dass durch die gleichzeitige Verschlechterung der Zeugungs- producte die Rasse ernstlich bedroht wird.
Wäre es richtig, dass hauptsächlich sittlich schwache Personen dem Alkoholismus zum Opfer fallen, sittlich widerstandskräftige, besonnene Naturen aber bis auf Aus- nahmen verschont blieben, dann würde der Rassen- hygieniker sans phrase keinen Grund haben, sich für die nordische Temperenzbewegung zu erwärmen, die ja nur die Ausjätung der Schwachen hindern würde.
Träfe dagegen der Alkoholismus seine Opfer ohne Rücksicht auf ihre Eigenschaften, sagen wir durch zu- fälliges Bekanntwerden mit der Trinksitte, und schädigte er sie ausnahmslos in einem gewissen Grade gleich stark (wenn auch in höheren Graden ungleich stark), so wäre es zweifellos, dass unsere heutigen Trinksitten bei ihrer enormen Ausbreitung und der ihnen folgenden Degeneration der Nachkommen eine nonselectorische Schädlichkeit darstellen würden, die der Rassenhygieniker mit allen Kräften be- kämpfen müsste. Die Entscheidung dieser Frage wird selbstverständlich nicht in der Weise erwartet, dass der ganze Alkoholismus nun entweder in den selectorischen oder den nonselectorischen Topf geworfen werden muss, sondern es handelt sich um das gegenseitige Grössen- verhältniss dieser beiden Momente.
In England, Nordamerika, Skandinavien und jüngst in der Schweiz ist man in weiteren Kreisen zu der Über- zeugung gelangt, dass der Alkoholismus eine die Gesammt- rasse degenerirende Volkskrankheit ist, aber ein wirklicher Beweis ist nur dafür erbracht, dass ein gewisser Theil des Volkes, jedenfalls mehr wie ein Zehntel, stark geschädigt wird. Ob dadurch schon eine thatsächliche, wenn auch noch so leichte, durchgehende Entartung des Volkes zu Stande gebracht wird, bleibt zweifelhaft.
Sicher jedoch ist, dass die Verhältnisszahl der er- zeugten guten Devarianten durch die deletären Wirkungen
dass durch die gleichzeitige Verschlechterung der Zeugungs- producte die Rasse ernstlich bedroht wird.
Wäre es richtig, dass hauptsächlich sittlich schwache Personen dem Alkoholismus zum Opfer fallen, sittlich widerstandskräftige, besonnene Naturen aber bis auf Aus- nahmen verschont blieben, dann würde der Rassen- hygieniker sans phrase keinen Grund haben, sich für die nordische Temperenzbewegung zu erwärmen, die ja nur die Ausjätung der Schwachen hindern würde.
Träfe dagegen der Alkoholismus seine Opfer ohne Rücksicht auf ihre Eigenschaften, sagen wir durch zu- fälliges Bekanntwerden mit der Trinksitte, und schädigte er sie ausnahmslos in einem gewissen Grade gleich stark (wenn auch in höheren Graden ungleich stark), so wäre es zweifellos, dass unsere heutigen Trinksitten bei ihrer enormen Ausbreitung und der ihnen folgenden Degeneration der Nachkommen eine nonselectorische Schädlichkeit darstellen würden, die der Rassenhygieniker mit allen Kräften be- kämpfen müsste. Die Entscheidung dieser Frage wird selbstverständlich nicht in der Weise erwartet, dass der ganze Alkoholismus nun entweder in den selectorischen oder den nonselectorischen Topf geworfen werden muss, sondern es handelt sich um das gegenseitige Grössen- verhältniss dieser beiden Momente.
In England, Nordamerika, Skandinavien und jüngst in der Schweiz ist man in weiteren Kreisen zu der Über- zeugung gelangt, dass der Alkoholismus eine die Gesammt- rasse degenerirende Volkskrankheit ist, aber ein wirklicher Beweis ist nur dafür erbracht, dass ein gewisser Theil des Volkes, jedenfalls mehr wie ein Zehntel, stark geschädigt wird. Ob dadurch schon eine thatsächliche, wenn auch noch so leichte, durchgehende Entartung des Volkes zu Stande gebracht wird, bleibt zweifelhaft.
Sicher jedoch ist, dass die Verhältnisszahl der er- zeugten guten Devarianten durch die deletären Wirkungen
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dass durch die gleichzeitige Verschlechterung der Zeugungs-
producte die Rasse ernstlich bedroht wird.
Wäre es richtig, dass hauptsächlich sittlich schwache
Personen dem Alkoholismus zum Opfer fallen, sittlich
widerstandskräftige, besonnene Naturen aber bis auf Aus-
nahmen verschont blieben, dann würde der Rassen-
hygieniker sans phrase keinen Grund haben, sich für die
nordische Temperenzbewegung zu erwärmen, die ja nur
die Ausjätung der Schwachen hindern würde.
Träfe dagegen der Alkoholismus seine Opfer ohne
Rücksicht auf ihre Eigenschaften, sagen wir durch zu-
fälliges Bekanntwerden mit der Trinksitte, und schädigte er
sie ausnahmslos in einem gewissen Grade gleich stark
(wenn auch in höheren Graden ungleich stark), so wäre es
zweifellos, dass unsere heutigen Trinksitten bei ihrer enormen
Ausbreitung und der ihnen folgenden Degeneration der
Nachkommen eine nonselectorische Schädlichkeit darstellen
würden, die der Rassenhygieniker mit allen Kräften be-
kämpfen müsste. Die Entscheidung dieser Frage wird
selbstverständlich nicht in der Weise erwartet, dass der
ganze Alkoholismus nun entweder in den selectorischen
oder den nonselectorischen Topf geworfen werden muss,
sondern es handelt sich um das gegenseitige Grössen-
verhältniss dieser beiden Momente.
In England, Nordamerika, Skandinavien und jüngst in
der Schweiz ist man in weiteren Kreisen zu der Über-
zeugung gelangt, dass der Alkoholismus eine die Gesammt-
rasse degenerirende Volkskrankheit ist, aber ein wirklicher
Beweis ist nur dafür erbracht, dass ein gewisser Theil des
Volkes, jedenfalls mehr wie ein Zehntel, stark geschädigt
wird. Ob dadurch schon eine thatsächliche, wenn auch
noch so leichte, durchgehende Entartung des Volkes
zu Stande gebracht wird, bleibt zweifelhaft.
Sicher jedoch ist, dass die Verhältnisszahl der er-
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/210>, abgerufen am 16.02.2025.
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