Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Casperl. Erlauben Sie, Herr Bürgermoister, daß ich mich über diesen subtilen Punkt rechtfurtige und explucire? Salzmaier. Das wird eine saubere Rechtfertigung sein. Also? Casperl. Erstens -- ist das schon eine Schand, daß ein Mensch Bock heißt und besonders ein Schneider. Zwoitens -- hat sich ein Bock niemals zu beschweren, weil ein Bock ein unvernünftiges Thier ist. Drittens -- was dieser Bock contrastirt hat, ist eine Verläumdung, weil die Bocksfamilie im ersten Stock logirt und ich im zweiten; also können die Unten nicht wissen was oben gschieht und Viertens -- sind alle Kühe in der Nacht schwarz, also kann von einer nächtlichen Betracht- ung oder Ruhestörung keine Rede sein und Fünftens -- also bin ich unschuldig und der Schneiderbock ist ein elender Kerl, der einen kin- derlosen Familienvater in's Unglück stürzen will. Salzmaier. Sind Sie fertig? Casperl. Erlauben Sie, Herr Bürgermoiſter, daß ich mich über dieſen ſubtilen Punkt rechtfurtige und explucire? Salzmaier. Das wird eine ſaubere Rechtfertigung ſein. Alſo? Casperl. Erſtens — iſt das ſchon eine Schand, daß ein Menſch Bock heißt und beſonders ein Schneider. Zwoitens — hat ſich ein Bock niemals zu beſchweren, weil ein Bock ein unvernünftiges Thier iſt. Drittens — was dieſer Bock contraſtirt hat, iſt eine Verläumdung, weil die Bocksfamilie im erſten Stock logirt und ich im zweiten; alſo können die Unten nicht wiſſen was oben gſchieht und Viertens — ſind alle Kühe in der Nacht ſchwarz, alſo kann von einer nächtlichen Betracht- ung oder Ruheſtörung keine Rede ſein und Fünftens — alſo bin ich unſchuldig und der Schneiderbock iſt ein elender Kerl, der einen kin- derloſen Familienvater in’s Unglück ſtürzen will. Salzmaier. Sind Sie fertig? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0321" n="301"/> <sp who="#CASLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Erlauben Sie, Herr Bürgermoiſter, daß ich<lb/> mich über dieſen ſubtilen Punkt rechtfurtige und<lb/> explucire?</p> </sp><lb/> <sp who="#SALZ"> <speaker> <hi rendition="#c">Salzmaier.</hi> </speaker><lb/> <p>Das wird eine ſaubere Rechtfertigung ſein. Alſo?</p> </sp><lb/> <sp who="#CASLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#g">Erſtens</hi> — iſt das ſchon eine Schand, daß<lb/> ein Menſch Bock heißt und beſonders ein Schneider.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Zwoitens</hi> — hat ſich ein Bock niemals zu<lb/> beſchweren, weil ein Bock ein unvernünftiges Thier iſt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Drittens</hi> — was dieſer Bock contraſtirt hat,<lb/> iſt eine Verläumdung, weil die Bocksfamilie im<lb/> erſten Stock logirt und ich im zweiten; alſo können<lb/> die <hi rendition="#g">Unten</hi> nicht wiſſen was <hi rendition="#g">oben</hi> gſchieht und</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Viertens</hi> — ſind alle Kühe in der Nacht<lb/> ſchwarz, alſo kann von einer nächtlichen Betracht-<lb/> ung oder Ruheſtörung keine Rede ſein und</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Fünftens</hi> — alſo bin ich unſchuldig und der<lb/> Schneiderbock iſt ein elender Kerl, der einen kin-<lb/> derloſen Familienvater in’s Unglück ſtürzen will.</p> </sp><lb/> <sp who="#SALZ"> <speaker> <hi rendition="#c">Salzmaier.</hi> </speaker><lb/> <p>Sind Sie fertig?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [301/0321]
Casperl.
Erlauben Sie, Herr Bürgermoiſter, daß ich
mich über dieſen ſubtilen Punkt rechtfurtige und
explucire?
Salzmaier.
Das wird eine ſaubere Rechtfertigung ſein. Alſo?
Casperl.
Erſtens — iſt das ſchon eine Schand, daß
ein Menſch Bock heißt und beſonders ein Schneider.
Zwoitens — hat ſich ein Bock niemals zu
beſchweren, weil ein Bock ein unvernünftiges Thier iſt.
Drittens — was dieſer Bock contraſtirt hat,
iſt eine Verläumdung, weil die Bocksfamilie im
erſten Stock logirt und ich im zweiten; alſo können
die Unten nicht wiſſen was oben gſchieht und
Viertens — ſind alle Kühe in der Nacht
ſchwarz, alſo kann von einer nächtlichen Betracht-
ung oder Ruheſtörung keine Rede ſein und
Fünftens — alſo bin ich unſchuldig und der
Schneiderbock iſt ein elender Kerl, der einen kin-
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