Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Menrad. Du greifst freilich nach jeder Gelegenheit, deine Leibtugend, den Durst, geltend zu machen. Hannes. Bin heut beim Frühroth schon in's Kloster hin- über geritten mit einer Bothschaft von meinem Herrn und hab noch vier Stunden heim. Menrad (gibt ihm zu trinken.) Da trink, geseg'n dir's Gott! Hannes (trinkt.) Danke für die herrliche Bewirthung! Was kost's? Menrad. Spottvögel beherberg' ich umsonst. Hannes. Um Wasser werden auch die nit allzugern bei dir einkehren. Menrad. Wie's beliebt, aber nimm die Lehr' dazu: Wie Mancher wäre schon um ein Tröpflein Wasser froh gewesen. Hannes. Also war's, als wir zusammen im gelobten Land lagen, weißt's noch, alter Kamerad! Menrad. Du greifſt freilich nach jeder Gelegenheit, deine Leibtugend, den Durſt, geltend zu machen. Hannes. Bin heut beim Frühroth ſchon in’s Kloſter hin- über geritten mit einer Bothſchaft von meinem Herrn und hab noch vier Stunden heim. Menrad (gibt ihm zu trinken.) Da trink, geſeg’n dir’s Gott! Hannes (trinkt.) Danke für die herrliche Bewirthung! Was koſt’s? Menrad. Spottvögel beherberg’ ich umſonſt. Hannes. Um Waſſer werden auch die nit allzugern bei dir einkehren. Menrad. Wie’s beliebt, aber nimm die Lehr’ dazu: Wie Mancher wäre ſchon um ein Tröpflein Waſſer froh geweſen. Hannes. Alſo war’s, als wir zuſammen im gelobten Land lagen, weißt’s noch, alter Kamerad! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0108" n="102"/> <sp who="#MEN"> <speaker> <hi rendition="#c">Menrad.</hi> </speaker><lb/> <p>Du greifſt freilich nach jeder Gelegenheit, deine<lb/> Leibtugend, den Durſt, geltend zu machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HANN"> <speaker> <hi rendition="#c">Hannes.</hi> </speaker><lb/> <p>Bin heut beim Frühroth ſchon in’s Kloſter hin-<lb/> über geritten mit einer Bothſchaft von meinem Herrn<lb/> und hab noch vier Stunden heim.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEN"> <speaker>Menrad</speaker> <stage>(gibt ihm zu trinken.)</stage><lb/> <p>Da trink, geſeg’n dir’s Gott!</p> </sp><lb/> <sp who="#HANN"> <speaker>Hannes</speaker> <stage>(trinkt.)</stage><lb/> <p>Danke für die herrliche Bewirthung! Was koſt’s?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEN"> <speaker> <hi rendition="#c">Menrad.</hi> </speaker><lb/> <p>Spottvögel beherberg’ ich umſonſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#HANN"> <speaker> <hi rendition="#c">Hannes.</hi> </speaker><lb/> <p>Um Waſſer werden auch <hi rendition="#g">die</hi> nit allzugern bei<lb/> dir einkehren.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEN"> <speaker> <hi rendition="#c">Menrad.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie’s beliebt, aber nimm die Lehr’ dazu: Wie<lb/> Mancher wäre ſchon um ein Tröpflein Waſſer froh<lb/> geweſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HANN"> <speaker> <hi rendition="#c">Hannes.</hi> </speaker><lb/> <p>Alſo war’s, als wir zuſammen im gelobten Land<lb/> lagen, weißt’s noch, alter Kamerad!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0108]
Menrad.
Du greifſt freilich nach jeder Gelegenheit, deine
Leibtugend, den Durſt, geltend zu machen.
Hannes.
Bin heut beim Frühroth ſchon in’s Kloſter hin-
über geritten mit einer Bothſchaft von meinem Herrn
und hab noch vier Stunden heim.
Menrad (gibt ihm zu trinken.)
Da trink, geſeg’n dir’s Gott!
Hannes (trinkt.)
Danke für die herrliche Bewirthung! Was koſt’s?
Menrad.
Spottvögel beherberg’ ich umſonſt.
Hannes.
Um Waſſer werden auch die nit allzugern bei
dir einkehren.
Menrad.
Wie’s beliebt, aber nimm die Lehr’ dazu: Wie
Mancher wäre ſchon um ein Tröpflein Waſſer froh
geweſen.
Hannes.
Alſo war’s, als wir zuſammen im gelobten Land
lagen, weißt’s noch, alter Kamerad!
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