habe! -- -- Ha! daherein haben's mich gethan, bis ich bezahlen kann. Nun, da wer- den's mich bis zum jüngsten Tag futtern müssen, und ich kann gleich vom Schuldthurm in die Ewig- keit wandeln. -- O Glück! Glück! -- warum hast du mich verlaßen? Jm Spielen hab' ich Glück gehabt! Beim Trinken bin ich auch nicht unglück- lich gewesen. -- Meine Ansprüche waren bescheiden; wenn ich nur immer genug zum Essen und Trin- ken gehabt hab'. Und jetzt, jetzt! -- [Wirft sich verzwei- felnd auf den Strohsack. Das Lämpchen auf dem Tische erlischt.] So -- jetzt ist auch das Licht ausgelöscht. Was fang' ich an in der Finsterniß, bis man mir mein Souper bringt? Aus der Versenkung erscheint der Teufel. Das Gefängniß ist roth erleuchtet. Teufel [mit hohler Stimme.] Casperl! Casperl! Casperl!
hat. Hat’s der aushalten können, ſo wird’s mich auch nicht zerreiſſen. [Geht einige Male nachdenkend auf und ab.] O Schickſal! — nun kenn ich dich erſt. [Jn tragiſchem Pathos.] Laß mich nicht verzweifeln! — — Jetzt bin ich mir ſelbſt preisgegeben. Meine hungerigen Gläubiger haben mich einſperren laſſen. Die Un- dankbaren, die ich mit einer Laſt von Schulden beſchenkt habe! Sie, bei denen ich ſo viel verzehrt habe! — — Ha! daherein haben’s mich gethan, bis ich bezahlen kann. Nun, da wer- den’s mich bis zum jüngſten Tag futtern müſſen, und ich kann gleich vom Schuldthurm in die Ewig- keit wandeln. — O Glück! Glück! — warum haſt du mich verlaßen? Jm Spielen hab’ ich Glück gehabt! Beim Trinken bin ich auch nicht unglück- lich geweſen. — Meine Anſprüche waren beſcheiden; wenn ich nur immer genug zum Eſſen und Trin- ken gehabt hab’. Und jetzt, jetzt! — [Wirft ſich verzwei- felnd auf den Strohſack. Das Lämpchen auf dem Tiſche erliſcht.] So — jetzt iſt auch das Licht ausgelöſcht. Was fang’ ich an in der Finſterniß, bis man mir mein Souper bringt? Aus der Verſenkung erſcheint der Teufel. Das Gefängniß iſt roth erleuchtet. Teufel [mit hohler Stimme.] Casperl! Casperl! Casperl! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#CASPLERLL"> <p><pb facs="#f0159" n="153"/> hat. Hat’s <hi rendition="#g">der</hi> aushalten können, ſo wird’s mich<lb/> auch nicht zerreiſſen.</p> <stage>[Geht einige Male nachdenkend auf und ab.]</stage><lb/> <p>O Schickſal! — nun kenn ich dich erſt.</p> <stage>[Jn tragiſchem<lb/> Pathos.]</stage> <p>Laß mich nicht verzweifeln! — — Jetzt bin<lb/> ich mir ſelbſt preisgegeben. Meine hungerigen<lb/> Gläubiger haben mich einſperren laſſen. Die Un-<lb/> dankbaren, die ich mit einer Laſt von Schulden<lb/><hi rendition="#g">beſchenkt</hi> habe! <hi rendition="#g">Sie,</hi> bei denen ich ſo viel<lb/><hi rendition="#g">verzehrt</hi> habe! — — Ha! <hi rendition="#g">daherein</hi> haben’s<lb/> mich gethan, bis ich bezahlen kann. Nun, da wer-<lb/> den’s mich bis zum jüngſten Tag futtern müſſen,<lb/> und ich kann gleich vom Schuldthurm in die Ewig-<lb/> keit wandeln. — O Glück! Glück! — warum haſt<lb/> du mich verlaßen? Jm Spielen hab’ ich Glück<lb/> gehabt! Beim Trinken bin ich auch nicht unglück-<lb/> lich geweſen. — Meine Anſprüche waren beſcheiden;<lb/> wenn ich nur immer genug zum Eſſen und Trin-<lb/> ken gehabt hab’. Und jetzt, jetzt! —</p> <stage>[Wirft ſich verzwei-<lb/> felnd auf den Strohſack. Das Lämpchen auf dem Tiſche erliſcht.]</stage> <p>So —<lb/> jetzt iſt auch das Licht ausgelöſcht. Was fang’ ich<lb/> an in der Finſterniß, bis man mir mein Souper<lb/> bringt?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Aus der Verſenkung erſcheint der Teufel. Das Gefängniß iſt roth erleuchtet.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#TEU"> <speaker> <hi rendition="#b">Teufel</hi> </speaker> <stage>[mit hohler Stimme.]</stage><lb/> <p>Casperl! Casperl! Casperl!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0159]
hat. Hat’s der aushalten können, ſo wird’s mich
auch nicht zerreiſſen. [Geht einige Male nachdenkend auf und ab.]
O Schickſal! — nun kenn ich dich erſt. [Jn tragiſchem
Pathos.] Laß mich nicht verzweifeln! — — Jetzt bin
ich mir ſelbſt preisgegeben. Meine hungerigen
Gläubiger haben mich einſperren laſſen. Die Un-
dankbaren, die ich mit einer Laſt von Schulden
beſchenkt habe! Sie, bei denen ich ſo viel
verzehrt habe! — — Ha! daherein haben’s
mich gethan, bis ich bezahlen kann. Nun, da wer-
den’s mich bis zum jüngſten Tag futtern müſſen,
und ich kann gleich vom Schuldthurm in die Ewig-
keit wandeln. — O Glück! Glück! — warum haſt
du mich verlaßen? Jm Spielen hab’ ich Glück
gehabt! Beim Trinken bin ich auch nicht unglück-
lich geweſen. — Meine Anſprüche waren beſcheiden;
wenn ich nur immer genug zum Eſſen und Trin-
ken gehabt hab’. Und jetzt, jetzt! — [Wirft ſich verzwei-
felnd auf den Strohſack. Das Lämpchen auf dem Tiſche erliſcht.] So —
jetzt iſt auch das Licht ausgelöſcht. Was fang’ ich
an in der Finſterniß, bis man mir mein Souper
bringt?
Aus der Verſenkung erſcheint der Teufel. Das Gefängniß iſt roth erleuchtet.
Teufel [mit hohler Stimme.]
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