Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.Ei du allerliebster Schnack! schlafst ja zum Küssen! Du bist mir schon recht. (vorsichtig um sich blickend) Das Hausgesind gafft unten noch bei den Meinen, da wird wohl die Kindswärterin auch da- bei sein. Wird mich doch Glück und Geschick dies- mal nicht sitzen lassen! So komm, herziges Käfer- lein! verlaß dein warm seiden Grafenbett und folg' mir in's kühle Felsenloch! Kannst dort auch schlafen. (Sie nimmt das Kind und birgt's unter ihrem Ueberwurf.) Hopsa, hopsa -- nur nicht aufgewacht, damit's kein Geschrei gibt, will dir aber schon's Mäulchen zuhalten -- fort, fort, sonst zieh'n sie ab und ich müßt' nachzotteln, das wär' verdächtig. (rasch ab.) Margaretha. Da bin ich wieder. Hat mich doch gefreut, daß ich's geseh'n hab. Das find aber abscheuliche schwarze Gesichter und das Gehudel und Gedudel! (zum Fenster.) Ah, da wandern sie fort und die alte Hex läuft hintendrein, als wenn sie was vergessen hätt! So -- jetzt sind sie draußen! Gute Fahrt durch's Land! -- (gegen die Wiege.) Nun, Heinrich, jetzt wär's aber Zeit in den Garten hinab. (singt.) Wach auf, wach auf, 's ist Frühlingszeit, Wach auf, mein Lieb und sei bereit! Ei du allerliebſter Schnack! ſchlafſt ja zum Küſſen! Du biſt mir ſchon recht. (vorſichtig um ſich blickend) Das Hausgeſind gafft unten noch bei den Meinen, da wird wohl die Kindswärterin auch da- bei ſein. Wird mich doch Glück und Geſchick dies- mal nicht ſitzen laſſen! So komm, herziges Käfer- lein! verlaß dein warm ſeiden Grafenbett und folg’ mir in’s kühle Felſenloch! Kannſt dort auch ſchlafen. (Sie nimmt das Kind und birgt’s unter ihrem Ueberwurf.) Hopſa, hopſa — nur nicht aufgewacht, damit’s kein Geſchrei gibt, will dir aber ſchon’s Mäulchen zuhalten — fort, fort, ſonſt zieh’n ſie ab und ich müßt’ nachzotteln, das wär’ verdächtig. (raſch ab.) Margaretha. Da bin ich wieder. Hat mich doch gefreut, daß ich’s geſeh’n hab. Das find aber abſcheuliche ſchwarze Geſichter und das Gehudel und Gedudel! (zum Fenſter.) Ah, da wandern ſie fort und die alte Hex läuft hintendrein, als wenn ſie was vergeſſen hätt! So — jetzt ſind ſie draußen! Gute Fahrt durch’s Land! — (gegen die Wiege.) Nun, Heinrich, jetzt wär’s aber Zeit in den Garten hinab. (ſingt.) Wach auf, wach auf, ’s iſt Frühlingszeit, Wach auf, mein Lieb und ſei bereit! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#JUT"> <pb facs="#f0088" n="82"/> <p>Ei du allerliebſter Schnack! ſchlafſt ja zum<lb/> Küſſen! Du biſt mir ſchon recht.</p> <stage>(vorſichtig um ſich<lb/> blickend)</stage> <p>Das Hausgeſind gafft unten noch bei den<lb/> Meinen, da wird wohl die Kindswärterin auch da-<lb/> bei ſein. Wird mich doch Glück und Geſchick dies-<lb/> mal nicht ſitzen laſſen! So komm, herziges Käfer-<lb/> lein! verlaß dein warm ſeiden Grafenbett und folg’<lb/> mir in’s kühle Felſenloch! Kannſt dort auch ſchlafen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Sie nimmt das Kind und birgt’s unter ihrem Ueberwurf.)</hi> </stage><lb/> <p>Hopſa, hopſa — nur nicht aufgewacht, damit’s<lb/> kein Geſchrei gibt, will dir aber ſchon’s Mäulchen<lb/> zuhalten — fort, fort, ſonſt zieh’n ſie ab und ich<lb/> müßt’ nachzotteln, das wär’ verdächtig.</p> <stage>(raſch ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c">Margaretha.</hi> </speaker><lb/> <p>Da bin ich wieder. Hat mich doch gefreut, daß<lb/> ich’s geſeh’n hab. Das find aber abſcheuliche ſchwarze<lb/> Geſichter und das Gehudel und Gedudel!</p> <stage>(zum Fenſter.)</stage><lb/> <p>Ah, da wandern ſie fort und die alte Hex läuft<lb/> hintendrein, als wenn ſie was vergeſſen hätt!</p><lb/> <p>So — jetzt ſind ſie draußen! Gute Fahrt durch’s<lb/> Land! —</p> <stage>(gegen die Wiege.)</stage> <p>Nun, Heinrich, jetzt wär’s<lb/> aber Zeit in den Garten hinab.</p> <stage>(ſingt.)</stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wach auf, wach auf, ’s iſt Frühlingszeit,</l><lb/> <l>Wach auf, mein Lieb und ſei bereit!</l><lb/> </lg> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0088]
Ei du allerliebſter Schnack! ſchlafſt ja zum
Küſſen! Du biſt mir ſchon recht. (vorſichtig um ſich
blickend) Das Hausgeſind gafft unten noch bei den
Meinen, da wird wohl die Kindswärterin auch da-
bei ſein. Wird mich doch Glück und Geſchick dies-
mal nicht ſitzen laſſen! So komm, herziges Käfer-
lein! verlaß dein warm ſeiden Grafenbett und folg’
mir in’s kühle Felſenloch! Kannſt dort auch ſchlafen.
(Sie nimmt das Kind und birgt’s unter ihrem Ueberwurf.)
Hopſa, hopſa — nur nicht aufgewacht, damit’s
kein Geſchrei gibt, will dir aber ſchon’s Mäulchen
zuhalten — fort, fort, ſonſt zieh’n ſie ab und ich
müßt’ nachzotteln, das wär’ verdächtig. (raſch ab.)
Margaretha.
Da bin ich wieder. Hat mich doch gefreut, daß
ich’s geſeh’n hab. Das find aber abſcheuliche ſchwarze
Geſichter und das Gehudel und Gedudel! (zum Fenſter.)
Ah, da wandern ſie fort und die alte Hex läuft
hintendrein, als wenn ſie was vergeſſen hätt!
So — jetzt ſind ſie draußen! Gute Fahrt durch’s
Land! — (gegen die Wiege.) Nun, Heinrich, jetzt wär’s
aber Zeit in den Garten hinab. (ſingt.)
Wach auf, wach auf, ’s iſt Frühlingszeit,
Wach auf, mein Lieb und ſei bereit!
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