Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
Tag eine Portion Sehnsucht zum verzehren; aber ich hab gar Nix als Hunger und Durst und bin alleweil hundsmüd dabei. Ja, wie wir noch ge- ritten sind, da war's doch passabel zum aushalten; aber seit sich uns're Rößeln die Füß' abgelaufen haben vor lauter Hetzen und Jagen und seit wir z'Fuß auf Abenteuer ausgehen, ist's schier nimmer ausz'halten. -- Was habn 'S denn alleweil mit der Prinzessin? Muß's denn grad die sein. Prin- zessinen gibt's ja genug auf der Welt, reich und schön, die einen Mann brauchen können. Jch thät mir halt so Eine holen, und nachher hätt' die arm' Seel an Ruh. Rosenroth. Casperl, du bist zwar ein treuer Kerl, aber das verstehst du nicht. -- Wenn du nur genug zu Essen und zu Trinken hast, dann bist du auch zu- frieden. Höheres als dieß begreifst du nicht. Caspers. Jetzt möcht ich aber doch wissen, ob denn's Essen und 's Trinken nit a Hauptsach ist? Das halt Leib und Seel' zusammen. Schaugen's Jhna nur in Jhren Rasirspiegel -- auweh! Den hab'n wir beim letzten Kampf mit dem Riesen z'brochen! -- Sie seh'n ja aus wie a Haring, ganz ausg'hungert
Tag eine Portion Sehnſucht zum verzehren; aber ich hab gar Nix als Hunger und Durſt und bin alleweil hundsmüd dabei. Ja, wie wir noch ge- ritten ſind, da war’s doch paſſabel zum aushalten; aber ſeit ſich unſ’re Rößeln die Füß’ abgelaufen haben vor lauter Hetzen und Jagen und ſeit wir z’Fuß auf Abenteuer ausgehen, iſt’s ſchier nimmer ausz’halten. — Was habn ’S denn alleweil mit der Prinzeſſin? Muß’s denn grad die ſein. Prin- zeſſinen gibt’s ja genug auf der Welt, reich und ſchön, die einen Mann brauchen können. Jch thät mir halt ſo Eine holen, und nachher hätt’ die arm’ Seel an Ruh. Roſenroth. Casperl, du biſt zwar ein treuer Kerl, aber das verſtehſt du nicht. — Wenn du nur genug zu Eſſen und zu Trinken haſt, dann biſt du auch zu- frieden. Höheres als dieß begreifſt du nicht. Casperſ. Jetzt möcht ich aber doch wiſſen, ob denn’s Eſſen und ’s Trinken nit a Hauptſach iſt? Das halt Leib und Seel’ zuſammen. Schaugen’s Jhna nur in Jhren Raſirſpiegel — auweh! Den hab’n wir beim letzten Kampf mit dem Rieſen z’brochen! — Sie ſeh’n ja aus wie a Haring, ganz ausg’hungert <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CASP"> <p><pb facs="#f0010" n="4"/> Tag eine Portion Sehnſucht zum verzehren; aber<lb/> ich hab gar Nix als Hunger und Durſt und bin<lb/> alleweil hundsmüd dabei. Ja, wie wir noch ge-<lb/> ritten ſind, da war’s doch paſſabel zum aushalten;<lb/> aber ſeit ſich unſ’re Rößeln die Füß’ abgelaufen<lb/> haben vor lauter Hetzen und Jagen und ſeit wir<lb/> z’Fuß auf Abenteuer ausgehen, iſt’s ſchier nimmer<lb/> ausz’halten. — Was habn ’S denn alleweil mit der<lb/> Prinzeſſin? Muß’s denn grad <hi rendition="#g">die</hi> ſein. Prin-<lb/> zeſſinen gibt’s ja genug auf der Welt, reich und<lb/> ſchön, die einen Mann brauchen können. Jch thät<lb/> mir halt ſo Eine holen, und nachher hätt’ die arm’<lb/> Seel an Ruh.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROS"> <speaker> <hi rendition="#c">Roſenroth.</hi> </speaker><lb/> <p>Casperl, du biſt zwar ein treuer Kerl, aber das<lb/> verſtehſt du nicht. — Wenn du nur genug zu<lb/> Eſſen und zu Trinken haſt, dann biſt du auch zu-<lb/> frieden. Höheres als dieß begreifſt du nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASP"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperſ.</hi> </speaker><lb/> <p>Jetzt möcht ich aber doch wiſſen, ob denn’s Eſſen<lb/> und ’s Trinken nit a Hauptſach iſt? Das halt<lb/> Leib und Seel’ zuſammen. Schaugen’s Jhna nur<lb/> in Jhren Raſirſpiegel — auweh! Den hab’n wir<lb/> beim letzten Kampf mit dem Rieſen z’brochen! —<lb/> Sie ſeh’n ja aus wie a Haring, ganz ausg’hungert<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0010]
Tag eine Portion Sehnſucht zum verzehren; aber
ich hab gar Nix als Hunger und Durſt und bin
alleweil hundsmüd dabei. Ja, wie wir noch ge-
ritten ſind, da war’s doch paſſabel zum aushalten;
aber ſeit ſich unſ’re Rößeln die Füß’ abgelaufen
haben vor lauter Hetzen und Jagen und ſeit wir
z’Fuß auf Abenteuer ausgehen, iſt’s ſchier nimmer
ausz’halten. — Was habn ’S denn alleweil mit der
Prinzeſſin? Muß’s denn grad die ſein. Prin-
zeſſinen gibt’s ja genug auf der Welt, reich und
ſchön, die einen Mann brauchen können. Jch thät
mir halt ſo Eine holen, und nachher hätt’ die arm’
Seel an Ruh.
Roſenroth.
Casperl, du biſt zwar ein treuer Kerl, aber das
verſtehſt du nicht. — Wenn du nur genug zu
Eſſen und zu Trinken haſt, dann biſt du auch zu-
frieden. Höheres als dieß begreifſt du nicht.
Casperſ.
Jetzt möcht ich aber doch wiſſen, ob denn’s Eſſen
und ’s Trinken nit a Hauptſach iſt? Das halt
Leib und Seel’ zuſammen. Schaugen’s Jhna nur
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beim letzten Kampf mit dem Rieſen z’brochen! —
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/10>, abgerufen am 16.07.2024. |