Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Casperl (aroßartig.) Ja -- ich bin fertig! Mein Gewissen schwoigt, mein Herz schlägt, mein Busen wogt -- ich bin ein Mann, der soin Schicksal mit Ruhe erwartet -- wenn's nit z'lang warten laßt. Salzmaier. Nun -- dieses Jhr Schicksal wird sein, daß ich Sie nach Paragraph 189 unseres neuen Poli- zeistrafgesetzbuches, welches noch nicht publicirt ist, auf 8 Tage bei Wasser und Brod einsperren lasse. Casperl. Wie? noch nicht publixirt und nach dem Tele- graphen eingsperrt; das ist eine schreiende Ungrech- tigkeit. Jch appelliriririr an das Schnappellations- gericht! Salzmaier. Sie haben sich zu fügen. (Lärm draußen.) Was gibts da draußen? (Madame Margrethe stürzt herein.) Margrethe. Der Garibaldi, der Garibaldi! Da hab mer'sch! hab ich's net gsogt? Jetzt simmer verlore! Casperl (aroßartig.) Ja — ich bin fertig! Mein Gewiſſen ſchwoigt, mein Herz ſchlägt, mein Buſen wogt — ich bin ein Mann, der ſoin Schickſal mit Ruhe erwartet — wenn’s nit z’lang warten laßt. Salzmaier. Nun — dieſes Jhr Schickſal wird ſein, daß ich Sie nach Paragraph 189 unſeres neuen Poli- zeiſtrafgeſetzbuches, welches noch nicht publicirt iſt, auf 8 Tage bei Waſſer und Brod einſperren laſſe. Casperl. Wie? noch nicht publixirt und nach dem Tele- graphen eingſperrt; das iſt eine ſchreiende Ungrech- tigkeit. Jch appelliriririr an das Schnappellations- gericht! Salzmaier. Sie haben ſich zu fügen. (Lärm draußen.) Was gibts da draußen? (Madame Margrethe ſtürzt herein.) Margrethe. Der Garibaldi, der Garibaldi! Da hab mer’ſch! hab ich’s net gſogt? Jetzt ſimmer verlore! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0322" n="302"/> <sp who="#CASLA"> <speaker>Casperl</speaker> <stage>(aroßartig.)</stage><lb/> <p>Ja — ich bin fertig! Mein Gewiſſen ſchwoigt,<lb/> mein Herz ſchlägt, mein Buſen wogt — ich bin<lb/> ein <hi rendition="#g">Mann,</hi> der ſoin Schickſal mit Ruhe erwartet<lb/> — wenn’s nit z’lang warten laßt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SALZ"> <speaker> <hi rendition="#c">Salzmaier.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun — dieſes Jhr Schickſal wird ſein, daß<lb/> ich Sie nach Paragraph 189 unſeres neuen Poli-<lb/> zeiſtrafgeſetzbuches, welches noch nicht publicirt iſt,<lb/> auf 8 Tage bei Waſſer und Brod einſperren laſſe.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie? noch nicht publixirt und nach dem Tele-<lb/> graphen eingſperrt; das iſt eine ſchreiende Ungrech-<lb/> tigkeit. Jch appelliriririr an das Schnappellations-<lb/> gericht!</p> </sp><lb/> <sp who="#SALZ"> <speaker> <hi rendition="#c">Salzmaier.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie haben ſich zu fügen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Lärm draußen.)</hi> </stage><lb/> <p>Was gibts da draußen?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Madame <hi rendition="#g">Margrethe</hi> ſtürzt herein.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#MARF"> <speaker> <hi rendition="#c">Margrethe.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Garibaldi, der Garibaldi! Da hab mer’ſch!<lb/> hab ich’s net gſogt? Jetzt ſimmer verlore!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [302/0322]
Casperl (aroßartig.)
Ja — ich bin fertig! Mein Gewiſſen ſchwoigt,
mein Herz ſchlägt, mein Buſen wogt — ich bin
ein Mann, der ſoin Schickſal mit Ruhe erwartet
— wenn’s nit z’lang warten laßt.
Salzmaier.
Nun — dieſes Jhr Schickſal wird ſein, daß
ich Sie nach Paragraph 189 unſeres neuen Poli-
zeiſtrafgeſetzbuches, welches noch nicht publicirt iſt,
auf 8 Tage bei Waſſer und Brod einſperren laſſe.
Casperl.
Wie? noch nicht publixirt und nach dem Tele-
graphen eingſperrt; das iſt eine ſchreiende Ungrech-
tigkeit. Jch appelliriririr an das Schnappellations-
gericht!
Salzmaier.
Sie haben ſich zu fügen.
(Lärm draußen.)
Was gibts da draußen?
(Madame Margrethe ſtürzt herein.)
Margrethe.
Der Garibaldi, der Garibaldi! Da hab mer’ſch!
hab ich’s net gſogt? Jetzt ſimmer verlore!
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