Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Herbed. Die Helle scheint mir ins Antlitz! Es ist wohl spät -- lieber Mobed? Jch habe lang geschlummert. Mobed. Längst ist die Nacht vergangen und die Sonne steht über den Bergen. Sei gegrüßt mein Sohn. Herbed (aufstehend vom Lager.) Jch träumte diese Nacht so lebhaft, als säh ich die Wirklichkeit. Ein Cherub führte mich in einen goldenen Tempel, nachdem er an dessen Pforte schwarze böse Geister bekämpft und besiegt hatte. Er setzte mich auf einen diamantnen Thron und Völker huldigten mir. Da erwachte ich. Mobed. So erwache denn vollends! Herbed. Wie meinst du dieß, theurer Vater? Mobed. Höre, und schenke mir deine ganze Aufmerk- samkeit in dieser heiligen Stunde: Du trittst heute in dein achtzehntes Lebensjahr und ich will dir nicht länger verschweigen, was du einmal doch wissen mußt. Herbed. Die Helle ſcheint mir ins Antlitz! Es iſt wohl ſpät — lieber Mobed? Jch habe lang geſchlummert. Mobed. Längſt iſt die Nacht vergangen und die Sonne ſteht über den Bergen. Sei gegrüßt mein Sohn. Herbed (aufſtehend vom Lager.) Jch träumte dieſe Nacht ſo lebhaft, als ſäh ich die Wirklichkeit. Ein Cherub führte mich in einen goldenen Tempel, nachdem er an deſſen Pforte ſchwarze böſe Geiſter bekämpft und beſiegt hatte. Er ſetzte mich auf einen diamantnen Thron und Völker huldigten mir. Da erwachte ich. Mobed. So erwache denn vollends! Herbed. Wie meinſt du dieß, theurer Vater? Mobed. Höre, und ſchenke mir deine ganze Aufmerk- ſamkeit in dieſer heiligen Stunde: Du trittſt heute in dein achtzehntes Lebensjahr und ich will dir nicht länger verſchweigen, was du einmal doch wiſſen mußt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0250" n="230"/> <sp who="#HERBED"> <speaker> <hi rendition="#c">Herbed.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Helle ſcheint mir ins Antlitz! Es iſt wohl<lb/> ſpät — lieber Mobed? Jch habe lang geſchlummert.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>Längſt iſt die Nacht vergangen und die Sonne<lb/> ſteht über den Bergen. Sei gegrüßt mein Sohn.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERBED"> <speaker>Herbed</speaker> <stage>(aufſtehend vom Lager.)</stage><lb/> <p>Jch träumte dieſe Nacht ſo lebhaft, als ſäh ich<lb/> die Wirklichkeit. Ein Cherub führte mich in einen<lb/> goldenen Tempel, nachdem er an deſſen Pforte<lb/> ſchwarze böſe Geiſter bekämpft und beſiegt hatte.<lb/> Er ſetzte mich auf einen diamantnen Thron und<lb/> Völker huldigten mir. Da erwachte ich.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>So erwache denn vollends!</p> </sp><lb/> <sp who="#HERBED"> <speaker> <hi rendition="#c">Herbed.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie meinſt du dieß, theurer Vater?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>Höre, und ſchenke mir deine ganze Aufmerk-<lb/> ſamkeit in dieſer heiligen Stunde: Du trittſt heute<lb/> in dein achtzehntes Lebensjahr und ich will dir<lb/> nicht länger verſchweigen, was du einmal doch<lb/> wiſſen mußt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0250]
Herbed.
Die Helle ſcheint mir ins Antlitz! Es iſt wohl
ſpät — lieber Mobed? Jch habe lang geſchlummert.
Mobed.
Längſt iſt die Nacht vergangen und die Sonne
ſteht über den Bergen. Sei gegrüßt mein Sohn.
Herbed (aufſtehend vom Lager.)
Jch träumte dieſe Nacht ſo lebhaft, als ſäh ich
die Wirklichkeit. Ein Cherub führte mich in einen
goldenen Tempel, nachdem er an deſſen Pforte
ſchwarze böſe Geiſter bekämpft und beſiegt hatte.
Er ſetzte mich auf einen diamantnen Thron und
Völker huldigten mir. Da erwachte ich.
Mobed.
So erwache denn vollends!
Herbed.
Wie meinſt du dieß, theurer Vater?
Mobed.
Höre, und ſchenke mir deine ganze Aufmerk-
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nicht länger verſchweigen, was du einmal doch
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/250>, abgerufen am 16.02.2025. |