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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Das Verhältniss wird noch deutlicher, wenn wir anstatt
mit Convarianten mit Devarianten rechnen, also zwei auf-
einander folgende Generationen mit einander vergleichen.
Wie wir auf S. 114 bemerkten, ist der Typus einer Generation
dann fortgeschrittener als der der vorhergehenden, wenn
die Summe der reifen Individuen der zweiten Generation
durchschnittlich *) einen höhern Grad der Vollkommenheit
repräsentirt, als die Summe der reifen Individuen in der
ersten Generation. Dies konnte bei sonst gleichen Be-
dingungen nur dadurch erreicht werden, dass die Summe
der erzeugten Devarianten der neuen Generation, verglichen
mit der der alten Generation, einen höheren Durchschnittswerth
darstellt. Die Eltern mussten bessere Devarianten zeugen,
das war der Inbegriff alles Fortschrittes in der Entwickelung
und wird es auch bleiben. Je mehr bessere Devarianten
erzeugt wurden, desto geringer brauchte für dasselbe Tempo
der Vervollkommnung der Kampf um's Dasein einzugreifen.

Wenn nun in unserem Falle als Ideal verlangt wird,
dass gar kein Kampf um's Dasein, gar keine Ausjätung
eintritt, so liegt auf der Hand, dass die Gesammtheit der
erzeugten Devarianten nicht nur einen höheren Durch-
schnittswerth haben muss, als die Gesammtheit der er-
zeugten
Devarianten der alten Generation, sondern sie
muss sogar einen höheren Durchschnittswerth haben
als die Gesammtheit ihrer Eltern, d. h. als der bereits
ausgelesene Theil der erzeugten Devarianten der alten
Generation.

*) Wenn ich hier und an andern Stellen einfach durchschnittlich
sage, bin ich mir wohl bewusst, dass ein Vergleich der Durchschnitte
von Gesammtsummen durchaus kein zutreffender ist. Einige sehr
tief oder sehr hoch stehende Glieder können den Durchschnitt stark
beeinflussen. In der Statistik und Anthropologie theilt man des-
halb auch häufig die Gesammtsumme in Abtheilungen und vergleicht
deren Durchschnitte. Der Leser möge also beim Worte Durchschnitt
stets an solche abtheilungsweise verglichene Durchschnitte denken.

Das Verhältniss wird noch deutlicher, wenn wir anstatt
mit Convarianten mit Devarianten rechnen, also zwei auf-
einander folgende Generationen mit einander vergleichen.
Wie wir auf S. 114 bemerkten, ist der Typus einer Generation
dann fortgeschrittener als der der vorhergehenden, wenn
die Summe der reifen Individuen der zweiten Generation
durchschnittlich *) einen höhern Grad der Vollkommenheit
repräsentirt, als die Summe der reifen Individuen in der
ersten Generation. Dies konnte bei sonst gleichen Be-
dingungen nur dadurch erreicht werden, dass die Summe
der erzeugten Devarianten der neuen Generation, verglichen
mit der der alten Generation, einen höheren Durchschnittswerth
darstellt. Die Eltern mussten bessere Devarianten zeugen,
das war der Inbegriff alles Fortschrittes in der Entwickelung
und wird es auch bleiben. Je mehr bessere Devarianten
erzeugt wurden, desto geringer brauchte für dasselbe Tempo
der Vervollkommnung der Kampf um’s Dasein einzugreifen.

Wenn nun in unserem Falle als Ideal verlangt wird,
dass gar kein Kampf um’s Dasein, gar keine Ausjätung
eintritt, so liegt auf der Hand, dass die Gesammtheit der
erzeugten Devarianten nicht nur einen höheren Durch-
schnittswerth haben muss, als die Gesammtheit der er-
zeugten
Devarianten der alten Generation, sondern sie
muss sogar einen höheren Durchschnittswerth haben
als die Gesammtheit ihrer Eltern, d. h. als der bereits
ausgelesene Theil der erzeugten Devarianten der alten
Generation.

*) Wenn ich hier und an andern Stellen einfach durchschnittlich
sage, bin ich mir wohl bewusst, dass ein Vergleich der Durchschnitte
von Gesammtsummen durchaus kein zutreffender ist. Einige sehr
tief oder sehr hoch stehende Glieder können den Durchschnitt stark
beeinflussen. In der Statistik und Anthropologie theilt man des-
halb auch häufig die Gesammtsumme in Abtheilungen und vergleicht
deren Durchschnitte. Der Leser möge also beim Worte Durchschnitt
stets an solche abtheilungsweise verglichene Durchschnitte denken.
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[228/0248] Das Verhältniss wird noch deutlicher, wenn wir anstatt mit Convarianten mit Devarianten rechnen, also zwei auf- einander folgende Generationen mit einander vergleichen. Wie wir auf S. 114 bemerkten, ist der Typus einer Generation dann fortgeschrittener als der der vorhergehenden, wenn die Summe der reifen Individuen der zweiten Generation durchschnittlich *) einen höhern Grad der Vollkommenheit repräsentirt, als die Summe der reifen Individuen in der ersten Generation. Dies konnte bei sonst gleichen Be- dingungen nur dadurch erreicht werden, dass die Summe der erzeugten Devarianten der neuen Generation, verglichen mit der der alten Generation, einen höheren Durchschnittswerth darstellt. Die Eltern mussten bessere Devarianten zeugen, das war der Inbegriff alles Fortschrittes in der Entwickelung und wird es auch bleiben. Je mehr bessere Devarianten erzeugt wurden, desto geringer brauchte für dasselbe Tempo der Vervollkommnung der Kampf um’s Dasein einzugreifen. Wenn nun in unserem Falle als Ideal verlangt wird, dass gar kein Kampf um’s Dasein, gar keine Ausjätung eintritt, so liegt auf der Hand, dass die Gesammtheit der erzeugten Devarianten nicht nur einen höheren Durch- schnittswerth haben muss, als die Gesammtheit der er- zeugten Devarianten der alten Generation, sondern sie muss sogar einen höheren Durchschnittswerth haben als die Gesammtheit ihrer Eltern, d. h. als der bereits ausgelesene Theil der erzeugten Devarianten der alten Generation. *) Wenn ich hier und an andern Stellen einfach durchschnittlich sage, bin ich mir wohl bewusst, dass ein Vergleich der Durchschnitte von Gesammtsummen durchaus kein zutreffender ist. Einige sehr tief oder sehr hoch stehende Glieder können den Durchschnitt stark beeinflussen. In der Statistik und Anthropologie theilt man des- halb auch häufig die Gesammtsumme in Abtheilungen und vergleicht deren Durchschnitte. Der Leser möge also beim Worte Durchschnitt stets an solche abtheilungsweise verglichene Durchschnitte denken.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/248>, abgerufen am 23.11.2024.