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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.

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Casperl (läuft herein.)
Schlipperdibir! das ist a Metten, ich kenn mich
gar nit aus! Zuerst hat mich der indianische Stock-
Fisch über's Meer getragen; an der europäischen
Küste, i weiß nit wie's dort heißt -- bin ich aus-
g'stieg'n, eigentlich abg'stiegen. Kaum hab ich ein
bißl ausrasten wollen, denn mir war steinübel von der
Seekrankheit, weil ich auf'm Meer Nix als Austern
g'fress'n hab -- so ist auf einmal ein ungeheurer
Vogel herg'flogen, hat mich bei der Hosen packt
und ist mit mir auf und davon bis er mich vor
einer halben Stund mitten in das Stadtl auf's
Pflaster niederg'setzt hat, daß Alles kracht hat.
Jetzt fragt sich's: wo bin ich? Jch hab mich vor
lauter Ueberraschung nit umg'schaut und des Höllen-
Spectakel macht mich ja ganz confus. Ah, da
kommt der Trommler wieder, den will ich fragen.

(Trommler nähert sich.) Heda, sind S' a bißl stat auf
ein' Augenblick. Sag'n S' mir doch, was der
Lärm bedeut't und wo ich bin?
Trommler.
Da müssen S' den Spritzenmeister fragen oder
den Nachtwachter. Nach'n Reglement muß ich's
Maul halten, wenn ich im Dienst bin.

(trommelt weiter.)


Casperl (läuft herein.)
Schlipperdibir! das iſt a Metten, ich kenn mich
gar nit aus! Zuerſt hat mich der indianiſche Stock-
Fiſch über’s Meer getragen; an der europäiſchen
Küſte, i weiß nit wie’s dort heißt — bin ich aus-
g’ſtieg’n, eigentlich abg’ſtiegen. Kaum hab ich ein
bißl ausraſten wollen, denn mir war ſteinübel von der
Seekrankheit, weil ich auf’m Meer Nix als Auſtern
g’freſſ’n hab — ſo iſt auf einmal ein ungeheurer
Vogel herg’flogen, hat mich bei der Hoſen packt
und iſt mit mir auf und davon bis er mich vor
einer halben Stund mitten in das Stadtl auf’s
Pflaſter niederg’ſetzt hat, daß Alles kracht hat.
Jetzt fragt ſich’s: wo bin ich? Jch hab mich vor
lauter Ueberraſchung nit umg’ſchaut und des Höllen-
Spectakel macht mich ja ganz confus. Ah, da
kommt der Trommler wieder, den will ich fragen.

(Trommler nähert ſich.) Heda, ſind S’ a bißl ſtat auf
ein’ Augenblick. Sag’n S’ mir doch, was der
Lärm bedeut’t und wo ich bin?
Trommler.
Da müſſen S’ den Spritzenmeiſter fragen oder
den Nachtwachter. Nach’n Reglement muß ich’s
Maul halten, wenn ich im Dienſt bin.

(trommelt weiter.)
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[61/0067] Casperl (läuft herein.) Schlipperdibir! das iſt a Metten, ich kenn mich gar nit aus! Zuerſt hat mich der indianiſche Stock- Fiſch über’s Meer getragen; an der europäiſchen Küſte, i weiß nit wie’s dort heißt — bin ich aus- g’ſtieg’n, eigentlich abg’ſtiegen. Kaum hab ich ein bißl ausraſten wollen, denn mir war ſteinübel von der Seekrankheit, weil ich auf’m Meer Nix als Auſtern g’freſſ’n hab — ſo iſt auf einmal ein ungeheurer Vogel herg’flogen, hat mich bei der Hoſen packt und iſt mit mir auf und davon bis er mich vor einer halben Stund mitten in das Stadtl auf’s Pflaſter niederg’ſetzt hat, daß Alles kracht hat. Jetzt fragt ſich’s: wo bin ich? Jch hab mich vor lauter Ueberraſchung nit umg’ſchaut und des Höllen- Spectakel macht mich ja ganz confus. Ah, da kommt der Trommler wieder, den will ich fragen. (Trommler nähert ſich.) Heda, ſind S’ a bißl ſtat auf ein’ Augenblick. Sag’n S’ mir doch, was der Lärm bedeut’t und wo ich bin? Trommler. Da müſſen S’ den Spritzenmeiſter fragen oder den Nachtwachter. Nach’n Reglement muß ich’s Maul halten, wenn ich im Dienſt bin. (trommelt weiter.)

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/67>, abgerufen am 25.11.2024.