Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
so hätt's eigentlich der Vater selig in's Testament
'neinschreiben sollen; denn zwei Herren thun nie-
mals gut. Jch bin aber der ältere, also steht's
mir zu, und heut werd' ich gleich s' Regieren an-
fangen. Zuvor geh ich aber in's Wirthshaus und
trink a Maß Bier.
(ab.)
Peter (tritt ein.)
Das gfallt mir net, daß der Vater -- Gott
tröst'n -- die Sach in seim Testament nit glei
richtig gmacht hat. Wir zwei soll'n jetzt mitanand
hausen. Das thut's net. Einer von uns muß
naus aus'n Haus und ich will den Hans schon a
so schicaniren, daß er gern geht, wenn ich ihm
seine 3000 fl 'nauszahl und nachher bin ich allein
Herr in der Mühl und so werd's wohl kommen
müßen. Jetzt will ich aber zum Wirth geh'n und
ein' Maß Bier trinken; nachher werd'n wir schon
sehn, wie's weiter kommt.
(ab.)
Der Mülleresel (tritt ein.)
Jetzt bin i schon 12 Jahr Esel in der Mühl
und bin alleweil zfrieden gwesen und der alt'
Müller, Gott hab'n selig, hat mich auch recht gern
ghabt und hat die Schläg an mir nit gespart; aber
die neue Einrichtung will mir gar nit gfallen,
ſo hätt’s eigentlich der Vater ſelig in’s Teſtament
’neinſchreiben ſollen; denn zwei Herren thun nie-
mals gut. Jch bin aber der ältere, alſo ſteht’s
mir zu, und heut werd’ ich gleich s’ Regieren an-
fangen. Zuvor geh ich aber in’s Wirthshaus und
trink a Maß Bier.
(ab.)
Peter (tritt ein.)
Das gfallt mir net, daß der Vater — Gott
tröſt’n — die Sach in ſeim Teſtament nit glei
richtig gmacht hat. Wir zwei ſoll’n jetzt mitanand
hauſen. Das thut’s net. Einer von uns muß
naus aus’n Haus und ich will den Hans ſchon a
ſo ſchicaniren, daß er gern geht, wenn ich ihm
ſeine 3000 fl ’nauszahl und nachher bin ich allein
Herr in der Mühl und ſo werd’s wohl kommen
müßen. Jetzt will ich aber zum Wirth geh’n und
ein’ Maß Bier trinken; nachher werd’n wir ſchon
ſehn, wie’s weiter kommt.
(ab.)
Der Müllereſel (tritt ein.)
Jetzt bin i ſchon 12 Jahr Eſel in der Mühl
und bin alleweil zfrieden gweſen und der alt’
Müller, Gott hab’n ſelig, hat mich auch recht gern
ghabt und hat die Schläg an mir nit geſpart; aber
die neue Einrichtung will mir gar nit gfallen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#HANS">
              <p><pb facs="#f0200" n="180"/>
&#x017F;o hätt&#x2019;s eigentlich der Vater &#x017F;elig in&#x2019;s Te&#x017F;tament<lb/>
&#x2019;nein&#x017F;chreiben &#x017F;ollen; denn zwei Herren thun nie-<lb/>
mals gut. Jch bin aber der ältere, al&#x017F;o &#x017F;teht&#x2019;s<lb/><hi rendition="#g">mir</hi> zu, und heut werd&#x2019; ich gleich s&#x2019; Regieren an-<lb/>
fangen. Zuvor geh ich aber in&#x2019;s Wirthshaus und<lb/>
trink a Maß Bier.</p>
              <stage>(ab.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#PETER">
              <speaker>Peter</speaker>
              <stage>(tritt ein.)</stage><lb/>
              <p>Das gfallt mir net, daß der Vater &#x2014; Gott<lb/>
trö&#x017F;t&#x2019;n &#x2014; die Sach in &#x017F;eim Te&#x017F;tament nit glei<lb/>
richtig gmacht hat. Wir zwei &#x017F;oll&#x2019;n jetzt mitanand<lb/>
hau&#x017F;en. Das thut&#x2019;s net. Einer von uns muß<lb/>
naus aus&#x2019;n Haus und ich will den Hans &#x017F;chon a<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chicaniren, daß er gern geht, wenn ich ihm<lb/>
&#x017F;eine 3000 fl &#x2019;nauszahl und nachher bin ich allein<lb/>
Herr in der Mühl und &#x017F;o werd&#x2019;s wohl kommen<lb/>
müßen. Jetzt will ich aber zum Wirth geh&#x2019;n und<lb/>
ein&#x2019; Maß Bier trinken; nachher werd&#x2019;n wir &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;ehn, wie&#x2019;s weiter kommt.</p>
              <stage>(ab.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ESEL">
              <speaker>Der Müllere&#x017F;el</speaker>
              <stage>(tritt ein.)</stage><lb/>
              <p>Jetzt bin i &#x017F;chon 12 Jahr E&#x017F;el in der Mühl<lb/>
und bin alleweil zfrieden gwe&#x017F;en und der alt&#x2019;<lb/>
Müller, Gott hab&#x2019;n &#x017F;elig, hat mich auch recht gern<lb/>
ghabt und hat die Schläg an mir nit ge&#x017F;part; aber<lb/>
die neue Einrichtung will mir gar nit gfallen,<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0200] ſo hätt’s eigentlich der Vater ſelig in’s Teſtament ’neinſchreiben ſollen; denn zwei Herren thun nie- mals gut. Jch bin aber der ältere, alſo ſteht’s mir zu, und heut werd’ ich gleich s’ Regieren an- fangen. Zuvor geh ich aber in’s Wirthshaus und trink a Maß Bier. (ab.) Peter (tritt ein.) Das gfallt mir net, daß der Vater — Gott tröſt’n — die Sach in ſeim Teſtament nit glei richtig gmacht hat. Wir zwei ſoll’n jetzt mitanand hauſen. Das thut’s net. Einer von uns muß naus aus’n Haus und ich will den Hans ſchon a ſo ſchicaniren, daß er gern geht, wenn ich ihm ſeine 3000 fl ’nauszahl und nachher bin ich allein Herr in der Mühl und ſo werd’s wohl kommen müßen. Jetzt will ich aber zum Wirth geh’n und ein’ Maß Bier trinken; nachher werd’n wir ſchon ſehn, wie’s weiter kommt. (ab.) Der Müllereſel (tritt ein.) Jetzt bin i ſchon 12 Jahr Eſel in der Mühl und bin alleweil zfrieden gweſen und der alt’ Müller, Gott hab’n ſelig, hat mich auch recht gern ghabt und hat die Schläg an mir nit geſpart; aber die neue Einrichtung will mir gar nit gfallen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/200
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/200>, abgerufen am 22.11.2024.