Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Bertha. Du bist zu gut, theurer Blaubart. Solch ein Glück verdiene ich wahrlich nicht! Blaubart. Jch habe bereits heute mit dem Frühesten schon an deinen Vater einen Brief geschrieben, in welchem ich wegen deiner Entführung um Entschuldigung bitte und habe ihn mit deiner Schwester zum Essen eingeladen, damit du Gesellschaft hast. Bertha. Wie so, Geliebter? Sollte mir deine Gesellschaft nicht genügen? Blaubart. Leider habe ich heute auch eine Nachricht er- halten, welche mich sogleich zu einem Geschäfte von hier abruft. Jch muß ausreiten und werde erst morgen Abend wieder zurückkommen. Bertha. O, wie leid thut mir dieß! Schon am ersten Tage unserer Ehe willst du mich verlassen? Blaubart. Es muß sein? Wir Ritter vom ächten Schrott und Korn haben ein bewegtes Leben. Daran mußt du dich gewöhnen. Mein Roß ist schon gesattelt und ich werde gleich aufsitzen. Bertha. Du biſt zu gut, theurer Blaubart. Solch ein Glück verdiene ich wahrlich nicht! Blaubart. Jch habe bereits heute mit dem Früheſten ſchon an deinen Vater einen Brief geſchrieben, in welchem ich wegen deiner Entführung um Entſchuldigung bitte und habe ihn mit deiner Schweſter zum Eſſen eingeladen, damit du Geſellſchaft haſt. Bertha. Wie ſo, Geliebter? Sollte mir deine Geſellſchaft nicht genügen? Blaubart. Leider habe ich heute auch eine Nachricht er- halten, welche mich ſogleich zu einem Geſchäfte von hier abruft. Jch muß ausreiten und werde erſt morgen Abend wieder zurückkommen. Bertha. O, wie leid thut mir dieß! Schon am erſten Tage unſerer Ehe willſt du mich verlaſſen? Blaubart. Es muß ſein? Wir Ritter vom ächten Schrott und Korn haben ein bewegtes Leben. Daran mußt du dich gewöhnen. Mein Roß iſt ſchon geſattelt und ich werde gleich aufſitzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0172" n="166"/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>Du biſt zu gut, theurer Blaubart. Solch ein<lb/> Glück verdiene ich wahrlich nicht!</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch habe bereits heute mit dem Früheſten ſchon an<lb/> deinen Vater einen Brief geſchrieben, in welchem<lb/> ich wegen deiner Entführung um Entſchuldigung<lb/> bitte und habe ihn mit deiner Schweſter zum Eſſen<lb/> eingeladen, damit du Geſellſchaft haſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie ſo, Geliebter? Sollte mir deine Geſellſchaft<lb/> nicht genügen?</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Leider habe ich heute auch eine Nachricht er-<lb/> halten, welche mich ſogleich zu einem Geſchäfte von<lb/> hier abruft. Jch muß ausreiten und werde erſt<lb/> morgen Abend wieder zurückkommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>O, wie leid thut mir dieß! Schon am erſten<lb/> Tage unſerer Ehe willſt du mich verlaſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Es muß ſein? Wir Ritter vom ächten Schrott<lb/> und Korn haben ein bewegtes Leben. Daran mußt<lb/> du dich gewöhnen. Mein Roß iſt ſchon geſattelt<lb/> und ich werde gleich aufſitzen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0172]
Bertha.
Du biſt zu gut, theurer Blaubart. Solch ein
Glück verdiene ich wahrlich nicht!
Blaubart.
Jch habe bereits heute mit dem Früheſten ſchon an
deinen Vater einen Brief geſchrieben, in welchem
ich wegen deiner Entführung um Entſchuldigung
bitte und habe ihn mit deiner Schweſter zum Eſſen
eingeladen, damit du Geſellſchaft haſt.
Bertha.
Wie ſo, Geliebter? Sollte mir deine Geſellſchaft
nicht genügen?
Blaubart.
Leider habe ich heute auch eine Nachricht er-
halten, welche mich ſogleich zu einem Geſchäfte von
hier abruft. Jch muß ausreiten und werde erſt
morgen Abend wieder zurückkommen.
Bertha.
O, wie leid thut mir dieß! Schon am erſten
Tage unſerer Ehe willſt du mich verlaſſen?
Blaubart.
Es muß ſein? Wir Ritter vom ächten Schrott
und Korn haben ein bewegtes Leben. Daran mußt
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/172>, abgerufen am 16.02.2025. |