Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
D'rum kann ich auch des Fluchs Gewalt nicht hemmen, Der auf dem Haupte deines Kindes ruht: Der Spindel Stich wird langen Schlaf ihr bringen -- Mein Segen aber bringt einst Morgenroth. Der Blume Kelch, in myst'scher Ruh geschlossen, (Ein Bild des Schlummers) wird sich Einmal öffnen, Des Duftes Blüthenhauch wird ihm entsteigen Gleich einem Minnelied zur Maienzeit. Getrost sei denn, gedenke meiner Worte: Des Zaubers Fluch wird sich in Segen wandeln! (Verschwindet.) Hermeline. Dank dir, o holde Fee, die du, ein Engel, Mir milden Thau auf meine Wunde träufelst. Jch will vertrau'n dir; muthig seh' entgegen Jch dem Geschick, das unvermeidlich ist. Röslein (erwacht.) Wo bin ich? Mutter, welch' ein schöner Traum Hat mich gegrüßt: denk dir, ich war ein Blümlein, Das einsam still in einem Garten stand; Ein böser Sturm erhob sich, mich zu brechen, Da kam ein Engel, trug mich in den Himmel. Hermeline. Fürwahr, mein Kind, du sah'st ein herrlich Bild;
D’rum kann ich auch des Fluchs Gewalt nicht hemmen, Der auf dem Haupte deines Kindes ruht: Der Spindel Stich wird langen Schlaf ihr bringen — Mein Segen aber bringt einſt Morgenroth. Der Blume Kelch, in myſt’ſcher Ruh geſchloſſen, (Ein Bild des Schlummers) wird ſich Einmal öffnen, Des Duftes Blüthenhauch wird ihm entſteigen Gleich einem Minnelied zur Maienzeit. Getroſt ſei denn, gedenke meiner Worte: Des Zaubers Fluch wird ſich in Segen wandeln! (Verſchwindet.) Hermeline. Dank dir, o holde Fee, die du, ein Engel, Mir milden Thau auf meine Wunde träufelſt. Jch will vertrau’n dir; muthig ſeh’ entgegen Jch dem Geſchick, das unvermeidlich iſt. Röslein (erwacht.) Wo bin ich? Mutter, welch’ ein ſchöner Traum Hat mich gegrüßt: denk dir, ich war ein Blümlein, Das einſam ſtill in einem Garten ſtand; Ein böſer Sturm erhob ſich, mich zu brechen, Da kam ein Engel, trug mich in den Himmel. Hermeline. Fürwahr, mein Kind, du ſah’ſt ein herrlich Bild; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCONE"> <p><pb facs="#f0250" n="244"/> D’rum kann ich auch des Fluchs Gewalt nicht hemmen,<lb/> Der auf dem Haupte deines Kindes ruht:<lb/> Der Spindel Stich wird langen Schlaf ihr bringen —<lb/> Mein Segen aber bringt einſt Morgenroth.<lb/> Der Blume Kelch, in myſt’ſcher Ruh geſchloſſen,<lb/> (Ein Bild des Schlummers) wird ſich Einmal öffnen,<lb/> Des Duftes Blüthenhauch wird ihm entſteigen<lb/> Gleich einem Minnelied zur Maienzeit.<lb/> Getroſt ſei denn, gedenke meiner Worte:<lb/> Des Zaubers Fluch wird ſich in Segen wandeln!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(Verſchwindet.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>Dank dir, o holde Fee, die du, ein Engel,<lb/> Mir milden Thau auf meine Wunde träufelſt.<lb/> Jch will vertrau’n dir; muthig ſeh’ entgegen<lb/> Jch dem Geſchick, das unvermeidlich iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#RÖS"> <speaker>Röslein</speaker> <stage>(erwacht.)</stage><lb/> <p>Wo bin ich? Mutter, welch’ ein ſchöner Traum<lb/> Hat mich gegrüßt: denk dir, ich war ein Blümlein,<lb/> Das einſam ſtill in einem Garten ſtand;<lb/> Ein böſer Sturm erhob ſich, mich zu brechen,<lb/> Da kam ein Engel, trug mich in den Himmel.</p> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>Fürwahr, mein Kind, du ſah’ſt ein herrlich Bild;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0250]
D’rum kann ich auch des Fluchs Gewalt nicht hemmen,
Der auf dem Haupte deines Kindes ruht:
Der Spindel Stich wird langen Schlaf ihr bringen —
Mein Segen aber bringt einſt Morgenroth.
Der Blume Kelch, in myſt’ſcher Ruh geſchloſſen,
(Ein Bild des Schlummers) wird ſich Einmal öffnen,
Des Duftes Blüthenhauch wird ihm entſteigen
Gleich einem Minnelied zur Maienzeit.
Getroſt ſei denn, gedenke meiner Worte:
Des Zaubers Fluch wird ſich in Segen wandeln!
(Verſchwindet.)
Hermeline.
Dank dir, o holde Fee, die du, ein Engel,
Mir milden Thau auf meine Wunde träufelſt.
Jch will vertrau’n dir; muthig ſeh’ entgegen
Jch dem Geſchick, das unvermeidlich iſt.
Röslein (erwacht.)
Wo bin ich? Mutter, welch’ ein ſchöner Traum
Hat mich gegrüßt: denk dir, ich war ein Blümlein,
Das einſam ſtill in einem Garten ſtand;
Ein böſer Sturm erhob ſich, mich zu brechen,
Da kam ein Engel, trug mich in den Himmel.
Hermeline.
Fürwahr, mein Kind, du ſah’ſt ein herrlich Bild;
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/250>, abgerufen am 16.02.2025. |