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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Noch ein weiteres Moment müssen wir in Betracht
ziehen. Haben die Wohlhabenden schon in höherem
Maasse das Bestreben, die Kinderzahl zu beschränken, so
kommt noch hinzu, dass es ihnen auch bedeutend leichter
ist, ihr Bestreben durchzuführen. Sie haben erstens durch
ihre vorwiegend geistige Beschäftigung mehr Übung in der
Selbstzucht, sie können sich besser "vorsehen", ein Um-
stand, der besonders bei der so häufigen Form des coitus
interruptus eine Rolle spielt. Sodann sind sie durch Lectüre
und Aerzte besser über die Technik des praeventiven
Verkehrs unterrichtet und können sich Pessare, Condome
etc. eher verschaffen. Und was nicht gering angeschlagen
werden darf, Hebamme, Apotheker und andere Helfer können
eher bezahlt, also benutzt werden. Die Praeventiv-Mittel
sind eben alle nicht ganz sicher, bei Armen wie bei Reichen
"passirt" doch manchmal etwas. Die ärmere Frau kann
nur unvollkommene Anstrengungen machen, "ihre Regeln
wieder zu bekommen", die wohlhabende dagegen findet
oft genug Hände bereit, ihr aus der Noth zu helfen. Man
braucht nur einen Blick in den Annoncen-Theil gewisser
grossstädtischer Blätter zu werfen, um zu erfahren, wie
ausgedehnt dieses Geschäft betrieben wird. *) Ploss sagt:
"Es ist bekannt, dass unter den Weissen Nord-Amerika's
die Abtreibung sehr üblich ist, und dass insbesondere in
allen grossen Städten eigene Anstalten existiren, in denen
Mädchen und Frauen eine frühzeitige Entbindung bewerk-
stelligen.". Ferner: "Auch in Europas grossen Städten
scheint die Frucht-Abtreibung überhand zu nehmen. ...
Nach der Ansicht aller Sachverständigen wird die Frucht-
abtreibung in Paris vollkommen handwerksmässig nament-
lich durch die Hebammen und in den Privat-Entbindungs-
anstalten betrieben, deren wahrer Zweck allgemein bekannt
ist."**) Lombroso spricht sich in seinem Buche "Das

*) Bebel, August. Die Frau. S. 53.
**) Ploss, Das Weib. I. Bd. S. 543 u. ff.

Noch ein weiteres Moment müssen wir in Betracht
ziehen. Haben die Wohlhabenden schon in höherem
Maasse das Bestreben, die Kinderzahl zu beschränken, so
kommt noch hinzu, dass es ihnen auch bedeutend leichter
ist, ihr Bestreben durchzuführen. Sie haben erstens durch
ihre vorwiegend geistige Beschäftigung mehr Übung in der
Selbstzucht, sie können sich besser „vorsehen“, ein Um-
stand, der besonders bei der so häufigen Form des coitus
interruptus eine Rolle spielt. Sodann sind sie durch Lectüre
und Aerzte besser über die Technik des praeventiven
Verkehrs unterrichtet und können sich Pessare, Condome
etc. eher verschaffen. Und was nicht gering angeschlagen
werden darf, Hebamme, Apotheker und andere Helfer können
eher bezahlt, also benutzt werden. Die Praeventiv-Mittel
sind eben alle nicht ganz sicher, bei Armen wie bei Reichen
„passirt“ doch manchmal etwas. Die ärmere Frau kann
nur unvollkommene Anstrengungen machen, „ihre Regeln
wieder zu bekommen“, die wohlhabende dagegen findet
oft genug Hände bereit, ihr aus der Noth zu helfen. Man
braucht nur einen Blick in den Annoncen-Theil gewisser
grossstädtischer Blätter zu werfen, um zu erfahren, wie
ausgedehnt dieses Geschäft betrieben wird. *) Ploss sagt:
„Es ist bekannt, dass unter den Weissen Nord-Amerika’s
die Abtreibung sehr üblich ist, und dass insbesondere in
allen grossen Städten eigene Anstalten existiren, in denen
Mädchen und Frauen eine frühzeitige Entbindung bewerk-
stelligen.“. Ferner: „Auch in Europas grossen Städten
scheint die Frucht-Abtreibung überhand zu nehmen. …
Nach der Ansicht aller Sachverständigen wird die Frucht-
abtreibung in Paris vollkommen handwerksmässig nament-
lich durch die Hebammen und in den Privat-Entbindungs-
anstalten betrieben, deren wahrer Zweck allgemein bekannt
ist.“**) Lombroso spricht sich in seinem Buche „Das

*) Bebel, August. Die Frau. S. 53.
**) Ploss, Das Weib. I. Bd. S. 543 u. ff.
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[167/0187] Noch ein weiteres Moment müssen wir in Betracht ziehen. Haben die Wohlhabenden schon in höherem Maasse das Bestreben, die Kinderzahl zu beschränken, so kommt noch hinzu, dass es ihnen auch bedeutend leichter ist, ihr Bestreben durchzuführen. Sie haben erstens durch ihre vorwiegend geistige Beschäftigung mehr Übung in der Selbstzucht, sie können sich besser „vorsehen“, ein Um- stand, der besonders bei der so häufigen Form des coitus interruptus eine Rolle spielt. Sodann sind sie durch Lectüre und Aerzte besser über die Technik des praeventiven Verkehrs unterrichtet und können sich Pessare, Condome etc. eher verschaffen. Und was nicht gering angeschlagen werden darf, Hebamme, Apotheker und andere Helfer können eher bezahlt, also benutzt werden. Die Praeventiv-Mittel sind eben alle nicht ganz sicher, bei Armen wie bei Reichen „passirt“ doch manchmal etwas. Die ärmere Frau kann nur unvollkommene Anstrengungen machen, „ihre Regeln wieder zu bekommen“, die wohlhabende dagegen findet oft genug Hände bereit, ihr aus der Noth zu helfen. Man braucht nur einen Blick in den Annoncen-Theil gewisser grossstädtischer Blätter zu werfen, um zu erfahren, wie ausgedehnt dieses Geschäft betrieben wird. *) Ploss sagt: „Es ist bekannt, dass unter den Weissen Nord-Amerika’s die Abtreibung sehr üblich ist, und dass insbesondere in allen grossen Städten eigene Anstalten existiren, in denen Mädchen und Frauen eine frühzeitige Entbindung bewerk- stelligen.“. Ferner: „Auch in Europas grossen Städten scheint die Frucht-Abtreibung überhand zu nehmen. … Nach der Ansicht aller Sachverständigen wird die Frucht- abtreibung in Paris vollkommen handwerksmässig nament- lich durch die Hebammen und in den Privat-Entbindungs- anstalten betrieben, deren wahrer Zweck allgemein bekannt ist.“ **) Lombroso spricht sich in seinem Buche „Das *) Bebel, August. Die Frau. S. 53. **) Ploss, Das Weib. I. Bd. S. 543 u. ff.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/187>, abgerufen am 22.11.2024.