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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Warnungen und weist darauf hin, dass keine Gesellschaft
für eine lange Dauer von Generationen fortbestehen kann,
wo die Erfüllung der drei nonselectorischen Postulate zur
allmählichen Entartung der menschlichen Rasse führen
würde.

Betrachten wir zunächst einmal diese Postulate etwas
näher in Bezug auf ihre ganz allgemeinen Zusammenhänge
mit Fortpflanzung und Selbsterhaltung der Individuen, um
später die principiellen Beziehungen zum Rassenprocess
würdigen zu können.

Die erste Forderung, die der angepassten Summen,
welche verlangt, dass die Zahl der Menschen und die Grösse
der zugänglichen Natur einschliesslich aller Productions-
mittel in richtigem Verhältniss zu einander stehen und stehen
bleiben, ist naturgemäss für die verschiedenen Nationen ver-
schieden je nach dem Grade, in dem sie die Natur auszu-
beuten verstehen. Die Forderung ist wohl für alle civili-
sirten Völker erfüllt, bei allen wäre der Antheil an der Erde
und ihren Schätzen genügend unter einer günstigen socialen
Ordnung, die bei der Gütererzeugung die Productionsmittel
gleichmässig zugänglich machte. Unter dieser Bedingung
wäre also von Übervölkerung keine Rede. Das ist der
Standpunkt der Mehrzahl der Socialisten, Marx*) an der
Spitze. Sie meinen im Grunde, dass die jetzigen Einwohner
z. B. von Deutschland, im Fall Collectiv-Eigenthum und
-Bewirthschaftung aller Productionsmittel plötzlich eingeführt
werden könnten, eine für den Augenblick genügende An-
zahl von Nährstellen finden würden. Die meisten Socialisten
kümmern sich desshalb um die eigentliche Bevölkerungs-
frage nur wenig.

Anders die Malthusianer. Sie fassen den Begriff Über-
völkerung in Bezug auf die nur heute vorhandenen Nähr-
stellen, und von diesem Standpunkt aus haben sie Recht,

*) Marx, Karl. Das Kapital. S. 645 u. f. -- Bebel, August.
Die Frau. VIII. Aufl. London 1890. S. 198 u. f.

Warnungen und weist darauf hin, dass keine Gesellschaft
für eine lange Dauer von Generationen fortbestehen kann,
wo die Erfüllung der drei nonselectorischen Postulate zur
allmählichen Entartung der menschlichen Rasse führen
würde.

Betrachten wir zunächst einmal diese Postulate etwas
näher in Bezug auf ihre ganz allgemeinen Zusammenhänge
mit Fortpflanzung und Selbsterhaltung der Individuen, um
später die principiellen Beziehungen zum Rassenprocess
würdigen zu können.

Die erste Forderung, die der angepassten Summen,
welche verlangt, dass die Zahl der Menschen und die Grösse
der zugänglichen Natur einschliesslich aller Productions-
mittel in richtigem Verhältniss zu einander stehen und stehen
bleiben, ist naturgemäss für die verschiedenen Nationen ver-
schieden je nach dem Grade, in dem sie die Natur auszu-
beuten verstehen. Die Forderung ist wohl für alle civili-
sirten Völker erfüllt, bei allen wäre der Antheil an der Erde
und ihren Schätzen genügend unter einer günstigen socialen
Ordnung, die bei der Gütererzeugung die Productionsmittel
gleichmässig zugänglich machte. Unter dieser Bedingung
wäre also von Übervölkerung keine Rede. Das ist der
Standpunkt der Mehrzahl der Socialisten, Marx*) an der
Spitze. Sie meinen im Grunde, dass die jetzigen Einwohner
z. B. von Deutschland, im Fall Collectiv-Eigenthum und
-Bewirthschaftung aller Productionsmittel plötzlich eingeführt
werden könnten, eine für den Augenblick genügende An-
zahl von Nährstellen finden würden. Die meisten Socialisten
kümmern sich desshalb um die eigentliche Bevölkerungs-
frage nur wenig.

Anders die Malthusianer. Sie fassen den Begriff Über-
völkerung in Bezug auf die nur heute vorhandenen Nähr-
stellen, und von diesem Standpunkt aus haben sie Recht,

*) Marx, Karl. Das Kapital. S. 645 u. f. — Bebel, August.
Die Frau. VIII. Aufl. London 1890. S. 198 u. f.
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[202/0222] Warnungen und weist darauf hin, dass keine Gesellschaft für eine lange Dauer von Generationen fortbestehen kann, wo die Erfüllung der drei nonselectorischen Postulate zur allmählichen Entartung der menschlichen Rasse führen würde. Betrachten wir zunächst einmal diese Postulate etwas näher in Bezug auf ihre ganz allgemeinen Zusammenhänge mit Fortpflanzung und Selbsterhaltung der Individuen, um später die principiellen Beziehungen zum Rassenprocess würdigen zu können. Die erste Forderung, die der angepassten Summen, welche verlangt, dass die Zahl der Menschen und die Grösse der zugänglichen Natur einschliesslich aller Productions- mittel in richtigem Verhältniss zu einander stehen und stehen bleiben, ist naturgemäss für die verschiedenen Nationen ver- schieden je nach dem Grade, in dem sie die Natur auszu- beuten verstehen. Die Forderung ist wohl für alle civili- sirten Völker erfüllt, bei allen wäre der Antheil an der Erde und ihren Schätzen genügend unter einer günstigen socialen Ordnung, die bei der Gütererzeugung die Productionsmittel gleichmässig zugänglich machte. Unter dieser Bedingung wäre also von Übervölkerung keine Rede. Das ist der Standpunkt der Mehrzahl der Socialisten, Marx *) an der Spitze. Sie meinen im Grunde, dass die jetzigen Einwohner z. B. von Deutschland, im Fall Collectiv-Eigenthum und -Bewirthschaftung aller Productionsmittel plötzlich eingeführt werden könnten, eine für den Augenblick genügende An- zahl von Nährstellen finden würden. Die meisten Socialisten kümmern sich desshalb um die eigentliche Bevölkerungs- frage nur wenig. Anders die Malthusianer. Sie fassen den Begriff Über- völkerung in Bezug auf die nur heute vorhandenen Nähr- stellen, und von diesem Standpunkt aus haben sie Recht, *) Marx, Karl. Das Kapital. S. 645 u. f. — Bebel, August. Die Frau. VIII. Aufl. London 1890. S. 198 u. f.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/222>, abgerufen am 24.11.2024.