Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
wegen dasteh'n und wachen! Schickten mir die bei- den Zauberschwestern nicht täglich ein Faß Meth und ein Kalb zur Nahrung, so hielt ich's wirklich nicht aus. Mein sanfter Nachbar, der Sänger, schläft ruhig in seiner Hütte, das Morgenlied der Wald- vögel weckt ihn täglich, während ich mich die Nacht über am Heulen der Wölfe und am Geächze der Eulen zu erfreuen habe. (Ein Flug Raben schwirrt durch die Luft und läßt sich auf den Bäumen nieder.) Holla, ihr lieben Vögelein mit schwarzem Ge- fieder, was wollt ihr da? Wenn ihr auffliegt gilt's eine Botschaft; was habt ihr mir zu verkünden? Die Raben. Wir kräh'n und kräh'n, Daß wir dort geseh'n Den Minnamunt geh'n; Wir kräh'n und kräh'n, Bald wird es gescheh'n, Bald wird es gescheh'n -- Krah, krah, krah! (fliegen fort.) Schlafdorn. Was wird gescheh'n ihr weisen Vögel? fort sind sie! -- Aber dorther kracht's durch's Gebüsch; es
wegen daſteh’n und wachen! Schickten mir die bei- den Zauberſchweſtern nicht täglich ein Faß Meth und ein Kalb zur Nahrung, ſo hielt ich’s wirklich nicht aus. Mein ſanfter Nachbar, der Sänger, ſchläft ruhig in ſeiner Hütte, das Morgenlied der Wald- vögel weckt ihn täglich, während ich mich die Nacht über am Heulen der Wölfe und am Geächze der Eulen zu erfreuen habe. (Ein Flug Raben ſchwirrt durch die Luft und läßt ſich auf den Bäumen nieder.) Holla, ihr lieben Vögelein mit ſchwarzem Ge- fieder, was wollt ihr da? Wenn ihr auffliegt gilt’s eine Botſchaft; was habt ihr mir zu verkünden? Die Raben. Wir kräh’n und kräh’n, Daß wir dort geſeh’n Den Minnamunt geh’n; Wir kräh’n und kräh’n, Bald wird es geſcheh’n, Bald wird es geſcheh’n — Krah, krah, krah! (fliegen fort.) Schlafdorn. Was wird geſcheh’n ihr weiſen Vögel? fort ſind ſie! — Aber dorther kracht’s durch’s Gebüſch; es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#SCHLAF"> <p><pb facs="#f0274" n="268"/> wegen daſteh’n und wachen! Schickten mir die bei-<lb/> den Zauberſchweſtern nicht täglich ein Faß Meth<lb/> und ein Kalb zur Nahrung, ſo hielt ich’s wirklich<lb/> nicht aus. Mein ſanfter Nachbar, der Sänger, ſchläft<lb/> ruhig in ſeiner Hütte, das Morgenlied der Wald-<lb/> vögel weckt ihn täglich, während ich mich die Nacht<lb/> über am Heulen der Wölfe und am Geächze der<lb/> Eulen zu erfreuen habe.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Ein Flug Raben ſchwirrt durch die Luft und läßt ſich auf den<lb/> Bäumen nieder.)</hi> </stage><lb/> <p>Holla, ihr lieben Vögelein mit ſchwarzem Ge-<lb/> fieder, was wollt ihr da? Wenn ihr auffliegt gilt’s<lb/> eine Botſchaft; was habt ihr mir zu verkünden?</p> </sp><lb/> <sp who="#RAB"> <speaker> <hi rendition="#c">Die Raben.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wir kräh’n und kräh’n,</l><lb/> <l>Daß wir dort geſeh’n</l><lb/> <l>Den Minnamunt geh’n;</l><lb/> <l>Wir kräh’n und kräh’n,</l><lb/> <l>Bald wird es geſcheh’n,</l><lb/> <l>Bald wird es geſcheh’n —</l><lb/> <l>Krah, krah, krah! <stage>(fliegen fort.)</stage></l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp who="#SCHLAF"> <speaker> <hi rendition="#c">Schlafdorn.</hi> </speaker><lb/> <p>Was wird geſcheh’n ihr weiſen Vögel? fort ſind<lb/> ſie! — Aber dorther kracht’s durch’s Gebüſch; es<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0274]
wegen daſteh’n und wachen! Schickten mir die bei-
den Zauberſchweſtern nicht täglich ein Faß Meth
und ein Kalb zur Nahrung, ſo hielt ich’s wirklich
nicht aus. Mein ſanfter Nachbar, der Sänger, ſchläft
ruhig in ſeiner Hütte, das Morgenlied der Wald-
vögel weckt ihn täglich, während ich mich die Nacht
über am Heulen der Wölfe und am Geächze der
Eulen zu erfreuen habe.
(Ein Flug Raben ſchwirrt durch die Luft und läßt ſich auf den
Bäumen nieder.)
Holla, ihr lieben Vögelein mit ſchwarzem Ge-
fieder, was wollt ihr da? Wenn ihr auffliegt gilt’s
eine Botſchaft; was habt ihr mir zu verkünden?
Die Raben.
Wir kräh’n und kräh’n,
Daß wir dort geſeh’n
Den Minnamunt geh’n;
Wir kräh’n und kräh’n,
Bald wird es geſcheh’n,
Bald wird es geſcheh’n —
Krah, krah, krah! (fliegen fort.)
Schlafdorn.
Was wird geſcheh’n ihr weiſen Vögel? fort ſind
ſie! — Aber dorther kracht’s durch’s Gebüſch; es
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/274>, abgerufen am 16.02.2025. |