Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.
blaue Nasen hat; aber der Dienst, der Dienst leidet darunter. Spritzler. Herr Bürgermeister, da muß ich schon bitten. Was meine Amtspflicht betrifft, kann mir -- glaub' ich -- kein reprement gemacht werden und die paar Tröpfeln Wein, die ich bisweilen zu meiner Magenstärkung trink, brauchen S' mir net vorzuhalten -- die zahl ich selber. Und wenn ich nicht wär, so ging gar nichts mehr zusammen auf'm Rathhaus. Jch bin doch die Seel vom ganzen Collegium. Salzmaier. Oho, Mossieur Spritzler! Das wär nicht übel! aufbegehren auch noch, wenn Jhm sein Vor- stand, ich, der Bürgermeister -- eine Zurechtweis- ung gibt? Das verbitt ich mir ernstlich! Ver- standen, Mossieur Spritzler? Vergeß' Er Seine Stellung nicht. Spritzler. Die vergeß ich gwiß nit; aber ich hab eigent- lich gar keine rechte Stellung mehr. Vor lauter Schreiben und Sitzen seh' ich bald selbst wie eine verbogene Schreibfeder aus.
blaue Naſen hat; aber der Dienſt, der Dienſt leidet darunter. Spritzler. Herr Bürgermeiſter, da muß ich ſchon bitten. Was meine Amtspflicht betrifft, kann mir — glaub’ ich — kein reprement gemacht werden und die paar Tröpfeln Wein, die ich bisweilen zu meiner Magenſtärkung trink, brauchen S’ mir net vorzuhalten — die zahl ich ſelber. Und wenn ich nicht wär, ſo ging gar nichts mehr zuſammen auf’m Rathhaus. Jch bin doch die Seel vom ganzen Collegium. Salzmaier. Oho, Moſſieur Spritzler! Das wär nicht übel! aufbegehren auch noch, wenn Jhm ſein Vor- ſtand, ich, der Bürgermeiſter — eine Zurechtweiſ- ung gibt? Das verbitt ich mir ernſtlich! Ver- ſtanden, Moſſieur Spritzler? Vergeß’ Er Seine Stellung nicht. Spritzler. Die vergeß ich gwiß nit; aber ich hab eigent- lich gar keine rechte Stellung mehr. Vor lauter Schreiben und Sitzen ſeh’ ich bald ſelbſt wie eine verbogene Schreibfeder aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SALZ"> <p><pb facs="#f0302" n="282"/> blaue Naſen hat; aber der Dienſt, der Dienſt<lb/> leidet darunter.</p> </sp><lb/> <sp who="#SPR"> <speaker> <hi rendition="#c">Spritzler.</hi> </speaker><lb/> <p>Herr Bürgermeiſter, da muß ich ſchon bitten.<lb/> Was meine Amtspflicht betrifft, kann mir —<lb/> glaub’ ich — kein <hi rendition="#aq">reprement</hi> gemacht werden und<lb/> die paar Tröpfeln Wein, die ich bisweilen zu<lb/> meiner Magenſtärkung trink, brauchen S’ mir net<lb/> vorzuhalten — die zahl ich ſelber. Und wenn ich<lb/> nicht wär, ſo ging gar nichts mehr zuſammen<lb/> auf’m Rathhaus. Jch bin doch die <hi rendition="#g">Seel</hi> vom<lb/> ganzen Collegium.</p> </sp><lb/> <sp who="#SALZ"> <speaker> <hi rendition="#c">Salzmaier.</hi> </speaker><lb/> <p>Oho, Moſſieur Spritzler! Das wär nicht<lb/> übel! aufbegehren auch noch, wenn Jhm ſein Vor-<lb/> ſtand, <hi rendition="#g">ich,</hi> der Bürgermeiſter — eine Zurechtweiſ-<lb/> ung gibt? Das verbitt ich mir ernſtlich! Ver-<lb/> ſtanden, Moſſieur Spritzler? Vergeß’ Er Seine<lb/><hi rendition="#g">Stellung</hi> nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#SPR"> <speaker> <hi rendition="#c">Spritzler.</hi> </speaker><lb/> <p>Die vergeß ich gwiß nit; aber ich hab eigent-<lb/> lich gar keine rechte Stellung mehr. Vor lauter<lb/> Schreiben und Sitzen ſeh’ ich bald ſelbſt wie eine<lb/> verbogene Schreibfeder aus.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0302]
blaue Naſen hat; aber der Dienſt, der Dienſt
leidet darunter.
Spritzler.
Herr Bürgermeiſter, da muß ich ſchon bitten.
Was meine Amtspflicht betrifft, kann mir —
glaub’ ich — kein reprement gemacht werden und
die paar Tröpfeln Wein, die ich bisweilen zu
meiner Magenſtärkung trink, brauchen S’ mir net
vorzuhalten — die zahl ich ſelber. Und wenn ich
nicht wär, ſo ging gar nichts mehr zuſammen
auf’m Rathhaus. Jch bin doch die Seel vom
ganzen Collegium.
Salzmaier.
Oho, Moſſieur Spritzler! Das wär nicht
übel! aufbegehren auch noch, wenn Jhm ſein Vor-
ſtand, ich, der Bürgermeiſter — eine Zurechtweiſ-
ung gibt? Das verbitt ich mir ernſtlich! Ver-
ſtanden, Moſſieur Spritzler? Vergeß’ Er Seine
Stellung nicht.
Spritzler.
Die vergeß ich gwiß nit; aber ich hab eigent-
lich gar keine rechte Stellung mehr. Vor lauter
Schreiben und Sitzen ſeh’ ich bald ſelbſt wie eine
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