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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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an Denkvermögen zu, machte vielleicht aber auch Fort-
schritte im Bau oder an Grösse; durch die Zunahme der
Intelligenz allein war er im Stande, sich als Herr über alle
Thiere und als der am weitesten verbreitete Bewohner der
Erde zu behaupten."

Wir erkennen hieraus, mit welcher enormen Kraft und
Feinheit die Regulations-Mechanismen des Gehirns arbeiten,
und dass sie ganz gut einige andere Regulationen über-
flüssig machen konnten. So sind z. B. die Vorrich-
tungen in unserem Körper, um langes Hungern und
Dursten zu ertragen, entschieden schwächer als die der
Wilden, da eben unser Gehirn besser für regelmässige
Stillung sorgen kann. Unsere Zähne sind kleiner geworden,
weil unser Gehirn die Speisen besser zu präpariren lehrt.
Aus demselben Grunde, dem der besseren Regulirung durch
das Gehirn, scheinen noch verschiedene Regulationen an-
derer Organe gegen eine ganze Reihe von Extraleinflüssen
von ihrer früheren Höhe herabgegangen zu sein. Diese
stellenweise Vereinfachung ändert aber nichts daran, dass
der Gesammtorganismus einer besseren Regulation fähig
geworden ist, mit anderen Worten, dass die Gesammt-Er-
haltungskraft durch die Ausbildung des Gehirns eine grössere
geworden ist. Eine ähnliche Rolle, wie für die Erhaltung
des Individuums, spielte das bessere Gehirn auch für die
Fortpflanzungsfunctionen. Durch verfeinerte Beobachtung
wurde die sexuelle Auslese bei der Gattenwahl eine
schärfere, während der Schwangerschaft, der Säugungs-
und der ganzen späteren Erziehungs-Periode war der hö-
heren Intelligenz vollauf Gelegenheit gegeben, das ganze
Fortpflanzungsgeschäft günstig zu beeinflussen, war also
ihrem Träger eine wesentliche Verstärkung seiner Fort-
pflanzungskraft.

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an Denkvermögen zu, machte vielleicht aber auch Fort-
schritte im Bau oder an Grösse; durch die Zunahme der
Intelligenz allein war er im Stande, sich als Herr über alle
Thiere und als der am weitesten verbreitete Bewohner der
Erde zu behaupten.“

Wir erkennen hieraus, mit welcher enormen Kraft und
Feinheit die Regulations-Mechanismen des Gehirns arbeiten,
und dass sie ganz gut einige andere Regulationen über-
flüssig machen konnten. So sind z. B. die Vorrich-
tungen in unserem Körper, um langes Hungern und
Dursten zu ertragen, entschieden schwächer als die der
Wilden, da eben unser Gehirn besser für regelmässige
Stillung sorgen kann. Unsere Zähne sind kleiner geworden,
weil unser Gehirn die Speisen besser zu präpariren lehrt.
Aus demselben Grunde, dem der besseren Regulirung durch
das Gehirn, scheinen noch verschiedene Regulationen an-
derer Organe gegen eine ganze Reihe von Extraleinflüssen
von ihrer früheren Höhe herabgegangen zu sein. Diese
stellenweise Vereinfachung ändert aber nichts daran, dass
der Gesammtorganismus einer besseren Regulation fähig
geworden ist, mit anderen Worten, dass die Gesammt-Er-
haltungskraft durch die Ausbildung des Gehirns eine grössere
geworden ist. Eine ähnliche Rolle, wie für die Erhaltung
des Individuums, spielte das bessere Gehirn auch für die
Fortpflanzungsfunctionen. Durch verfeinerte Beobachtung
wurde die sexuelle Auslese bei der Gattenwahl eine
schärfere, während der Schwangerschaft, der Säugungs-
und der ganzen späteren Erziehungs-Periode war der hö-
heren Intelligenz vollauf Gelegenheit gegeben, das ganze
Fortpflanzungsgeschäft günstig zu beeinflussen, war also
ihrem Träger eine wesentliche Verstärkung seiner Fort-
pflanzungskraft.

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[97/0117] an Denkvermögen zu, machte vielleicht aber auch Fort- schritte im Bau oder an Grösse; durch die Zunahme der Intelligenz allein war er im Stande, sich als Herr über alle Thiere und als der am weitesten verbreitete Bewohner der Erde zu behaupten.“ Wir erkennen hieraus, mit welcher enormen Kraft und Feinheit die Regulations-Mechanismen des Gehirns arbeiten, und dass sie ganz gut einige andere Regulationen über- flüssig machen konnten. So sind z. B. die Vorrich- tungen in unserem Körper, um langes Hungern und Dursten zu ertragen, entschieden schwächer als die der Wilden, da eben unser Gehirn besser für regelmässige Stillung sorgen kann. Unsere Zähne sind kleiner geworden, weil unser Gehirn die Speisen besser zu präpariren lehrt. Aus demselben Grunde, dem der besseren Regulirung durch das Gehirn, scheinen noch verschiedene Regulationen an- derer Organe gegen eine ganze Reihe von Extraleinflüssen von ihrer früheren Höhe herabgegangen zu sein. Diese stellenweise Vereinfachung ändert aber nichts daran, dass der Gesammtorganismus einer besseren Regulation fähig geworden ist, mit anderen Worten, dass die Gesammt-Er- haltungskraft durch die Ausbildung des Gehirns eine grössere geworden ist. Eine ähnliche Rolle, wie für die Erhaltung des Individuums, spielte das bessere Gehirn auch für die Fortpflanzungsfunctionen. Durch verfeinerte Beobachtung wurde die sexuelle Auslese bei der Gattenwahl eine schärfere, während der Schwangerschaft, der Säugungs- und der ganzen späteren Erziehungs-Periode war der hö- heren Intelligenz vollauf Gelegenheit gegeben, das ganze Fortpflanzungsgeschäft günstig zu beeinflussen, war also ihrem Träger eine wesentliche Verstärkung seiner Fort- pflanzungskraft. 7

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/117>, abgerufen am 24.11.2024.