Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Blaubart. Daß Niemand in die Burg kann, bis ich wie- der zu öffnen befehle! Auf den östlichen Thurm soll die schwarze Fahne aufgepflanzt werden. Casperl. Auf'm Thurm kann man ja nir pflanzen, die Rahnen muß man im Garten pflanzen. Blaubart. Jetzt geh! der Castellan soll läuten! (Casperl ab.) Ha! ich dürste nach Blut! Nun soll mein Kunst- cabinet wieder um eine Figur vermehrt werden. Sechs hängen schon oben; jetzt kömmt die siebente dazu. Soll's etwa gar ein Dutzend abgeben nach und nach? (Die Thurmglocke erschallt.) Das Zeichen! (ruft) Mein Schwert! (ab.) Bertha tritt ein. Anna zeigt sich im Hintergrunde auf dem Söller. Bertha. Anna, theure Anna! siehst du nichts? Anna (ruft herunter.) Nichts, Nichts, Schwester, seh' ich als den Staub der Sonnenstrahlen und das Gras an der Heer- straße vom Wind bewegt! Blaubart. Daß Niemand in die Burg kann, bis ich wie- der zu öffnen befehle! Auf den öſtlichen Thurm ſoll die ſchwarze Fahne aufgepflanzt werden. Casperl. Auf’m Thurm kann man ja nir pflanzen, die Rahnen muß man im Garten pflanzen. Blaubart. Jetzt geh! der Caſtellan ſoll läuten! (Casperl ab.) Ha! ich dürſte nach Blut! Nun ſoll mein Kunſt- cabinet wieder um eine Figur vermehrt werden. Sechs hängen ſchon oben; jetzt kömmt die ſiebente dazu. Soll’s etwa gar ein Dutzend abgeben nach und nach? (Die Thurmglocke erſchallt.) Das Zeichen! (ruft) Mein Schwert! (ab.) Bertha tritt ein. Anna zeigt ſich im Hintergrunde auf dem Söller. Bertha. Anna, theure Anna! ſiehſt du nichts? Anna (ruft herunter.) Nichts, Nichts, Schweſter, ſeh’ ich als den Staub der Sonnenſtrahlen und das Gras an der Heer- ſtraße vom Wind bewegt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0189" n="183"/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Daß Niemand in die Burg kann, bis ich wie-<lb/> der zu öffnen befehle! Auf den öſtlichen Thurm ſoll<lb/> die ſchwarze Fahne aufgepflanzt werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Auf’m Thurm kann man ja nir pflanzen, die<lb/> Rahnen muß man im Garten pflanzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Jetzt geh! der Caſtellan ſoll läuten!</p> <stage>(Casperl ab.)</stage><lb/> <p>Ha! ich dürſte nach Blut! Nun ſoll mein Kunſt-<lb/> cabinet wieder um eine Figur vermehrt werden.<lb/> Sechs hängen ſchon oben; jetzt kömmt die ſiebente<lb/> dazu. Soll’s etwa gar ein Dutzend abgeben nach<lb/> und nach?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Die Thurmglocke erſchallt.)</hi> </stage><lb/> <p>Das Zeichen!</p> <stage>(ruft)</stage> <p>Mein Schwert!</p> <stage>(ab.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Bertha</hi> tritt ein. <hi rendition="#g">Anna</hi> zeigt ſich im Hintergrunde auf dem<lb/> Söller.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>Anna, theure Anna! ſiehſt du nichts?</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker>Anna</speaker> <stage>(ruft herunter.)</stage><lb/> <p>Nichts, Nichts, Schweſter, ſeh’ ich als den Staub<lb/> der Sonnenſtrahlen und das Gras an der Heer-<lb/> ſtraße vom Wind bewegt!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0189]
Blaubart.
Daß Niemand in die Burg kann, bis ich wie-
der zu öffnen befehle! Auf den öſtlichen Thurm ſoll
die ſchwarze Fahne aufgepflanzt werden.
Casperl.
Auf’m Thurm kann man ja nir pflanzen, die
Rahnen muß man im Garten pflanzen.
Blaubart.
Jetzt geh! der Caſtellan ſoll läuten! (Casperl ab.)
Ha! ich dürſte nach Blut! Nun ſoll mein Kunſt-
cabinet wieder um eine Figur vermehrt werden.
Sechs hängen ſchon oben; jetzt kömmt die ſiebente
dazu. Soll’s etwa gar ein Dutzend abgeben nach
und nach?
(Die Thurmglocke erſchallt.)
Das Zeichen! (ruft) Mein Schwert! (ab.)
Bertha tritt ein. Anna zeigt ſich im Hintergrunde auf dem
Söller.
Bertha.
Anna, theure Anna! ſiehſt du nichts?
Anna (ruft herunter.)
Nichts, Nichts, Schweſter, ſeh’ ich als den Staub
der Sonnenſtrahlen und das Gras an der Heer-
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/189>, abgerufen am 19.07.2024. |