Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.
Herr Onkel, so muß ich gestehen, daß noch keine Aenderung -- -- Steinreich. Was Ueberzeugung? Einfältige Schwärmerei! Was willst du mit diesem Schreiber? Er ist kein Mann für dich. Marie. An dem Todbette der seligen Mutter haben wir uns die Hände gereicht für immer. Unser Bund ist durch den Segen der Sterbenden geheiligt. Steinreich. Und ich will nichts davon wissen; aber du weißt schon längst, daß es meine Absicht ist, dich an den Baron Goldberg zu verheirathen. Marie. Mein Herz ist mein freies Eigenthum. Es ge- hört Schreiber, dessen Werth Sie selbst so oft ge- rühmt und anerkannt haben. Steinreich. Jst dieß der Dank, daß ich dich, armes Mäd- chen, zu mir genommen habe? Der dummen Ge- schichte soll ein Ende gemacht werden. Schreiber muß aus dem Hause, heute noch. Jch werde leicht einen andern Sekretär finden.
Herr Onkel, ſo muß ich geſtehen, daß noch keine Aenderung — — Steinreich. Was Ueberzeugung? Einfältige Schwärmerei! Was willſt du mit dieſem Schreiber? Er iſt kein Mann für dich. Marie. An dem Todbette der ſeligen Mutter haben wir uns die Hände gereicht für immer. Unſer Bund iſt durch den Segen der Sterbenden geheiligt. Steinreich. Und ich will nichts davon wiſſen; aber du weißt ſchon längſt, daß es meine Abſicht iſt, dich an den Baron Goldberg zu verheirathen. Marie. Mein Herz iſt mein freies Eigenthum. Es ge- hört Schreiber, deſſen Werth Sie ſelbſt ſo oft ge- rühmt und anerkannt haben. Steinreich. Jſt dieß der Dank, daß ich dich, armes Mäd- chen, zu mir genommen habe? Der dummen Ge- ſchichte ſoll ein Ende gemacht werden. Schreiber muß aus dem Hauſe, heute noch. Jch werde leicht einen andern Sekretär finden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MARIE"> <p><pb facs="#f0036" n="16"/> Herr Onkel, ſo muß ich geſtehen, daß noch keine<lb/> Aenderung — —</p> </sp><lb/> <sp who="#STEIN"> <speaker> <hi rendition="#c">Steinreich.</hi> </speaker><lb/> <p>Was Ueberzeugung? Einfältige Schwärmerei!<lb/> Was willſt du mit dieſem Schreiber? Er iſt kein<lb/> Mann für dich.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARIE"> <speaker> <hi rendition="#c">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>An dem Todbette der ſeligen Mutter haben<lb/> wir uns die Hände gereicht für immer. Unſer<lb/> Bund iſt durch den Segen der Sterbenden geheiligt.</p> </sp><lb/> <sp who="#STEIN"> <speaker> <hi rendition="#c">Steinreich.</hi> </speaker><lb/> <p>Und ich will nichts davon wiſſen; aber du<lb/> weißt ſchon längſt, daß es meine Abſicht iſt, dich<lb/> an den Baron Goldberg zu verheirathen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARIE"> <speaker> <hi rendition="#c">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Mein Herz iſt mein freies Eigenthum. Es ge-<lb/> hört Schreiber, deſſen Werth Sie ſelbſt ſo oft ge-<lb/> rühmt und anerkannt haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#STEIN"> <speaker> <hi rendition="#c">Steinreich.</hi> </speaker><lb/> <p>Jſt dieß der Dank, daß ich dich, armes Mäd-<lb/> chen, zu mir genommen habe? Der dummen Ge-<lb/> ſchichte ſoll ein Ende gemacht werden. Schreiber<lb/> muß aus dem Hauſe, heute noch. Jch werde leicht<lb/> einen andern Sekretär finden.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0036]
Herr Onkel, ſo muß ich geſtehen, daß noch keine
Aenderung — —
Steinreich.
Was Ueberzeugung? Einfältige Schwärmerei!
Was willſt du mit dieſem Schreiber? Er iſt kein
Mann für dich.
Marie.
An dem Todbette der ſeligen Mutter haben
wir uns die Hände gereicht für immer. Unſer
Bund iſt durch den Segen der Sterbenden geheiligt.
Steinreich.
Und ich will nichts davon wiſſen; aber du
weißt ſchon längſt, daß es meine Abſicht iſt, dich
an den Baron Goldberg zu verheirathen.
Marie.
Mein Herz iſt mein freies Eigenthum. Es ge-
hört Schreiber, deſſen Werth Sie ſelbſt ſo oft ge-
rühmt und anerkannt haben.
Steinreich.
Jſt dieß der Dank, daß ich dich, armes Mäd-
chen, zu mir genommen habe? Der dummen Ge-
ſchichte ſoll ein Ende gemacht werden. Schreiber
muß aus dem Hauſe, heute noch. Jch werde leicht
einen andern Sekretär finden.
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