Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
Burgkapelle gehen, um dich auf den Tod vorzube- reiten. Bertha (stürzt ihm zu Füssen.) Wenn du ein menschlich Herz hast, so erbarme dich mein! Jst denn mein Verbrechen so groß, daß es wirklich mit dem Tode bestraft werden muß? Ein Augenblick weiblicher Schwäche! Blaubart. Es bleibt dabei. Neugierig warst du, unge- horsam warst du -- und dieß schon am ersten Tage unseres ehelichen Lebens. Was hätte ich am zwei- ten, dritten und in folgenden Tagen zu erwarten? Blaubart kennt kein Mitleid, wenn er einmal Strafe beschlossen hat. Gerade so wie du, haben es deine Vorgängerinen gemacht. Keine -- wie du -- hat die Prüfung bestanden. Deßhalb mußten Alle, Alle durch mein Schwert sterben. Jch übe mein Haus- recht; wer hindert mich daran? Bertha. Erbarmen, Erbarmen! Jch will dir in der Zu- kunft beweisen, daß ich deine Befehle zu achten weiß. Schone meiner! Blaubart. Nichts da! Was nützen mich Versprechungen für die Zukunft? Leere Seifenblasen sind es. Jch halte
Burgkapelle gehen, um dich auf den Tod vorzube- reiten. Bertha (ſtürzt ihm zu Füſſen.) Wenn du ein menſchlich Herz haſt, ſo erbarme dich mein! Jſt denn mein Verbrechen ſo groß, daß es wirklich mit dem Tode beſtraft werden muß? Ein Augenblick weiblicher Schwäche! Blaubart. Es bleibt dabei. Neugierig warſt du, unge- horſam warſt du — und dieß ſchon am erſten Tage unſeres ehelichen Lebens. Was hätte ich am zwei- ten, dritten und in folgenden Tagen zu erwarten? Blaubart kennt kein Mitleid, wenn er einmal Strafe beſchloſſen hat. Gerade ſo wie du, haben es deine Vorgängerinen gemacht. Keine — wie du — hat die Prüfung beſtanden. Deßhalb mußten Alle, Alle durch mein Schwert ſterben. Jch übe mein Haus- recht; wer hindert mich daran? Bertha. Erbarmen, Erbarmen! Jch will dir in der Zu- kunft beweiſen, daß ich deine Befehle zu achten weiß. Schone meiner! Blaubart. Nichts da! Was nützen mich Verſprechungen für die Zukunft? Leere Seifenblaſen ſind es. Jch halte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#BLA"> <p><pb facs="#f0187" n="181"/> Burgkapelle gehen, um dich auf den Tod vorzube-<lb/> reiten.</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker>Bertha</speaker> <stage>(ſtürzt ihm zu Füſſen.)</stage><lb/> <p>Wenn du ein menſchlich Herz haſt, ſo erbarme<lb/> dich mein! Jſt denn mein Verbrechen ſo groß, daß<lb/> es wirklich mit dem Tode beſtraft werden muß?<lb/><hi rendition="#g">Ein</hi> Augenblick weiblicher Schwäche!</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Es bleibt dabei. Neugierig warſt du, unge-<lb/> horſam warſt du — und dieß ſchon am erſten Tage<lb/> unſeres ehelichen Lebens. Was hätte ich am zwei-<lb/> ten, dritten und in folgenden Tagen zu erwarten?<lb/> Blaubart kennt kein Mitleid, wenn er einmal Strafe<lb/> beſchloſſen hat. Gerade ſo wie du, haben es deine<lb/> Vorgängerinen gemacht. Keine — wie du — hat<lb/> die Prüfung beſtanden. Deßhalb mußten Alle, Alle<lb/> durch mein Schwert ſterben. Jch übe mein Haus-<lb/> recht; wer hindert mich daran?</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>Erbarmen, Erbarmen! Jch will dir in der Zu-<lb/> kunft beweiſen, daß ich deine Befehle zu achten weiß.<lb/> Schone meiner!</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Nichts da! Was nützen mich Verſprechungen für<lb/> die Zukunft? Leere Seifenblaſen ſind es. Jch halte<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0187]
Burgkapelle gehen, um dich auf den Tod vorzube-
reiten.
Bertha (ſtürzt ihm zu Füſſen.)
Wenn du ein menſchlich Herz haſt, ſo erbarme
dich mein! Jſt denn mein Verbrechen ſo groß, daß
es wirklich mit dem Tode beſtraft werden muß?
Ein Augenblick weiblicher Schwäche!
Blaubart.
Es bleibt dabei. Neugierig warſt du, unge-
horſam warſt du — und dieß ſchon am erſten Tage
unſeres ehelichen Lebens. Was hätte ich am zwei-
ten, dritten und in folgenden Tagen zu erwarten?
Blaubart kennt kein Mitleid, wenn er einmal Strafe
beſchloſſen hat. Gerade ſo wie du, haben es deine
Vorgängerinen gemacht. Keine — wie du — hat
die Prüfung beſtanden. Deßhalb mußten Alle, Alle
durch mein Schwert ſterben. Jch übe mein Haus-
recht; wer hindert mich daran?
Bertha.
Erbarmen, Erbarmen! Jch will dir in der Zu-
kunft beweiſen, daß ich deine Befehle zu achten weiß.
Schone meiner!
Blaubart.
Nichts da! Was nützen mich Verſprechungen für
die Zukunft? Leere Seifenblaſen ſind es. Jch halte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/187 |
Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/187>, abgerufen am 16.02.2025. |