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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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für die Entwickelung der Menschheit, als wenn wir durch
richtige Uebung der Hirnfunctionen und Vererbung der
Uebungsresultate die Vervollkommnung unmittelbar beein-
flussen und rascher als durch natürliche Zuchtwahl höheren
Stufen entgegen führen könnten? Der Kampf ums Dasein
mit all' seinem Jammer wäre im Princip entbehrlich ge-
worden, die Verbesserung der Devarianten, die Verstär-
kung der Regulations-Anlagen der Kinder würde ja ganz
unmittelbar durch Uebung der elterlichen Anlagen zu
Stande kommen. Darwinianer, die eine Vererbbarkeit er-
worbener Eigenschaften annehmen, wie Haeckel und
Spencer, können schon aus diesem Grunde keinen prin-
cipiellen Gegensatz zwischen den nonselectorischen Forde-
rungen und den aus der darwinistischen Entwickelungs-
theorie ableitbaren rassenhygienischen Forderungen auf-
stellen.

Aber wir wollen uns auch angesichts dieser freudigen
Aussicht, die die Vererbbarkeit von Uebungsresultaten für
die Verminderung menschlichen Elends eröffnen würde,
nicht zu kritikloser Anerkennung eines blossen Glaubens-
satzes, und das ist die Vererbung erworbener Eigenschaften
heute noch, hinreissen lassen. Etwa drei Viertel der Bio-
logen soll sich dagegen und nur ein Viertel dafür ausge-
sprochen haben. Daraus folgt ja an und für sich nichts,
es wird nur die herrschende Strömung gekennzeichnet.
Aber halten wir das fest: so wenig wie die Vererbung er-
worbener Eigenschaften exact bewiesen ist, so wenig ist sie
exact widerlegt. Die Experimente, die diesen für den
Menschenfreund so wichtigen Punkt klar stellen könnten,
sollen erst noch angestellt werden. (Vgl. S. 24.) Die
bisher angestellten entscheiden principiell nichts. Jeden-
falls berechtigt der heutige Stand dieser Frage uns nicht
dazu, die Vereinbarkeit der nonselectorischen mit den rassen-
hygienischen Forderungen darauf zu basiren.

Das ist denn auch von verschiedenen Seiten berück-

für die Entwickelung der Menschheit, als wenn wir durch
richtige Uebung der Hirnfunctionen und Vererbung der
Uebungsresultate die Vervollkommnung unmittelbar beein-
flussen und rascher als durch natürliche Zuchtwahl höheren
Stufen entgegen führen könnten? Der Kampf ums Dasein
mit all’ seinem Jammer wäre im Princip entbehrlich ge-
worden, die Verbesserung der Devarianten, die Verstär-
kung der Regulations-Anlagen der Kinder würde ja ganz
unmittelbar durch Uebung der elterlichen Anlagen zu
Stande kommen. Darwinianer, die eine Vererbbarkeit er-
worbener Eigenschaften annehmen, wie Haeckel und
Spencer, können schon aus diesem Grunde keinen prin-
cipiellen Gegensatz zwischen den nonselectorischen Forde-
rungen und den aus der darwinistischen Entwickelungs-
theorie ableitbaren rassenhygienischen Forderungen auf-
stellen.

Aber wir wollen uns auch angesichts dieser freudigen
Aussicht, die die Vererbbarkeit von Uebungsresultaten für
die Verminderung menschlichen Elends eröffnen würde,
nicht zu kritikloser Anerkennung eines blossen Glaubens-
satzes, und das ist die Vererbung erworbener Eigenschaften
heute noch, hinreissen lassen. Etwa drei Viertel der Bio-
logen soll sich dagegen und nur ein Viertel dafür ausge-
sprochen haben. Daraus folgt ja an und für sich nichts,
es wird nur die herrschende Strömung gekennzeichnet.
Aber halten wir das fest: so wenig wie die Vererbung er-
worbener Eigenschaften exact bewiesen ist, so wenig ist sie
exact widerlegt. Die Experimente, die diesen für den
Menschenfreund so wichtigen Punkt klar stellen könnten,
sollen erst noch angestellt werden. (Vgl. S. 24.) Die
bisher angestellten entscheiden principiell nichts. Jeden-
falls berechtigt der heutige Stand dieser Frage uns nicht
dazu, die Vereinbarkeit der nonselectorischen mit den rassen-
hygienischen Forderungen darauf zu basiren.

Das ist denn auch von verschiedenen Seiten berück-

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[214/0234] für die Entwickelung der Menschheit, als wenn wir durch richtige Uebung der Hirnfunctionen und Vererbung der Uebungsresultate die Vervollkommnung unmittelbar beein- flussen und rascher als durch natürliche Zuchtwahl höheren Stufen entgegen führen könnten? Der Kampf ums Dasein mit all’ seinem Jammer wäre im Princip entbehrlich ge- worden, die Verbesserung der Devarianten, die Verstär- kung der Regulations-Anlagen der Kinder würde ja ganz unmittelbar durch Uebung der elterlichen Anlagen zu Stande kommen. Darwinianer, die eine Vererbbarkeit er- worbener Eigenschaften annehmen, wie Haeckel und Spencer, können schon aus diesem Grunde keinen prin- cipiellen Gegensatz zwischen den nonselectorischen Forde- rungen und den aus der darwinistischen Entwickelungs- theorie ableitbaren rassenhygienischen Forderungen auf- stellen. Aber wir wollen uns auch angesichts dieser freudigen Aussicht, die die Vererbbarkeit von Uebungsresultaten für die Verminderung menschlichen Elends eröffnen würde, nicht zu kritikloser Anerkennung eines blossen Glaubens- satzes, und das ist die Vererbung erworbener Eigenschaften heute noch, hinreissen lassen. Etwa drei Viertel der Bio- logen soll sich dagegen und nur ein Viertel dafür ausge- sprochen haben. Daraus folgt ja an und für sich nichts, es wird nur die herrschende Strömung gekennzeichnet. Aber halten wir das fest: so wenig wie die Vererbung er- worbener Eigenschaften exact bewiesen ist, so wenig ist sie exact widerlegt. Die Experimente, die diesen für den Menschenfreund so wichtigen Punkt klar stellen könnten, sollen erst noch angestellt werden. (Vgl. S. 24.) Die bisher angestellten entscheiden principiell nichts. Jeden- falls berechtigt der heutige Stand dieser Frage uns nicht dazu, die Vereinbarkeit der nonselectorischen mit den rassen- hygienischen Forderungen darauf zu basiren. Das ist denn auch von verschiedenen Seiten berück-

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/234>, abgerufen am 22.11.2024.