Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
sicherungen von Seite eines ungebildeten Holzhauers, der von meiner nähern Bekanntschaft Umgang nehmen wollte, veranlaßte mich sein Dach zu meiden. Jch zog waldeinwärts, wo ich glücklicherweise einem Eich- katzl begegnete, welches mich um Ausbesserung seiner zerissenen Beinkleider ersuchte. Es ist sehr erklärlich, daß ein Eichkatzl durch das ewige Baum auf- und abkraxeln sich die Hosen zerreißt. Obschon die hungrige Kuh des hungrigen Holzhackers mein Gsel- lenranzl, während ich g'schlafen hab, ganz und gar mit Stumpf und Stiel aufgefressen hat, blieb glück- licherweise mein Packl englischer Nähnadeln und der Fingerhut noch übrig, auch etwas Zwirn. Mit diesen Gegenständen war ich im Stande, dem Eich- katzl seine Hosen zu flicken. Es schied dankbar von mir, drückte mir eine Haselnuß in die Hand und verschwand in einem kühnen Sprung hinter den Buchen. Aber wo bin ich den jetzt hingerathen? Obschon in nächtliches Dunkel gehüllt, zeigt mir die Dekoration dort hinten ein Haus, welches zart vom Mondschein, der nicht im Kalender steht, beleuch- tet ist. Kasperl, probiers halt wieder! vielleicht findst du freundlichere Aufnahme. (läutet am Haus.)
ſicherungen von Seite eines ungebildeten Holzhauers, der von meiner nähern Bekanntſchaft Umgang nehmen wollte, veranlaßte mich ſein Dach zu meiden. Jch zog waldeinwärts, wo ich glücklicherweiſe einem Eich- katzl begegnete, welches mich um Ausbeſſerung ſeiner zeriſſenen Beinkleider erſuchte. Es iſt ſehr erklärlich, daß ein Eichkatzl durch das ewige Baum auf- und abkraxeln ſich die Hoſen zerreißt. Obſchon die hungrige Kuh des hungrigen Holzhackers mein Gſel- lenranzl, während ich g’ſchlafen hab, ganz und gar mit Stumpf und Stiel aufgefreſſen hat, blieb glück- licherweiſe mein Packl engliſcher Nähnadeln und der Fingerhut noch übrig, auch etwas Zwirn. Mit dieſen Gegenſtänden war ich im Stande, dem Eich- katzl ſeine Hoſen zu flicken. Es ſchied dankbar von mir, drückte mir eine Haſelnuß in die Hand und verſchwand in einem kühnen Sprung hinter den Buchen. Aber wo bin ich den jetzt hingerathen? Obſchon in nächtliches Dunkel gehüllt, zeigt mir die Dekoration dort hinten ein Haus, welches zart vom Mondſchein, der nicht im Kalender ſteht, beleuch- tet iſt. Kasperl, probiers halt wieder! vielleicht findſt du freundlichere Aufnahme. (läutet am Haus.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KASL"> <p><pb facs="#f0022" n="18"/> ſicherungen von Seite eines ungebildeten Holzhauers,<lb/> der von meiner nähern Bekanntſchaft Umgang nehmen<lb/> wollte, veranlaßte mich ſein Dach zu meiden. Jch<lb/> zog waldeinwärts, wo ich glücklicherweiſe einem Eich-<lb/> katzl begegnete, welches mich um Ausbeſſerung ſeiner<lb/> zeriſſenen Beinkleider erſuchte. Es iſt ſehr erklärlich,<lb/> daß ein Eichkatzl durch das ewige Baum auf- und<lb/> abkraxeln ſich die Hoſen zerreißt. Obſchon die<lb/> hungrige Kuh des hungrigen Holzhackers mein Gſel-<lb/> lenranzl, während ich g’ſchlafen hab, ganz und gar<lb/> mit Stumpf und Stiel aufgefreſſen hat, blieb glück-<lb/> licherweiſe mein Packl engliſcher Nähnadeln und der<lb/> Fingerhut noch übrig, auch etwas Zwirn. Mit<lb/> dieſen Gegenſtänden war ich im Stande, dem Eich-<lb/> katzl ſeine Hoſen zu flicken. Es ſchied dankbar von<lb/> mir, drückte mir eine Haſelnuß in die Hand und<lb/> verſchwand in einem kühnen Sprung hinter den<lb/> Buchen. Aber wo bin ich den jetzt hingerathen?<lb/> Obſchon in nächtliches Dunkel gehüllt, zeigt mir die<lb/> Dekoration dort hinten ein Haus, welches zart vom<lb/> Mondſchein, der nicht im Kalender ſteht, beleuch-<lb/> tet iſt.</p><lb/> <p>Kasperl, probiers halt wieder! vielleicht findſt<lb/> du freundlichere Aufnahme.</p> <stage>(läutet am Haus.)</stage> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0022]
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wollte, veranlaßte mich ſein Dach zu meiden. Jch
zog waldeinwärts, wo ich glücklicherweiſe einem Eich-
katzl begegnete, welches mich um Ausbeſſerung ſeiner
zeriſſenen Beinkleider erſuchte. Es iſt ſehr erklärlich,
daß ein Eichkatzl durch das ewige Baum auf- und
abkraxeln ſich die Hoſen zerreißt. Obſchon die
hungrige Kuh des hungrigen Holzhackers mein Gſel-
lenranzl, während ich g’ſchlafen hab, ganz und gar
mit Stumpf und Stiel aufgefreſſen hat, blieb glück-
licherweiſe mein Packl engliſcher Nähnadeln und der
Fingerhut noch übrig, auch etwas Zwirn. Mit
dieſen Gegenſtänden war ich im Stande, dem Eich-
katzl ſeine Hoſen zu flicken. Es ſchied dankbar von
mir, drückte mir eine Haſelnuß in die Hand und
verſchwand in einem kühnen Sprung hinter den
Buchen. Aber wo bin ich den jetzt hingerathen?
Obſchon in nächtliches Dunkel gehüllt, zeigt mir die
Dekoration dort hinten ein Haus, welches zart vom
Mondſchein, der nicht im Kalender ſteht, beleuch-
tet iſt.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/22>, abgerufen am 16.07.2024. |