Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
zu überzeugen. Aber Nasen ist Nasen. Also weiß ich doch wieder nicht, wem die Nasen ghört: dem Prinzen Schnudi oder dem Kasperl Larifari? [hochtrabend.] O ihr himmlischen Mächte rettet mich aus diesen Zweifeln -- und an Hunger und an Durst hab' ich zum Sterben. Jch will's a Mal probiren und das Schicksal prüfen. (ruft) Grethl! Grethl! Grethl [tritt ein von der Seitenthüre.] Nun, guten Morgen, mein lieber Kasperl! Aber Du hast gschlafen! Jch hab gemeint, Du wachst nimmer auf oder's hätt Dich gar der Schlag trof- fen, weil'st gestern wieder mit einem Rausch nach Haus kommen bist. Kasperl (vornehm und im affektirten Hochdeutsch). Was schwätzen Sie da, Madame. Jch verbutte mir alle An- und Abzüglichkeiten. Man traktire mich mit Respekt und Zonör, wie man es einer vor- nöhmen Purson von dürstlichem Geblute scholdig ist. Verstöh'n Sie mich? Grethl. Wie man einem Narren wie Du bist, schuldig ist. Ja, schämen sollst Du Dich; das wär gscheiter! Kasperl. Ja, allerdings schämen soll ich mich, in dieser
zu überzeugen. Aber Naſen iſt Naſen. Alſo weiß ich doch wieder nicht, wem die Naſen ghört: dem Prinzen Schnudi oder dem Kasperl Larifari? [hochtrabend.] O ihr himmliſchen Mächte rettet mich aus dieſen Zweifeln — und an Hunger und an Durſt hab’ ich zum Sterben. Jch will’s a Mal probiren und das Schickſal prüfen. (ruft) Grethl! Grethl! Grethl [tritt ein von der Seitenthüre.] Nun, guten Morgen, mein lieber Kasperl! Aber Du haſt gſchlafen! Jch hab gemeint, Du wachſt nimmer auf oder’s hätt Dich gar der Schlag trof- fen, weil’ſt geſtern wieder mit einem Rauſch nach Haus kommen biſt. Kasperl (vornehm und im affektirten Hochdeutſch). Was ſchwätzen Sie da, Madame. Jch verbutte mir alle An- und Abzüglichkeiten. Man traktire mich mit Reſpekt und Zonör, wie man es einer vor- nöhmen Purſon von dürſtlichem Geblute ſcholdig iſt. Verſtöh’n Sie mich? Grethl. Wie man einem Narren wie Du biſt, ſchuldig iſt. Ja, ſchämen ſollſt Du Dich; das wär gſcheiter! Kasperl. Ja, allerdings ſchämen ſoll ich mich, in dieſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KASPERL_LAR"> <p><pb facs="#f0287" n="283"/> zu überzeugen. Aber <hi rendition="#g">Naſen</hi> iſt <hi rendition="#g">Naſen.</hi> Alſo<lb/> weiß ich doch wieder nicht, wem die Naſen ghört:<lb/> dem Prinzen Schnudi oder dem Kasperl Larifari?</p><lb/> <stage>[hochtrabend.]</stage> <p>O ihr himmliſchen Mächte rettet mich aus<lb/> dieſen Zweifeln — und an Hunger und an Durſt<lb/> hab’ ich zum Sterben. Jch will’s a Mal probiren<lb/> und das Schickſal prüfen.</p> <stage>(ruft)</stage> <p>Grethl! Grethl!</p> </sp><lb/> <sp who="#GRE"> <speaker> <hi rendition="#b">Grethl</hi> </speaker> <stage>[tritt ein von der Seitenthüre.]</stage><lb/> <p>Nun, guten Morgen, mein lieber Kasperl! Aber<lb/> Du haſt gſchlafen! Jch hab gemeint, Du wachſt<lb/> nimmer auf oder’s hätt Dich gar der Schlag trof-<lb/> fen, weil’ſt geſtern wieder mit einem Rauſch nach<lb/> Haus kommen biſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KASPERL_LAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Kasperl</hi> </speaker> <stage>(vornehm und im affektirten Hochdeutſch).</stage><lb/> <p>Was ſchwätzen Sie da, Madame. Jch verbutte<lb/> mir alle An- und Abzüglichkeiten. Man traktire<lb/> mich mit Reſpekt und Zonör, wie man es einer vor-<lb/> nöhmen Purſon von dürſtlichem Geblute ſcholdig iſt.<lb/> Verſtöh’n Sie mich?</p> </sp><lb/> <sp who="#GRE"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wie man einem <hi rendition="#g">Narren</hi> wie Du biſt, ſchuldig<lb/> iſt. Ja, ſchämen ſollſt Du Dich; das wär gſcheiter!</p> </sp><lb/> <sp who="#KASPERL_LAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kasperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja, allerdings ſchämen ſoll ich mich, in dieſer<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0287]
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weiß ich doch wieder nicht, wem die Naſen ghört:
dem Prinzen Schnudi oder dem Kasperl Larifari?
[hochtrabend.] O ihr himmliſchen Mächte rettet mich aus
dieſen Zweifeln — und an Hunger und an Durſt
hab’ ich zum Sterben. Jch will’s a Mal probiren
und das Schickſal prüfen. (ruft) Grethl! Grethl!
Grethl [tritt ein von der Seitenthüre.]
Nun, guten Morgen, mein lieber Kasperl! Aber
Du haſt gſchlafen! Jch hab gemeint, Du wachſt
nimmer auf oder’s hätt Dich gar der Schlag trof-
fen, weil’ſt geſtern wieder mit einem Rauſch nach
Haus kommen biſt.
Kasperl (vornehm und im affektirten Hochdeutſch).
Was ſchwätzen Sie da, Madame. Jch verbutte
mir alle An- und Abzüglichkeiten. Man traktire
mich mit Reſpekt und Zonör, wie man es einer vor-
nöhmen Purſon von dürſtlichem Geblute ſcholdig iſt.
Verſtöh’n Sie mich?
Grethl.
Wie man einem Narren wie Du biſt, ſchuldig
iſt. Ja, ſchämen ſollſt Du Dich; das wär gſcheiter!
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/287>, abgerufen am 16.02.2025. |