Tod in Folge von Hunger oder Krankheiten, die durch Mangel, Schmutz, Unwissenheit, Sorgen und andere Be- gleiterscheinungen der Armuth entstehen, kurz Armuths- Sterblichkeit; zweitens Ehelosigkeit oder verminderte Kinder- zeugung durch absolute oder relative Armuth, auch Ar- muths-Krankheiten, sowie durch sonstige geistige und körperliche Folgezustände der Armuth, kurz Armuths- Praevention; endlich drittens jede Schädigung, von denen die Keime und die Kinder während der Zeit ihres Heran- wachsens durch die Armuth der Eltern getroffen werden. Die Schädigungen dieser letzten Kategorie würden natür- lich für eine spätere Zeit auch entweder auf Armuths-Tod oder Armuths-Praevention hinauslaufen, so dass es nur dann Werth hat, diese Kategorie überhaupt aufzustellen, wenn die gesammte wirthschaftliche Ausjäte zu einem ge- gebenen Zeitpunkt betrachtet werden soll.
Um nun den Inhalt der wirthschaftlichen Ausjätung etwas specialisiren zu können, wollen wir die Einflüsse der Armuth schlechtweg auf Gesundheitszustand, Eheschliessung und Geburtenziffer in's Auge fassen. Das ist insofern nicht ganz correct, als die Armuth in ihrer Gesammtheit nicht die Folge des wirthschaftlichen Kampfes um's Dasein allein ist, sondern ausserdem giebt es ja noch die Armuth durch die nonselectorischen Einflüsse der Krisen, der Einführung von Maschinen etc. und des blossen Umstandes der Geburt in Familien, die durch solche nonselectorischen Momente arm geworden sind. Aber der Fehler bezieht sich haupt- sächlich nur darauf, dass der Begriff der Gesammt-Armuth ein quantitativ umfassenderer ist, als der der wirthschaftlichen Ausjäte, ihre spezielle Beschaffenheit und die Art ihrer Folgen sind so ziemlich dieselben. Höchstens könnte man anführen, dass bei der nonselectorischen Armuth die Ent- artung des Familienlebens und das hoffnungslose Erlahmen nicht so häufig eintritt eben durch das öftere Vorhanden- sein guter wirthschaftlicher Eigenschaften, so dass also die
Tod in Folge von Hunger oder Krankheiten, die durch Mangel, Schmutz, Unwissenheit, Sorgen und andere Be- gleiterscheinungen der Armuth entstehen, kurz Armuths- Sterblichkeit; zweitens Ehelosigkeit oder verminderte Kinder- zeugung durch absolute oder relative Armuth, auch Ar- muths-Krankheiten, sowie durch sonstige geistige und körperliche Folgezustände der Armuth, kurz Armuths- Praevention; endlich drittens jede Schädigung, von denen die Keime und die Kinder während der Zeit ihres Heran- wachsens durch die Armuth der Eltern getroffen werden. Die Schädigungen dieser letzten Kategorie würden natür- lich für eine spätere Zeit auch entweder auf Armuths-Tod oder Armuths-Praevention hinauslaufen, so dass es nur dann Werth hat, diese Kategorie überhaupt aufzustellen, wenn die gesammte wirthschaftliche Ausjäte zu einem ge- gebenen Zeitpunkt betrachtet werden soll.
Um nun den Inhalt der wirthschaftlichen Ausjätung etwas specialisiren zu können, wollen wir die Einflüsse der Armuth schlechtweg auf Gesundheitszustand, Eheschliessung und Geburtenziffer in’s Auge fassen. Das ist insofern nicht ganz correct, als die Armuth in ihrer Gesammtheit nicht die Folge des wirthschaftlichen Kampfes um’s Dasein allein ist, sondern ausserdem giebt es ja noch die Armuth durch die nonselectorischen Einflüsse der Krisen, der Einführung von Maschinen etc. und des blossen Umstandes der Geburt in Familien, die durch solche nonselectorischen Momente arm geworden sind. Aber der Fehler bezieht sich haupt- sächlich nur darauf, dass der Begriff der Gesammt-Armuth ein quantitativ umfassenderer ist, als der der wirthschaftlichen Ausjäte, ihre spezielle Beschaffenheit und die Art ihrer Folgen sind so ziemlich dieselben. Höchstens könnte man anführen, dass bei der nonselectorischen Armuth die Ent- artung des Familienlebens und das hoffnungslose Erlahmen nicht so häufig eintritt eben durch das öftere Vorhanden- sein guter wirthschaftlicher Eigenschaften, so dass also die
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Tod in Folge von Hunger oder Krankheiten, die durch
Mangel, Schmutz, Unwissenheit, Sorgen und andere Be-
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Sterblichkeit; zweitens Ehelosigkeit oder verminderte Kinder-
zeugung durch absolute oder relative Armuth, auch Ar-
muths-Krankheiten, sowie durch sonstige geistige und
körperliche Folgezustände der Armuth, kurz Armuths-
Praevention; endlich drittens jede Schädigung, von denen
die Keime und die Kinder während der Zeit ihres Heran-
wachsens durch die Armuth der Eltern getroffen werden.
Die Schädigungen dieser letzten Kategorie würden natür-
lich für eine spätere Zeit auch entweder auf Armuths-Tod
oder Armuths-Praevention hinauslaufen, so dass es nur
dann Werth hat, diese Kategorie überhaupt aufzustellen,
wenn die gesammte wirthschaftliche Ausjäte zu einem ge-
gebenen Zeitpunkt betrachtet werden soll.
Um nun den Inhalt der wirthschaftlichen Ausjätung
etwas specialisiren zu können, wollen wir die Einflüsse der
Armuth schlechtweg auf Gesundheitszustand, Eheschliessung
und Geburtenziffer in’s Auge fassen. Das ist insofern nicht
ganz correct, als die Armuth in ihrer Gesammtheit nicht
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ist, sondern ausserdem giebt es ja noch die Armuth durch
die nonselectorischen Einflüsse der Krisen, der Einführung
von Maschinen etc. und des blossen Umstandes der Geburt
in Familien, die durch solche nonselectorischen Momente
arm geworden sind. Aber der Fehler bezieht sich haupt-
sächlich nur darauf, dass der Begriff der Gesammt-Armuth
ein quantitativ umfassenderer ist, als der der wirthschaftlichen
Ausjäte, ihre spezielle Beschaffenheit und die Art ihrer
Folgen sind so ziemlich dieselben. Höchstens könnte man
anführen, dass bei der nonselectorischen Armuth die Ent-
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/174>, abgerufen am 24.11.2024.
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