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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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des heutigen Standes der Entwickelungsfactoren mit dem,
wie er von einer rücksichtslosen Rassenhygiene gefordert
werden müsste, durchaus kein so günstiges, dass wir uns
jeder Befürchtung für die Zukunft unserer Rasse entschlagen
dürften.

Schlechtere Devarianten werden in Masse gezeugt,
trotzdem sie zum grossen Theil vermeidbar wären. Dem
Kampf um's Dasein sind vielfach Schranken gezogen,
und die Contraselection wächst in höchst bedrohlichem
Maasse.

Was das Verschlechtern der Devarianten anlangt, so
ist als eine der Hauptursachen desselben in neuerer Zeit
der grosse Betrag nonselectorischer Armuth zu nennen,
den die hohe Entwickelung des Capitalismus mit sich ge-
bracht hat. Eine fernere Ursache ist das Anwachsen des
nonselectorischen Theiles des Alkoholismus. Neben diesen
mehr modernen Ursachen spielen natürlich die alten, die
hauptsächlich aus dem ungeregelten Ablauf der Fort-
pflanzungsfunctionen hervorgingen, immer noch ihre frühere
Rolle. Allerdings sind auch manche Quellen der Ver-
schlechterung der Devarianten, die aus nonselectorischen
Schädlichkeiten entsprangen, durch die moderne Hygiene
verstopft worden.

Was die Beschränkung des Kampfes um's Dasein und
das Anwachsen der Contraselection anlangt, so erscheinen
diese beiden Momente hauptsächlich als Gefolge des Sieges-
zuges, den der humanitäre Gleichberechtigungs-Gedanke
durch unsere moderne Culturwelt angetreten hat.

Huxley nennt die Einschränkung des Kampfes um's
Dasein geradezu das Wesen der Civilisation.

Alkoholfrage vom ärztlichen Standpunkte aus. Berliner klinische
Wochenschrift 1893. No. 39. -- Zur Alkoholfrage, Vergleichende
Darstellung der Gesetze und Erfahrungen einiger ausländ. Staaten
zusammengestellt vom Eidgenöss. statist. Bureau. Bern 1884.

des heutigen Standes der Entwickelungsfactoren mit dem,
wie er von einer rücksichtslosen Rassenhygiene gefordert
werden müsste, durchaus kein so günstiges, dass wir uns
jeder Befürchtung für die Zukunft unserer Rasse entschlagen
dürften.

Schlechtere Devarianten werden in Masse gezeugt,
trotzdem sie zum grossen Theil vermeidbar wären. Dem
Kampf um’s Dasein sind vielfach Schranken gezogen,
und die Contraselection wächst in höchst bedrohlichem
Maasse.

Was das Verschlechtern der Devarianten anlangt, so
ist als eine der Hauptursachen desselben in neuerer Zeit
der grosse Betrag nonselectorischer Armuth zu nennen,
den die hohe Entwickelung des Capitalismus mit sich ge-
bracht hat. Eine fernere Ursache ist das Anwachsen des
nonselectorischen Theiles des Alkoholismus. Neben diesen
mehr modernen Ursachen spielen natürlich die alten, die
hauptsächlich aus dem ungeregelten Ablauf der Fort-
pflanzungsfunctionen hervorgingen, immer noch ihre frühere
Rolle. Allerdings sind auch manche Quellen der Ver-
schlechterung der Devarianten, die aus nonselectorischen
Schädlichkeiten entsprangen, durch die moderne Hygiene
verstopft worden.

Was die Beschränkung des Kampfes um’s Dasein und
das Anwachsen der Contraselection anlangt, so erscheinen
diese beiden Momente hauptsächlich als Gefolge des Sieges-
zuges, den der humanitäre Gleichberechtigungs-Gedanke
durch unsere moderne Culturwelt angetreten hat.

Huxley nennt die Einschränkung des Kampfes um’s
Dasein geradezu das Wesen der Civilisation.

Alkoholfrage vom ärztlichen Standpunkte aus. Berliner klinische
Wochenschrift 1893. No. 39. — Zur Alkoholfrage, Vergleichende
Darstellung der Gesetze und Erfahrungen einiger ausländ. Staaten
zusammengestellt vom Eidgenöss. statist. Bureau. Bern 1884.
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[194/0214] des heutigen Standes der Entwickelungsfactoren mit dem, wie er von einer rücksichtslosen Rassenhygiene gefordert werden müsste, durchaus kein so günstiges, dass wir uns jeder Befürchtung für die Zukunft unserer Rasse entschlagen dürften. Schlechtere Devarianten werden in Masse gezeugt, trotzdem sie zum grossen Theil vermeidbar wären. Dem Kampf um’s Dasein sind vielfach Schranken gezogen, und die Contraselection wächst in höchst bedrohlichem Maasse. Was das Verschlechtern der Devarianten anlangt, so ist als eine der Hauptursachen desselben in neuerer Zeit der grosse Betrag nonselectorischer Armuth zu nennen, den die hohe Entwickelung des Capitalismus mit sich ge- bracht hat. Eine fernere Ursache ist das Anwachsen des nonselectorischen Theiles des Alkoholismus. Neben diesen mehr modernen Ursachen spielen natürlich die alten, die hauptsächlich aus dem ungeregelten Ablauf der Fort- pflanzungsfunctionen hervorgingen, immer noch ihre frühere Rolle. Allerdings sind auch manche Quellen der Ver- schlechterung der Devarianten, die aus nonselectorischen Schädlichkeiten entsprangen, durch die moderne Hygiene verstopft worden. Was die Beschränkung des Kampfes um’s Dasein und das Anwachsen der Contraselection anlangt, so erscheinen diese beiden Momente hauptsächlich als Gefolge des Sieges- zuges, den der humanitäre Gleichberechtigungs-Gedanke durch unsere moderne Culturwelt angetreten hat. Huxley nennt die Einschränkung des Kampfes um’s Dasein geradezu das Wesen der Civilisation. *) *) Alkoholfrage vom ärztlichen Standpunkte aus. Berliner klinische Wochenschrift 1893. No. 39. — Zur Alkoholfrage, Vergleichende Darstellung der Gesetze und Erfahrungen einiger ausländ. Staaten zusammengestellt vom Eidgenöss. statist. Bureau. Bern 1884.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/214>, abgerufen am 24.11.2024.