Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Lautenklang. Unziemlich sehr ist, was du sagst, d'rum schweige! Jch will in's Königsschloß zurück nun eilen. (Beide ab.) Königin Hermeline und Prinzessin Röslein, welche voraus- läuft, einen Schmetterling zu haschen. Hermeline. Pfui, Röslein! Was läufst du so rasch voraus? Röslein. Ach, Mutter sieh den schönen Schmetterling! Jch möcht' ihn fangen. Hermeline. Das schickt sich nicht für dich. Du bist kein Kind mehr; bedenke, daß du nun ein Jungfräulein bist. Die sollen nicht den Schmetterlingen nachlaufen, sondern hübsch anständig spazieren geh'n. Röslein. Die Jungfräulein sollen also keine Freude mehr haben? Da wär' ich lieber ein Kind geblieben. Hermeline. Jedes Alter hat seine Freuden. Du bist an deinem fünfzehnten Geburtstage dem ganzen Hofe vorgestellt worden; war dieß nicht ein schönes Ver- gnügen für dich? Auch darfst du von nun an mit uns an der großen Tafel speisen. Lautenklang. Unziemlich ſehr iſt, was du ſagſt, d’rum ſchweige! Jch will in’s Königsſchloß zurück nun eilen. (Beide ab.) Königin Hermeline und Prinzeſſin Röslein, welche voraus- läuft, einen Schmetterling zu haſchen. Hermeline. Pfui, Röslein! Was läufſt du ſo raſch voraus? Röslein. Ach, Mutter ſieh den ſchönen Schmetterling! Jch möcht’ ihn fangen. Hermeline. Das ſchickt ſich nicht für dich. Du biſt kein Kind mehr; bedenke, daß du nun ein Jungfräulein biſt. Die ſollen nicht den Schmetterlingen nachlaufen, ſondern hübſch anſtändig ſpazieren geh’n. Röslein. Die Jungfräulein ſollen alſo keine Freude mehr haben? Da wär’ ich lieber ein Kind geblieben. Hermeline. Jedes Alter hat ſeine Freuden. Du biſt an deinem fünfzehnten Geburtstage dem ganzen Hofe vorgeſtellt worden; war dieß nicht ein ſchönes Ver- gnügen für dich? Auch darfſt du von nun an mit uns an der großen Tafel ſpeiſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0245" n="239"/> <sp who="#LAU"> <speaker> <hi rendition="#c">Lautenklang.</hi> </speaker><lb/> <p>Unziemlich ſehr iſt, was du ſagſt, d’rum ſchweige!<lb/> Jch will in’s Königsſchloß zurück nun eilen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Beide ab.)<lb/> Königin <hi rendition="#g">Hermeline</hi> und Prinzeſſin <hi rendition="#g">Röslein,</hi> welche voraus-<lb/> läuft, einen Schmetterling zu haſchen.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>Pfui, Röslein! Was läufſt du ſo raſch voraus?</p> </sp><lb/> <sp who="#RÖS"> <speaker> <hi rendition="#c">Röslein.</hi> </speaker><lb/> <p>Ach, Mutter ſieh den ſchönen Schmetterling! Jch<lb/> möcht’ ihn fangen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>Das ſchickt ſich nicht für dich. Du biſt kein Kind<lb/> mehr; bedenke, daß du nun ein Jungfräulein biſt.<lb/> Die ſollen nicht den Schmetterlingen nachlaufen,<lb/> ſondern hübſch anſtändig ſpazieren geh’n.</p> </sp><lb/> <sp who="#RÖS"> <speaker> <hi rendition="#c">Röslein.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Jungfräulein ſollen alſo keine Freude mehr<lb/> haben? Da wär’ ich lieber ein Kind geblieben.</p> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>Jedes Alter hat ſeine Freuden. Du biſt an<lb/> deinem fünfzehnten Geburtstage dem ganzen Hofe<lb/> vorgeſtellt worden; war dieß nicht ein ſchönes Ver-<lb/> gnügen für dich? Auch darfſt du von nun an mit<lb/> uns an der großen Tafel ſpeiſen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0245]
Lautenklang.
Unziemlich ſehr iſt, was du ſagſt, d’rum ſchweige!
Jch will in’s Königsſchloß zurück nun eilen.
(Beide ab.)
Königin Hermeline und Prinzeſſin Röslein, welche voraus-
läuft, einen Schmetterling zu haſchen.
Hermeline.
Pfui, Röslein! Was läufſt du ſo raſch voraus?
Röslein.
Ach, Mutter ſieh den ſchönen Schmetterling! Jch
möcht’ ihn fangen.
Hermeline.
Das ſchickt ſich nicht für dich. Du biſt kein Kind
mehr; bedenke, daß du nun ein Jungfräulein biſt.
Die ſollen nicht den Schmetterlingen nachlaufen,
ſondern hübſch anſtändig ſpazieren geh’n.
Röslein.
Die Jungfräulein ſollen alſo keine Freude mehr
haben? Da wär’ ich lieber ein Kind geblieben.
Hermeline.
Jedes Alter hat ſeine Freuden. Du biſt an
deinem fünfzehnten Geburtstage dem ganzen Hofe
vorgeſtellt worden; war dieß nicht ein ſchönes Ver-
gnügen für dich? Auch darfſt du von nun an mit
uns an der großen Tafel ſpeiſen.
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