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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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der Praeventivmittel erschwert, so bewirkt man nur, dass
ausser dem armen französischen Bauer auch der wohl-
habendere Städter eine der schädlichsten Formen des
Praeventiv-Verkehrs, den Coitus interruptus, übt, der nichts
kostet und zu dem man keinerlei künstlicher Mittel bedarf.

Um gegen die Abnahme der Geburten in der Ehe
wirklich etwas auszurichten, gäbe es vielleicht eine Mög-
lichkeit: die Erziehung des heranwachsenden Geschlechts
zu einer viel höheren Rücksicht auf das allgemeine Wohl,
als bei den Männern und Frauen von heute vorhanden ist,
denen zwar die Schule ein wenig gelehrt hat: Einer für
Alle, denen aber Theater, Romane und das Beispiel der
wohlhabenden Klassen nur zu oft predigen: Jeder für sich.

Das einmal eine solche Aenderung der Sinnesart statt-
finden könnte, wäre ja möglich, ist aber unwahrscheinlich
und würde, wie alle Aenderungen des psychischen Inhalts
bei den Massen, allermindestens viele Jahrzehnte in An-
spruch nehmen, so dass für die nächste Zeit keines
Falls darauf zu rechnen wäre. Das Dreikindersystem muss
also wohl ruhig in Kauf genommen werden. Höchstens
möchten so reichliche staatliche Entschädigungen für Kinder-
pflege, wie wir sie unten erwähnen werden, eine Aenderung
zum Guten versprechen.

Es bliebe demnach den Franzosen hauptsächlich nur
übrig, die Sterblichkeit noch mehr herabzudrücken und die
Ehefrequenz zu heben. Diese beiden Mittel scheinen mehr
im Bereich einer näheren Möglichkeit zu liegen: Die
Sterblichkeit der letzten Jahre betrug immer noch 20--22 %0.
Wie wir oben sahen, betrug sie in anderen Ländern 17 %0,
ja 15--16 %0. Es wäre also durch energische Verbesse-
rung der Lebensbedingungen und eine, wie wir später sehen
werden, vielleicht erwerbbare höhere Erhaltungskraft der
Individuen wohl möglich, die Sterblichkeit um einige Promille
herabzudrücken, was vorläufig genügen würde, die Ab-
nahme der Bevölkerung aufzuhalten.

der Praeventivmittel erschwert, so bewirkt man nur, dass
ausser dem armen französischen Bauer auch der wohl-
habendere Städter eine der schädlichsten Formen des
Praeventiv-Verkehrs, den Coitus interruptus, übt, der nichts
kostet und zu dem man keinerlei künstlicher Mittel bedarf.

Um gegen die Abnahme der Geburten in der Ehe
wirklich etwas auszurichten, gäbe es vielleicht eine Mög-
lichkeit: die Erziehung des heranwachsenden Geschlechts
zu einer viel höheren Rücksicht auf das allgemeine Wohl,
als bei den Männern und Frauen von heute vorhanden ist,
denen zwar die Schule ein wenig gelehrt hat: Einer für
Alle, denen aber Theater, Romane und das Beispiel der
wohlhabenden Klassen nur zu oft predigen: Jeder für sich.

Das einmal eine solche Aenderung der Sinnesart statt-
finden könnte, wäre ja möglich, ist aber unwahrscheinlich
und würde, wie alle Aenderungen des psychischen Inhalts
bei den Massen, allermindestens viele Jahrzehnte in An-
spruch nehmen, so dass für die nächste Zeit keines
Falls darauf zu rechnen wäre. Das Dreikindersystem muss
also wohl ruhig in Kauf genommen werden. Höchstens
möchten so reichliche staatliche Entschädigungen für Kinder-
pflege, wie wir sie unten erwähnen werden, eine Aenderung
zum Guten versprechen.

Es bliebe demnach den Franzosen hauptsächlich nur
übrig, die Sterblichkeit noch mehr herabzudrücken und die
Ehefrequenz zu heben. Diese beiden Mittel scheinen mehr
im Bereich einer näheren Möglichkeit zu liegen: Die
Sterblichkeit der letzten Jahre betrug immer noch 20—22 ‰.
Wie wir oben sahen, betrug sie in anderen Ländern 17 ‰,
ja 15—16 ‰. Es wäre also durch energische Verbesse-
rung der Lebensbedingungen und eine, wie wir später sehen
werden, vielleicht erwerbbare höhere Erhaltungskraft der
Individuen wohl möglich, die Sterblichkeit um einige Promille
herabzudrücken, was vorläufig genügen würde, die Ab-
nahme der Bevölkerung aufzuhalten.

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[74/0094] der Praeventivmittel erschwert, so bewirkt man nur, dass ausser dem armen französischen Bauer auch der wohl- habendere Städter eine der schädlichsten Formen des Praeventiv-Verkehrs, den Coitus interruptus, übt, der nichts kostet und zu dem man keinerlei künstlicher Mittel bedarf. Um gegen die Abnahme der Geburten in der Ehe wirklich etwas auszurichten, gäbe es vielleicht eine Mög- lichkeit: die Erziehung des heranwachsenden Geschlechts zu einer viel höheren Rücksicht auf das allgemeine Wohl, als bei den Männern und Frauen von heute vorhanden ist, denen zwar die Schule ein wenig gelehrt hat: Einer für Alle, denen aber Theater, Romane und das Beispiel der wohlhabenden Klassen nur zu oft predigen: Jeder für sich. Das einmal eine solche Aenderung der Sinnesart statt- finden könnte, wäre ja möglich, ist aber unwahrscheinlich und würde, wie alle Aenderungen des psychischen Inhalts bei den Massen, allermindestens viele Jahrzehnte in An- spruch nehmen, so dass für die nächste Zeit keines Falls darauf zu rechnen wäre. Das Dreikindersystem muss also wohl ruhig in Kauf genommen werden. Höchstens möchten so reichliche staatliche Entschädigungen für Kinder- pflege, wie wir sie unten erwähnen werden, eine Aenderung zum Guten versprechen. Es bliebe demnach den Franzosen hauptsächlich nur übrig, die Sterblichkeit noch mehr herabzudrücken und die Ehefrequenz zu heben. Diese beiden Mittel scheinen mehr im Bereich einer näheren Möglichkeit zu liegen: Die Sterblichkeit der letzten Jahre betrug immer noch 20—22 ‰. Wie wir oben sahen, betrug sie in anderen Ländern 17 ‰, ja 15—16 ‰. Es wäre also durch energische Verbesse- rung der Lebensbedingungen und eine, wie wir später sehen werden, vielleicht erwerbbare höhere Erhaltungskraft der Individuen wohl möglich, die Sterblichkeit um einige Promille herabzudrücken, was vorläufig genügen würde, die Ab- nahme der Bevölkerung aufzuhalten.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/94>, abgerufen am 24.11.2024.