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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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sie es gleich in ein tiefes Loch am Berge Taygetos werfen,
weil man glaubte, dass ein Mensch, der schon vom Mutter-
leibe an einen schwachen und gebrechlichen Körper hat.
sowohl sich selbst als dem Staate zur Last fallen müsste."

Was diese oder wenigstens eine ähnliche Verfassung
erreicht hatte, bewiesen dreieinhalb Jahrhunderte später
Leonidas und seine Schaar in dem Engpass der Thermopylen.

Die Idee der Rasse-Veredelung lag wenigstens zum
Theil auch der Sitte der alten Germanen zu Grunde, dem
Vater zu gestatten, schwächliche, hässliche oder sonst
nicht passende Neugeborne zu tödten.*) Auch die ger-
manischen Freien und Edelfreien, sowie die Kasten vieler
andrer Völker und Zeiten verstanden oft vortrefflich oder
versuchten es wenigstens, die Rasseinteressen ihrer Körper-
schaft wahrzunehmen.

Heutzutage ist bei den Culturnationen das Verständ-
niss und die Pflege von Rasseinteressen beschränkt einer-
seits auf die regierenden Fürstengeschlechter und den
Adel, andrerseits auf Rennpferde, Jagdhunde, Rindvieh und
sonstige Hausthiere.

Das Christenthum und die moderne Demokratie mit
ihren Gleichheitslehren und -Forderungen haben in den
Massen den Sinn für Rasse so abgeschwächt, dass der
Conflict zwischen den humanitär-socialistischen Forderun-
gen und dem Rassenwohl gar nicht mehr in ihr Bewusst-
sein dringt. In den Massen, sage ich. In dem kleinen
Kreise der Führer und Forscher ist durch Darwin's
Auftreten und das politische Vordringen der Social-
demokratie das Rasseninteresse wieder sehr lebendig
geworden, und die Schwerthiebe grosser und kleiner
Ritter vom Geist rasseln fröhlich durch die Frühlings-
lüfte der modernen Wissenschaft. Hie Sozialismus --

*) Vgl. auch Uffelmann, Handbuch der privaten und öffentlichen
Hygiene des Kindes. Leipzig 1881. S. 4, 5 u. 12.

sie es gleich in ein tiefes Loch am Berge Taygetos werfen,
weil man glaubte, dass ein Mensch, der schon vom Mutter-
leibe an einen schwachen und gebrechlichen Körper hat.
sowohl sich selbst als dem Staate zur Last fallen müsste.“

Was diese oder wenigstens eine ähnliche Verfassung
erreicht hatte, bewiesen dreieinhalb Jahrhunderte später
Leonidas und seine Schaar in dem Engpass der Thermopylen.

Die Idee der Rasse-Veredelung lag wenigstens zum
Theil auch der Sitte der alten Germanen zu Grunde, dem
Vater zu gestatten, schwächliche, hässliche oder sonst
nicht passende Neugeborne zu tödten.*) Auch die ger-
manischen Freien und Edelfreien, sowie die Kasten vieler
andrer Völker und Zeiten verstanden oft vortrefflich oder
versuchten es wenigstens, die Rasseinteressen ihrer Körper-
schaft wahrzunehmen.

Heutzutage ist bei den Culturnationen das Verständ-
niss und die Pflege von Rasseinteressen beschränkt einer-
seits auf die regierenden Fürstengeschlechter und den
Adel, andrerseits auf Rennpferde, Jagdhunde, Rindvieh und
sonstige Hausthiere.

Das Christenthum und die moderne Demokratie mit
ihren Gleichheitslehren und -Forderungen haben in den
Massen den Sinn für Rasse so abgeschwächt, dass der
Conflict zwischen den humanitär-socialistischen Forderun-
gen und dem Rassenwohl gar nicht mehr in ihr Bewusst-
sein dringt. In den Massen, sage ich. In dem kleinen
Kreise der Führer und Forscher ist durch Darwin’s
Auftreten und das politische Vordringen der Social-
demokratie das Rasseninteresse wieder sehr lebendig
geworden, und die Schwerthiebe grosser und kleiner
Ritter vom Geist rasseln fröhlich durch die Frühlings-
lüfte der modernen Wissenschaft. Hie Sozialismus —

*) Vgl. auch Uffelmann, Handbuch der privaten und öffentlichen
Hygiene des Kindes. Leipzig 1881. S. 4, 5 u. 12.
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[8/0028] sie es gleich in ein tiefes Loch am Berge Taygetos werfen, weil man glaubte, dass ein Mensch, der schon vom Mutter- leibe an einen schwachen und gebrechlichen Körper hat. sowohl sich selbst als dem Staate zur Last fallen müsste.“ Was diese oder wenigstens eine ähnliche Verfassung erreicht hatte, bewiesen dreieinhalb Jahrhunderte später Leonidas und seine Schaar in dem Engpass der Thermopylen. Die Idee der Rasse-Veredelung lag wenigstens zum Theil auch der Sitte der alten Germanen zu Grunde, dem Vater zu gestatten, schwächliche, hässliche oder sonst nicht passende Neugeborne zu tödten. *) Auch die ger- manischen Freien und Edelfreien, sowie die Kasten vieler andrer Völker und Zeiten verstanden oft vortrefflich oder versuchten es wenigstens, die Rasseinteressen ihrer Körper- schaft wahrzunehmen. Heutzutage ist bei den Culturnationen das Verständ- niss und die Pflege von Rasseinteressen beschränkt einer- seits auf die regierenden Fürstengeschlechter und den Adel, andrerseits auf Rennpferde, Jagdhunde, Rindvieh und sonstige Hausthiere. Das Christenthum und die moderne Demokratie mit ihren Gleichheitslehren und -Forderungen haben in den Massen den Sinn für Rasse so abgeschwächt, dass der Conflict zwischen den humanitär-socialistischen Forderun- gen und dem Rassenwohl gar nicht mehr in ihr Bewusst- sein dringt. In den Massen, sage ich. In dem kleinen Kreise der Führer und Forscher ist durch Darwin’s Auftreten und das politische Vordringen der Social- demokratie das Rasseninteresse wieder sehr lebendig geworden, und die Schwerthiebe grosser und kleiner Ritter vom Geist rasseln fröhlich durch die Frühlings- lüfte der modernen Wissenschaft. Hie Sozialismus — *) Vgl. auch Uffelmann, Handbuch der privaten und öffentlichen Hygiene des Kindes. Leipzig 1881. S. 4, 5 u. 12.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/28>, abgerufen am 24.11.2024.