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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

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Die Thüre geht' auf. Herbed tritt ein.
Herbed.
Der weise Herbed sucht ein Obdach.
Casperl.
Der weiße Herbed? Ja schwarz bist freilich
nit, sonst wärst ein Mohr.
Herbed.
Gönne, daß ich diese Nacht unter Deinem
Dache ruhe, und ich werde Dir's königlich lohnen.
Casperl.
Oho! oho! Schon wieder eine neue Gsell-
schaft! Jetzt hab ich erst eine Gschlavin ins Haus
bekommen und da kommt noch ein Gast dazu.
Herbed.
Du wirst Deine Gastfreundschaft nicht zu be-
reuen haben; denn wo die Weisheit einkehrt, da
ist auch die Huld der Götter.
Casperl.
Die Huld der Götter wird bald so gnädig
sein, daß ich selber Nix mehr zum Essen hab,
wenn die Huld der Götter einem armen Schuster,
der sich nit emal ein' Gsellen halten kann, aller-
hand Hungerleider in's Haus schickt. Jch will von
die Götter nix wissen, wenn ich nur was zum
Die Thüre geht’ auf. Herbed tritt ein.
Herbed.
Der weiſe Herbed ſucht ein Obdach.
Casperl.
Der weiße Herbed? Ja ſchwarz biſt freilich
nit, ſonſt wärſt ein Mohr.
Herbed.
Gönne, daß ich dieſe Nacht unter Deinem
Dache ruhe, und ich werde Dir’s königlich lohnen.
Casperl.
Oho! oho! Schon wieder eine neue Gſell-
ſchaft! Jetzt hab ich erſt eine Gſchlavin ins Haus
bekommen und da kommt noch ein Gaſt dazu.
Herbed.
Du wirſt Deine Gaſtfreundſchaft nicht zu be-
reuen haben; denn wo die Weisheit einkehrt, da
iſt auch die Huld der Götter.
Casperl.
Die Huld der Götter wird bald ſo gnädig
ſein, daß ich ſelber Nix mehr zum Eſſen hab,
wenn die Huld der Götter einem armen Schuſter,
der ſich nit emal ein’ Gſellen halten kann, aller-
hand Hungerleider in’s Haus ſchickt. Jch will von
die Götter nix wiſſen, wenn ich nur was zum
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[265/0285] Die Thüre geht’ auf. Herbed tritt ein. Herbed. Der weiſe Herbed ſucht ein Obdach. Casperl. Der weiße Herbed? Ja ſchwarz biſt freilich nit, ſonſt wärſt ein Mohr. Herbed. Gönne, daß ich dieſe Nacht unter Deinem Dache ruhe, und ich werde Dir’s königlich lohnen. Casperl. Oho! oho! Schon wieder eine neue Gſell- ſchaft! Jetzt hab ich erſt eine Gſchlavin ins Haus bekommen und da kommt noch ein Gaſt dazu. Herbed. Du wirſt Deine Gaſtfreundſchaft nicht zu be- reuen haben; denn wo die Weisheit einkehrt, da iſt auch die Huld der Götter. Casperl. Die Huld der Götter wird bald ſo gnädig ſein, daß ich ſelber Nix mehr zum Eſſen hab, wenn die Huld der Götter einem armen Schuſter, der ſich nit emal ein’ Gſellen halten kann, aller- hand Hungerleider in’s Haus ſchickt. Jch will von die Götter nix wiſſen, wenn ich nur was zum

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/285>, abgerufen am 22.11.2024.